Ennepetal. Hotel-Bauherr Haydar Arslan ist wieder aufgetaucht. Er spricht über den Katastrophen-Neubau in Ennepetal und macht überraschende Ankündigungen.
Unmittelbar nachdem diese Zeitung darüber berichtet hatte, dass die Brüder Ali und Haydar Arslan untergetaucht sind und das von ihnen geplante Hotel Lion in Ennepetal schon vor der Eröffnung zu einer Ruine verkommt, meldet sich Haydar Arslan plötzlich doch zurück und trifft erstaunliche Aussagen: Von untergetaucht könne gar keine Rede sein und in spätestens drei bis vier Monaten sei das Hotel innen wie außen bis auf einen Anbau fertig. Daran glaubt in der Stadtverwaltung Ennepetal allerdings niemand – aus gutem Grund.
Wie berichtet, versucht die Stadt die Arslans seit langer Zeit postalisch zu erreichen; unter anderem um ihnen eine Rechnung zuzustellen, weil die Stadtbetriebe den Bürgersteig im Winter immer wieder von Eis befreien mussten. Denn das Fallrohr der Dachrinne endet direkt auf dem Gehweg. Und damit auf dem nächsten baulichen Problem. Für die Anschlüsse an den Kanal, an das Stromnetz und so weiter haben die Handwerker der Arslans den Bürgersteig angehoben. Was dann passiert ist, ist nicht zulässig. Sämtliche Leitungen sind beispielsweise nur in Sand und nicht in Schotter verlegt. Folge: Die AVU verbietet derzeit einen Anschluss an ihre Netze. „Unser Tiefbauer hat uns über Monate vertröstet, wir haben jetzt eine neue Firma. Alle Mängel werden schnell behoben und ein Mann von uns wird auch die ganzen Pflanzen zurückschneiden“, sagt Haydar Arslan. Und: „Ich werde auch die Sache mit der AVU in der kommenden Woche klären.“ Ebenso soll dann der Bürgersteig ordentlich gepflastert werden, so dass die Steine nicht mehr lose sind.
„Warum die Stadt Ennepetal mich nicht erreicht, weiß ich nicht“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Er habe eine Meldeadresse. Die allerdings ist der Stadt nicht bekannt. Und wer sich auf die Suche nach der Postanschrift der Arslans begibt, der stößt sehr bald auf ein kaum zu überschauendes Geflecht von Firmen, in denen die Brüder und Söhne seit vielen Jahren die Geschäftsführerposten wechseln. Das sind entweder Firmen, die mit den Immobilien zu tun haben, von denen die Familie auch in Ennepetal mehrere besitzt, oder mit den Spielhallen und Wettbüros, die sie betreibt. Einige der Firmen tragen „Lion“ im Namen; so soll auch das Hotel in Ennepetal heißen. „Dies wollen wir allerdings nicht selbst betreiben. Wir stehen in aussichtsreichen Verhandlungen mit zwei Interessenten“, sagt Arslan.
Stellplätze verhindern Anbau-Pläne
Der Baufortschritt werde bald deutlich zu sehen sein. „Wir werden auch die Inneneinrichtung nun sehr schnell selbst ausbauen. In wenigen Monaten wird hier ein Hotel stehen, dass man im Umkreis von 50 Kilometern so noch nicht gesehen hat. Alles wird vom Allerfeinsten“, kündigt Arslan vollmundig an und weckt Erinnerungen an seine vergangenen Versprechungen, in denen er mitteilte, wann das Hotel öffnen sollte.
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Zudem wolle er auf dem Areal an der Neustraße, das unterhalb des Fahrbahnniveaus liegt, noch einen Anbau realisieren. „Uns wurde damals verwehrt, dass wir dort mehrgeschossig bauen. Wir beantragen nun, dass wir einen eingeschossigen Anbau errichten können“, sagt Haydar Arslan. Das allerdings scheint ebenso unmöglich zu sein. „Herr Arslan will auf diesem Gelände die notwendigen Stellplätze vorhalten, die er für eine Genehmigung benötigt“, sagt Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt Ennepetal. Die Idee, die Stellplätze auf dem gegenüberliegenden Schotterplatz darzustellen, sei nicht möglich, weil dies ein anderes Plangebiet sei. Stellplätze und Bauvorhaben müssten im selben Plangebiet liegen. Heißt: Unabhängig von der Geschosszahl wird die Stadt keine Bebauung des Platzes genehmigen, sofern die Arslans nicht einen realisierbaren Plan für die Stellplätze vorlegen.
Nächster Stolperstein für die Bauherren: Nach Informationen dieser Zeitung sollen sich die Baumängel auch im Innern des Gebäudes fortsetzen. Ob das Gebäude jemals eine Abnahme bekommt, ist in diesem Zustand nahezu ausgeschlossen. „Alle Mängel werden beseitigt sein, so dass wir schnell eröffnen können“, kündigt Haydar Arslan derweil an. Den Glauben an solche Aussagen hat nach mittlerweile knapp 18 Jahren Baustelle auf dem Gelände allerdings auch der Letzte in Ennepetal verloren.
In der Türkei in Quarantäne
Zumindest ist Haydar Arslan wieder im Lande. „Ich war einige Wochen in der Türkei. Dann kamen Krankheit und Quarantäne, vielleicht hat man deshalb gedacht, ich sei untergetaucht“, sagt er. Einer Sache kann er sich sicher sein: Die Ennepetaler werden genau hinschauen, ob er sein Versprechen hält und wann sich was auf der Baustelle tut.