Gevelsberg. Die Gevelsberger Physiotherapeutin Václava Gallinnis hat sich mit 55 Jahren selbstständig gemacht. Das sind ihre neue Praxis und das Angebot.

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Dieser Spruch des tschechischen Dramatikers, Menschenrechtlers und Politikers Václav Havel prangt an der Wand direkt an der Anmeldung der neuen Physiotherapie-Praxis Vendula in Gevelsberg. „Das ist mein Lieblingsspruch“, sagt Václava Gallinnis.

Und tatsächlich hat er auch einen gewissen Bezug zu ihrem Leben – zumindest in den vergangenen Monaten. Denn nach 30 Jahren als angestellte Physiotherapeutin in Ennepetal hat die 55-Jährige entschieden, ihren langgehegten Traum doch noch zu erfüllen: selbstständig sein mit einer eigenen Praxis. Und das trotz zum Teil erheblicher Zweifel.

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Seit dem 1. Juli ist Gallinnis nun offiziell die Nachfolgerin von Angelika vom Bruch und hat deren Praxis in der Schillerstraße 15 frisch renoviert. Angelika vom Bruch hatte die Praxis 30 Jahre lang geleitet und ist dort nun weiterhin angestellt.

Großen Respekt vor Selbstständigkeit

„Das war eine große Umstellung für mich“, gibt Václava Gallinnis zu. „Die ganzen Sachen zu regeln, das waren harte drei bis vier Monate.“ Und dass es überhaupt dazu kam, war auch mehr dem Zufall geschuldet. „Eine Nachbarin hat mich und eine Freundin angesprochen und gesagt, dass Frau vom Bruch kürzer treten möchte“, beginnt die Physiotherapeutin zu erklären. Die Frage sei gewesen, ob sie jemanden kennen würde, der die Praxis übernehmen wolle.

Blick in einen weiteren Behandlungsraum der Physiotherapie-Praxis Vendula in Gevelsberg.
Blick in einen weiteren Behandlungsraum der Physiotherapie-Praxis Vendula in Gevelsberg. © WP | Max Kölsch

Aber Gallinnis zögert, hat zu großen Respekt davor. Erst habe sie es mit ihrer Freundin gemeinsam machen wollen, verrät sie. Dann kam es zu einer anderen Lösung: „Es war für mich schwer vorstellbar, von jetzt auf gleich von ,angestellt’ zu ,Chefin’ zu wechseln“, so die 55-Jährige. „Dann kam das Angebot, erstmal als Angestellte dort anzufangen und später zu übernehmen.“

Leistungen

Václava Gallinnis hat ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin in Tschechien absolviert und zusätzlich Physiotherapie in Bratislava (Hauptstadt der Slowakei) studiert. 1992 kam sie nach Deutschland und begann dort, als angestellte Physiotherapeutin in Ennepetal zu arbeiten. Sämtliche Zusatzqualifikationen – darunter die als Heilpraktikerin für Physiotherapie – hat sie in Deutschland gemacht.

Václava Gallinnis und ihr Team bieten in der neuen Praxis folgende Leistungen an: Manuelle Therapie, PNF-Therapie, Bobath-Therapie, Krankengymnastik, Manuelle Lymphdrainage, Beckenboden-Therapie, Behandlungen von CMD-Kiefergelenkproblematiken, Fußreflexzonentherapie, Spiralstabilisation und Mobilisation, Massage, Kinesiotherapie und Hausbesuche.

Bei einem Tag der offenen Tür am Samstag, 13. August, möchte das Team sich interessierten Besucherinnen und Besuchern gerne ab 11 Uhr bei einem Tag der offenen Tür in der Schillerstraße 15 vorstellen. Die Praxis ist erreichbar unter 02332/13961 und physio-vendula@gmx.de.

Eine gute Lösung für Václava Gallinnis, so habe sie sich einfinden und die Patientinnen und Patienten kennenlernen können. Also fängt sie zum 1. März 2022 bei ihrer Vorgängerin an, zu arbeiten – bis sie schließlich den Wechsel vollziehen. „Der Traum, das zu machen, war schon immer da“, sagt sie heute über ihre plötzliche Selbstständigkeit. Warum aber geht sie diesen Schritt erst jetzt? „Mit vier kleinen Kindern und Selbstständigkeit ist es schwierig“, erklärt sie. Mittlerweile seien ihre Kinder aber erwachsen.

Ganzheitlicher Ansatz bei Arbeit

Zusammen mit Freunden und anderen Verwandten hätten ihre Kinder ihr auch bei der Renovierung der Praxis geholfen. Statt Teppich- haben die Räume nun einen neuen Vinylboden. Die Wände haben neue, hellere Farbe bekommen. Teile der Einrichtung hat Gallinnis ausgetauscht, das, was sie und ihr Team für ihre Arbeit brauchen, aber übernommen. Beispielsweise die Patienten-Liegen.

Teile der Einrichtung hat Václava Gallinnis in ihrer Praxis „Physiotherapie Vendula“ in Gevelsberg übernommen.
Teile der Einrichtung hat Václava Gallinnis in ihrer Praxis „Physiotherapie Vendula“ in Gevelsberg übernommen. © WP | Max Kölsch

Auch andere Bilder hat die Physiotherapeutin aufgehangen, darunter eines von ihrer Heimatstadt Prag in Tschechien. Für die Unterstützung und die Ermutigung, die ihr Freunde und Familie geben, ist sie sehr dankbar.

Bei ihrer Arbeit legt Gallinnis nach eigenen Angaben Wert auf einen ganzheitlichen Ansatz. „Wenn die Schulter weh tut, gucke ich nicht nur auf die Schulter, sondern auf den ganzen Körper und den Geist“, macht die deutlich. „Auch die Psyche ist wichtig.“ Manchmal könne die Physiotherapie nur lindern. Aber: „Manchmal schafft man kleine Wunder“, weiß Václava Gallinnis.