Ennepetal. Die Stadtbücherei Ennepetal hat nach langer Suche die Leitungsstelle neu besetzen können. Der neue Chef ist ein Quereinsteiger mit Erfahrung.
Die Stadtbücherei Ennepetal hat einen neuen Leiter. Jann Henrik Höller ist seit dem 1. August in Vollzeit im Amt. Mitte Juni hatte er seine Arbeit aufgrund anderweitiger Verpflichtungen zunächst mit 20 Wochenstunden aufgenommen.
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Jann Henrik Höller ist Quereinsteiger, wenn auch mit Bibliothekserfahrung. „Ich habe nach meinem Studium sechs Jahre lang als Hilfskraft in einer Fachbücherei an der Ruhr-Universität Bochum gearbeitet“, erzählt der 34-Jährige. Studiert hatte er klassische Archäologie, Frühgeschichte und Geschichtswissenschaften. Seinen Master-Abschluss machte er in Frühgeschichte. Im Anschluss arbeitete er mit an den Ausgrabungen eines ehemaligen Stahlwerks in Witten, dessen Fundamente bei Bauarbeiten überraschend aufgetaucht waren. „Danach bin ich an der Zeche Zollern gelandet, wo ich fast zwei Jahre in der Museumspädagogik tätig gewesen bin“, berichtet Höller. „Da habe ich mit allen Altersklassen zusammengearbeitet, was sicher kein Nachteil für meine jetzige Aufgabe ist“, meint er.
Aufgewachsen in Wetter, zu Hause in Bochum
Aufgewachsen ist Jann Henrik Höller, der in Schwelm geboren wurde, in Wetter. Dort machte er auch sein Abitur, bevor er an der Ruhr-Uni Bochum das Studium aufnahm. In Bochum, nahe des Bergbaumuseums, wohnt er auch. Zu Ennepetal hat der neue Bücherei-Leiter schon lange eine Beziehung, denn sein Vater Paul Höller unterrichtete 40 Jahre lang an der hiesigen Realschule. Übrigens war Jann Henrik Höllers Bruder Paul EN-Kreisdirektor und ist seit wenigen Wochen Staatssekretär im NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (wir berichteten).
Aller guten Dinge sind drei
„Die unendliche Geschichte“ ist es nicht geworden, aber „ein langer, langer Weg“ bis zur Besetzung der Leitungsstelle für die Stadtbücherei liegt hinter der Stadtverwaltung.
Mit dem Dienstantritt von Jann Henrik Höller endete eine fast halbjährige Vakanz bei der städtischen Institution, nachdem die vorherige Leiterin Eva Renner zu Beginn dieses Jahres zur Stadtbibliothek Duisburg gewechselt war.
Zweimal war die Stelle vergeblich ausgeschrieben worden (wir berichteten), wobei im ersten Durchgang eigentlich ein Bewerber ausgewählt worden war, dieser aber aus persönlichen Gründen kurzfristig doch noch abgesagt hatte.
In einem dritten Durchgang fasste die Stadt die Bewerbungskriterien offener. Nicht nur ein/e Diplom-Bibliothekar/in, sondern auch Bewerberinnen und Bewerber zum Beispiel mit einer fachähnlichen Ausbildung wie zum Beispiel einem geisteswissenschaftlichen Studium waren gefragt. Das führte schließlich zum Erfolg. „Es hat darauf hin insgesamt zehn Bewerbungen gegeben“, erklärte Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Wahl sei schließlich auf Jann Henrik Höller gefallen, es habe aber weitere Kandidatinnen und Kandidaten gegeben, die man für gut geeignet gehalten habe.
„Ich bin Büchern tendenziell sehr zugetan“, erklärt Jann Henrik Höller. „Das war ich schon als Kind.“ Mit der Leitungsstelle in der Stadtbücherei sehe er die Möglichkeit, seine Vorerfahrungen in der Fachbibliothek der Ruhr-Uni und der museumspädagogischen Arbeit zusammenzuführen. „ich sehe hier auch die Möglichkeit, langfristig etwas aufzubauen“, sagt er und betont, dass ihn die neuen Räume sehr überrascht hätten. „Ich kannte noch die Bücherei im Haus Ennepetal“, erzählt er. Die seit inzwischen Drei Jahren zentral am Marktplatz gelegene Einrichtung zu einem „dritten Ort“, also einem Ort an dem sich Menschen nach zu Hause und Arbeitsplatz oder Schule am meisten aufhalten, weiterzuentwickeln, nennt Höller als ein Ziel. „Eine Idee ist, hier einen Kinderflohmarkt zu veranstalten, bei dem Kinder ihre Sachen auf Decken ausbreiten können.“ Das Bilderbuchkino für die Kleinsten und Manga-Workshops für Jugendliche würde er gerne wieder anbieten, prinzipiell auch das Vorlesefrühstück. Klassenführungen, Autorenlesungen (die wegen Corona bisher nicht durchführbare Lesung von „Wilsberg“-Autor Jürgen Kehrer soll übrigens Ende 2022 oder Ende 2023 stattfinden) und das Lesecafé, beim Menschen sich hinsetzen, gemeinsam Kaffee trinken und zusammen lesen, soll es nach Möglichkeit wieder geben. Und der Sommerlesclub, der aufgrund der dünnen Personaldecke in diesem Jahr nicht zu organisieren war, soll ebenfalls künftig wieder stattfinden.
Bewährtes Team an der Seite
„Das Erste, was ich umsetzen möchte, ist die Zweigstelle im Reichenbach-Gymnasium im kommenden Schuljahr wieder in Betrieb zu nehmen“, kündigt Jann Henrik Höller an. Dort habe man wegen Corona kaum etwas anbieten können. Grundsätzlich gelte es, den Bücherbestand – insbesondere im Sachbuchbereich – zu modernisieren. Und ein zukunftsweisendes Projekt wartet auf die Umsetzung. „Wir haben die RFID-Technik mittlerweile eingebaut, aber noch nicht in Betrieb.“ RFID (Radio-Frequency Identification) ermöglicht das kontaktlose Ausleihen der Medien und eine kontaktlose Rückgabe auch außerhalb der Öffnungszeiten. „Für eine etwas kleinere Bücherei ist das eine schöne Sache“, betont Höller. „Da bleibt dem Team mehr Zeit für Bestandspflege und Beratung.“
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Im seit vielen Jahren bewährten Bücherei-Team, dem Christine Köhler, Cornelia Bedurke und Mirko Todorovic angehören, fühlt sich der neue Leiter schon wohl. Gespräche habe er auch schon mit Kollegen der Stadtbücherei Bochum geführt. Bochum ist federführend bei der „Onleihe Ruhr“, der die Stadtbücherei Ennepetal angeschlossen ist. Außerdem habe er sich bereits mit der Leiterin der Stadtbücherei Gevelsberg, Stephanie Kron – Quereinsteigerin wie er selbst – ausgetauscht. Nun gilt es für den Neuen, sich intensiv einzuarbeiten. Eine erfreuliche Erkenntnis hat Jann Henrik Höller in seiner bisher kurzen Amtszeit bereits gewonnen: Die Stadtbücherei bleibt gefragt. „Wir hatten in den ersten Wochen der Sommerferien schon viele Neuanmeldungen“, berichtet er.