Schwelm. Kunden aus Schwelm dokumentieren, dass Briefe fast eine Woche nicht zugestellt werden. So äußert sich nun die Deutsche Post dazu.
Dass Briefe innerhalb Deutschlands binnen 24 Stunden zugestellt werden, darauf ist die Post zurecht stolz. Doch das scheint in Schwelm nicht mehr regelmäßig zu funktionieren. Zumindest am Winterberg bleiben Briefe schonmal eine knappe Woche liegen. Das zu beweisen war nicht einfach, ist Anwohnern dennoch gelungen. Die Deutsche Post hingegen will dem Fall nachgehen. Eine Erklärung dafür hat sie indes nicht.
Immer mal wieder grübelten die Anwohner der Winterberger Straße darüber, warum sie oft zum Ende der Woche keine Post mehr erhalten, dafür aber nach dem Wochenende der Briefkasten aus allen Nähten platzt. Sie wandten sich an die Deutsche Post, die ihnen eine knappe Antwort gab: „Dann hat ihnen an diesen Tagen eben niemand etwas geschickt.“ Damit jedoch gaben sich Anwohner nicht zufrieden. Zu groß waren oft die Datumslücken zwischen dem Poststempel und dem Tag der Zustellung, zwischen den Daten auf den Briefköpfen und dem Erhalt der Sendung.
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Bei ihrer Recherche half ihnen schließlich die Post selbst. In der App von Post und DHL gibt es mittlerweile nämlich den Punkt „Briefankündigung“, der sehr zuverlässig wie folgt funktioniert: Stets zwischen Mitternacht und halb eins bekommt der Adressat ein Foto seines Briefs zugeschickt, der ihn am folgenden Morgen erreichen soll. Nun ließ sich für die betroffenen Anwohner wunderbar nachvollziehen, wann sie hätten Post bekommen sollen und wann der Briefträger diese tatsächlich eingeworfen hat.
Nächtliche Ankündigungen
So zeichnete sich schnell ein Bild ab, das seinen Höhepunkt Ende Juli fand. Die erste Ankündigung kam in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 0.20 Uhr. Ein Brief einer Versicherung solle am Donnerstag zugestellt werden. Es passierte: nichts. In der nächsten Nacht das nächste Foto. Diesmal ein Brief eines Weinguts, der für den Freitag avisiert wurde, aber ebenfalls nicht ankam. Am Samstag schließlich – so kündete es die Post selbst inklusive eines Bildes an, sollte das Schreiben eines Schwelmer Unternehmens zum Winterberg geliefert werden.
Wieder blieb der Briefkasten leer. „Sämtliche vorgenannten sowie weitere Briefe kamen erst am Dienstag, 26. Juli, an. Das bedeutet, dass der älteste Brief, der für Donnerstag, 21. Juli, angekündigt war, erst am darauffolgenden Dienstag angekommen ist“, sagen die Betroffenen. Offenbar wurde an vier aufeinanderfolgenden Tagen – Donnerstag, Freitag, Samstag und Montag – keine Post ausgetragen; anders lassen sich die Laufzeiten der einzelnen Briefe und die gesammelte Zustellung am Dienstag nicht erklären. Oder doch?
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Das in diesem Fall betroffene Paar sandte am 26. Juli seine Dokumentation der nicht zugestellten Briefe über mehrere Wochen und eine Beschwerde an die Deutsche Post – bewusst nicht als Brief sondern als E-Mail. Sie fügten zudem noch an, dass sie seit vielen Wochen die Werbung „Einkauf aktuell“ nicht mehr erhalten. Eine Reaktion blieb bislang aus. Die Redaktion hakte bei der Post nach.
Post weiß von keinem Problem
Dieter Schumachers, Pressesprecher der Deutschen Post, kann allerdings nach hausinterner Recherche auch nur mit den Schultern zucken. „Zunächst sei vorweggeschickt, dass wir – ungeachtet der in vielen Branchen und Gegenden grassierenden Personalprobleme, die bekanntlich vorrangig aus hohen Krankenständen (angesichts der Corona-Sommer-Infektionswelle) in Kombination mit der Urlaubsphase resultieren – aktuell in Schwelm von einer stabilen Situation mit einer zuverlässigen und regelmäßigen Briefzustellung ausgehen“, beginnt er.
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Die schriftliche Beschwerde aus Schwelm ist ihm nicht bekannt. „Die von Ihnen in Ihrer Anfrage wiedergegebene Darstellung nach Briefankündigungen per App sei die Zustellung dieser Sendungen erst einige Tage später erfolgt, gibt uns Rätsel auf.“ Gleichwohl wolle man die Hinweise aufnehmen, die internen Abläufe intensiv prüfen, um eine zuverlässige Briefzustellung in Schwelm zu gewährleisten.
„Was die Zustellung von ,Einkauf aktuell’ angeht, müssen wir logistische Probleme einräumen. Sollten Haushalte ,Einkauf aktuell’ in den vergangenen Wochen nicht in jeder Woche erhalten haben, so können wir dafür nur um Entschuldigung bitten. Wir sind bemüht, diese Probleme möglichst rasch zu lösen“, sagt der Pressesprecher.
Zustellung gesetzlich geregelt
Klar ist: Die Winterberger werden ihre Briefkästen sicherlich noch länger genau im Auge halten. Denn so spät darf Post schon von Gesetzes wegen gar nicht zugestellt werden. In der Post-Universaldienstleistungsverordnung ist festgehalten, dass das Unternehmen dafür Sorge tragen muss, dass 80 Prozent der innerdeutschen Briefe innerhalb von 24 Stunden, 95 Prozent innerhalb von 36 Stunden zugestellt werden müssen.
Zustellzeiten, wie sie nun am Winterberg dokumentiert sind, bergen sogar noch eine ganz andere Gefahr. In Deutschland gehen Behörden beispielsweise bei Fristsetzungen davon aus, dass jeder innerdeutsche Brief seinen Empfänger innerhalb von drei Werktagen erreicht. Selbst das wäre in Schwelm nicht immer gewährleistet.
Haben auch Sie nicht regelmäßig Post in Ihrem Briefkasten? Melden Sie sich gern per E-Mail in der Redaktion unter schwelm@westfalenpost.de