Ennepe-Ruhr/Gevelsberg. Die Energiepreise steigen. Die AVU gibt das an ihre Kunden weiter. Gleichzeitig äußern die SPD-Abgeordneten aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis Kritik.

Gasbeschaffungsumlage, Abschlagszahlungen, enorme Preissteigerungen bei der Energie: Das beschäftigt gerade viele Menschen in ganz Deutschland. Auch bei der AVU gibt es in der Kundenberatung verstärkt Anfragen in den Treffpunkten und bei der Hotline. Darüber informierte der heimische Energieversorger mit Sitz in Gevelsberg am Montag. Schon jetzt steht fest, dass die AVU die beiden Umlagen für Gasbeschaffung (netto 2,419 Cent pro Kilowattstunde) und Gasspeicherung (netto 0,059 ct/kWh) weitergeben wird.

„Das sind starke Belastungen. Neben den Umlagen kommen nun auch die enorm gestiegenen Beschaffungskosten dazu. Sobald wir wissen, wie genau die Erhöhungen für Gas und für Strom ausfallen, informieren wir unsere Kunden und die Öffentlichkeit“, erklärt AVU-Vorstand Uwe Träris. „Wir beschaffen die kalkulierbaren Gasmengen auf den Handelsmärkten langfristig und haben für das Jahr 2023 die Beschaffung abgeschlossen.“ Das bedeutet: Die Energie für den Zeitraum bis Ende 2023 und zum Teil sogar darüber hinaus ist bereits eingekauft, wie AVU-Sprecher Jörg Prostka am Montag auf Nachfrage der Redaktion bestätigt.

Insgesamt hätten sich diese Handelspreise für den langfristigen Einkauf in den vergangenen zwölf Monaten versechsfacht, sagt AVU-Vorstand Träris. Die AVU empfiehlt ausdrücklich, die Abschlagszahlungen zu erhöhen. Vertriebsleiter Benjamin Kreikebaum erklärt: „Erhöhungen um 70 bis 100 Prozent können durchaus Sinn machen.“

Rollierendes System bei Zählerablesung

Eine ähnliche Entwicklung gibt es laut AVU auch beim Strom: Auch hier seien die Handelspreise und damit die Beschaffungskosten in den vergangenen zwölf Monaten etwa um das Fünffache angestiegen. „Ich weiß, dass die kommenden Belastungen für viele Familien und Unternehmen schwer zu stemmen sind. Wir beraten und unterstützen, so gut es geht“, erklärt Uwe Träris.

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Eine prozentuale Empfehlung zur Erhöhung der Abschlagszahlungen wie beim Gas nennt die AVU auf Nachfrage nicht. Auch einen genauen Zeitpunkt empfiehlt sie nicht. „Dabei muss man berücksichtigen, dass wir ein rollierendes System haben“, so Pressesprecher Jörg Prostka. Der Energieversorger liest nicht alle Zählerstände seines gesamten Netzgebietes gleichzeitig ab, um dann die Abrechnungen zu erstellen. Stattdessen geht er städteweise und Stück für Stück vor.

Die Gasumlagen sollen voraussichtlich ab dem 1. Oktober in Kraft treten. Je nachdem, ab welchem Zeitpunkt die Energieverbräuche dann rückwirkend für die vergangenen zwölf Monate abgelesen werden, wirken sich die Umlagen entsprechend auf die Kosten aus. Die AVU wird Kundinnen und Kunden entsprechend gesetzlicher Vorgaben informieren.

Energieversorger appelliert an die Politik

Gemeinsam mit Branchen-Verbänden appelliert die AVU an die Politik: Notwendig seien weitere staatliche Entlastungsmaßnahmen für einkommensschwache Haushalte. Mit einer ähnlich lautenden Forderung sind am Montag auch die SPD-Landtagsabgeordneten aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, Ina Blumenthal, Dr. Nadja Büteführ und Kirsten Stich, an die Öffentlichkeit gegangen. Sie fordern von der Landesregierung, dass sie einen eigenen Unterstützungsplan vorlegt, um gerade Haushalte mit kleinen Einkommen bei steigenden Energiekosten zu unterstützen.

Tipps zum Energiesparen

Die AVU weist darauf hin, dass es wichtig ist, Energie zu sparen – dazu bietet der Energieversorger auf seiner Internetseite viele Tipps an: www.avu.de/energiespartipps.

Dort gibt es unter anderem auch eine ausführliche Broschüre zum Herunterladen.

„Viele Familien blicken mit enormer Sorge auf den Winter. Angesichts steigender Preise und drohender Gasengpässe fragen sie sich, wie sie ihren Lebensunterhalt noch finanzieren sollen“, sagt Dr. Nadja Büteführ, langjährige Landtagsabgeordnete für Witten und Herdecke.

Aus Sicht der Sozialdemokratinnen tut die derzeitige Landesregierung aus CDU und Grünen zu wenig. „Offenbar sieht es die Landesregierung um Ministerpräsident Wüst nicht als ihre Aufgabe an, eigene Antworten auf die herausfordernden Zeiten zu finden“, ergänzt die Gevelsbergerin Ina Blumenthal.

Kritik von SPD aus Ennepe-Ruhr-Kreis

Auch Kirsten Stich, die sich seit der Landtagswahl im Mai für die Belange der Bürgerinnen und Bürger in Wetter, Hattingen, Schwelm und Sprockhövel einsetzt, kritisiert: „Das Land hat das Geld und die Möglichkeiten, um den Bürgerinnen und Bürgern zu helfen. Doch die Landesregierung droht, planlos in die kalte Jahreszeit zu stolpern.“

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Die SPD schlägt beispielsweise vor, die Gebühren für Kitas und den Offenen Ganztag sofort abzuschaffen. „Nichts würde den Familien auch hier im Ennepe-Ruhr-Kreis aktuell mehr und direkter helfen“, so Büteführ. Gemeinsam mit den großen Wohnungskonzernen und -verbänden könnte die Landesregierung außerdem vereinbaren, auf Mietpreiserhöhungen bis 2025 zu verzichten.

„Wir schlagen deshalb einen Pakt zum Mietpreis-Stopp vor. Das wäre ein deutliches Signal, das den Menschen wieder Sicherheit gäbe“, betont Ina Blumenthal, die neben Gevelsberg auch noch die Städte Ennepetal, Breckerfeld und die südlichen Stadtteile von Hagen im Landtag vertritt.