Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Landrat Olaf Schade trifft Angela Merkel und Armin Laschet und hofft auf Fluthilfe. Verwaltung schnürt Maßnahmenpaket. Schwelm ist Vorbild.

Wenn Kanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Armin Laschet am Sonntag nach Hagen kommen, um mit Flutopfern zu sprechen, wird sich auch Landrat Olaf Schade auf den Weg zu den östlichen Nachbarn machen; mit der Hoffnung, auf dem Rückweg Fluthilfen auch für den Ennepe-Ruhr-Kreis im Gepäck zu haben. Es gilt unter politischen Beobachtern nämlich durchaus als wahrscheinlich, dass die CDU-Granden den Auftritt in Hagen inklusive der Kommunalkonferenz mit den Landräten dafür nutzen, eben solche finanziellen Hilfen öffentlich zu machen. Bedarf an aktuellen Aufbaumaßnahmen und Hochwasserschutz für die Zukunft gibt es im Ennepe-Ruhr-Kreis mehr als genug.

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Und selbst wenn Angela Merkel und Armin Laschet wieder fahren, ohne dem EN-Kreis zu helfen, haben die Menschen das Thema längst intensiver als jemals zuvor auf dem Schirm. So wird sich der Ausschuss für Umwelt, Klima und Geoinformation des Ennepe-Ruhr-Kreises am kommenden Dienstag, 7. September, ab 17 Uhr im Schwelmer Kreishaus ganz wesentlich damit auseinandersetzen. Hinter dem Tagesordnungspunkt „Bericht Starkregen“ verbirgt sich eine mehr als 60 Seiten starke Präsentation des zuständigen Abteilungsleiters Wolfgang Flender, die sich mit dem Starkregen vom 13. bis 15. Juli sowie deren Auswirkungen auf den Ennepe-Ruhr-Kreis auseinandersetzt und gleichsam einen Blick auf die notwendigen Maßnahmen wirft.

Schwelm zeigt, wie es geht

Erste Erkenntnis: Den Niederschlagsmengen nach zu urteilen, ereignet sich ein solches Hochwasser statistisch nur alle 10.000 Jahre – wäre da nicht der Klimawandel. So geht Flender davon aus, dass es sich um ein 1000-jährliches Hochwasser handelt mit zunehmender Tendenz. Vor allem in Gevelsberg und Ennepetal hat die Flut massive Schäden angerichtet. Schwelm hingegen blieb weitestgehend verschont. Warum? Darauf gibt das Papier ebenso eine Antwort. Die Schwelmer haben bereits während der vergangenen Jahrzehnte intensiven Hochwasserschutz betrieben. Größere Rohrdurchmesser, Umleitungen und Renaturierung der Schwelme, Regenrückhaltemöglichkeiten – die Liste ist lang. Wolfgang Flender schreibt im Telegrammstil: „Erste Überlegungen ab 1993, vertiefte Planungen ab 2007/2008, Kosten rd. 3,5 Mio €, vermiedener Schaden: ein Vielfaches…“

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Zwar ist der Hochwasserschutz gesetzlich geregelte Sache der Städte, doch der Ennepe-Ruhr-Kreis will an dieser Stelle unterstützen, wo er nur kann und hinterlegt dies mit einem Satz in der Präsentation: „Das Beispiel Schwelm zeigt, man ist nicht machtlos!“ Folgende Maßnahmen sollten überlegt und zum Schutz der Bevölkerung schnell umgesetzt werden: Den Gewässern soll Raum gegeben werden, Abflussquerschnitte sollen vergrößert werden. Sofern dies faktisch nicht möglich ist, sollten Notwasserwege mit weitgehend schadloser Führung des Wassers über die Straßen, Parkplätze, Parks, Spielplätze und so weiter hergestellt werden. Gründächer sollten in Bebauungsplänen festgesetzt werden, um Niederschlag aufzunehmen. Außerdem empfiehlt der EN-Kreis die Installation von mobilem Hochwasserschutz, den Bau von Hochwasserrückhaltebecken. Wichtiger weiterer Punkt: Kreisweit soll ein Messwarnsystem installiert werden, um zumindest mit ein paar Stunden Vorlauf reagieren zu können.

Diese Gewässer sind gefährlich

Anwendung sollen diese Maßnahmen bei den Hochwasserrisikogewässern finden: Pleßbach (Hattingen), Herdecker Bach, Stefansbecke (Sprockhövel, Gevelsberg), Heilenbecke (Ennepetal) Hasper Bach (Ennepetal) Ennepe (Ennepetal und Gevelsberg), Paasbach/Sprockhöveler Bach, Krähenberger Bach (Gevelsberg). „Bei den Talsperren muss ein Abgleich der gegenläufigen Anforderungen nach Trinkwasserbereitstellung und Hochwasserschutz gefunden werden“, teilt Flender mit.

Das alles wird Millionen Euro verschlingen. Vielleicht bringt Olaf Schade ja ein paar davon mit, wenn er am Sonntag im Rahmen der Kommunalkonferenz in Hagen auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Armin Laschet trifft.