Ennepe-Ruhr. Landrat Olaf Schade (SPD) will wieder gewählt werden, Herausforderer Oliver Flüshöh (CDU) will das verhindern. Beide beenden 22 Satzanfänge.
So spannend war der Kampf um den Chefsessel im Kreishaus mit Sicherheit lange nicht mehr im Ennepe-Ruhr-Kreis. Während Amtsinhaber Olaf Schade die nun seit 74 Jahren andauernde SPD-Herrschaft ausdehnen möchte, schickt die CDU mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Oliver Flüshöh ihr größtes politisches Schwergewicht ins Rennen, um exakt dies zu verhindern. Im Vorfeld vervollständigten beide Kandidaten die Satzanfänge der Redaktion. Die Antworten sind so sortiert, dass Olaf Schade stets als Erster und in kursiver Schrift antwortet.
1. Mein größter Wunsch für den Ennepe-Ruhr-Kreis ist…
Olaf Schade: ...dass die Menschen jetzt und in Zukunft gerne hier leben.
Oliver Flüshöh: ...dass die Menschen in Zeiten der Pandemie gesund bleiben und ihren Arbeitsplatz behalten.
2. Wenn ich zum Landrat gewählt werde, mache ich als Erstes…
...zum Telefon greifen und mit meinem Mitbewerber telefonieren.
...eine Runde durch das Kreishaus und stelle mich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor.
3. Die drei größten Herausforderungen sind…
...gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bewahren, den Klimawandel zu bekämpfen und unsere Wirtschaft auch in Folge der Corona-Pandemie zu modernisieren und digitalisieren.
...die vollständige Bewältigung der Herausforderungen aus der Corona-Pandemie, die Digitalisierung und Modernisierung der Schulen sowie der Verwaltung und der Schutz des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft.
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4. Für mich würde eine AfD-Fraktion im Kreistag bedeuten…
…mit allen anderen demokratischen Fraktionen im Kreistag noch enger zusammenzuarbeiten und Mehrheiten ohne Mitwirkung dieser Fraktion zu organisieren.
...dass der Grundkonsens aller demokratischen Kräfte dadurch gefährdet wird, dass eine in Teilen extremistische politische Kraft durch populistische Rhetorik versucht, unsere Gesellschaft zu spalten, weshalb ich eine Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausschließe.
5. Richtig gut gelaufen ist in der vergangenen Wahlperiode…
…die Menschen nicht nur vor Corona, sondern auch vor dem Umweltgift PCB zu schützen und den Kreis als lebenswerteste Region an der Spitze des Ruhrgebiets und des Bergischen Landes zu halten.
...die von allen Parteien getragene Entscheidung, die kreiseigenen Schulen zu sanieren.
6. Richtig schlecht gelaufen ist hingegen…
...dass Fehler der Vergangenheit wie die falsche Abrechnung der Rettungsdienstgebühren oder unterlassene Brandschutzinvestitionen aktuell zu hohen finanziellen Belastungen führen.
...die schlecht geführten Diskussionen und Entscheidungen über die Rettungsdienstgebühren, die Auftragsvergabe in der Sucht- und Drogenberatung, das Gefahrenabwehrzentrum, die Standortfrage der neuen Kreispolizeibehörde sowie die von der CDU angestoßene Neuausrichtung der Abfallwirtschaft, denn alle Themen haben zu meist schädlichen Auseinandersetzungen geführt.
7. Die Corona-Krise verändert Politik...
...weil sie glücklicherweise zeigt, wie wichtig eine gut ausgestattete und professionelle Kommunalverwaltung ist – weil sie leider aber auch zu geringeren Möglichkeiten des persönlichen Kontakts führt.
...weil sie eine neue Schwerpunktsetzung, ein gutes Krisenmanagement und beherzte, pragmatische Entscheidungen erfordert.
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8. Wenn ich drei Wünsche für die Kreisverwaltung frei hätte…
...würde ich mir eine ausreichende Finanzausstattung durch Bund und Land wünschen, den raschen Abschluss der Modernisierung der Verwaltung sowie viel Kraft zur Bewältigung der noch lange andauernden Folgen der Corona-Krise.
...würde ich gern den Bürgerinnen und Bürgern eine moderne und digital bestens aufgestellte Verwaltung präsentieren, zweitens wäre diese insbesondere in den Bereichen Kultur-, Sport- und Wirtschaftsförderung wesentlich besser aufgestellt als heute, und drittens wäre sie intern geprägt von einem offenen Dialog.
9. Als Landrat ist es meine Aufgabe…
…mit den Menschen den Kreis als liebens- und lebenswerte Region zu erhalten, Ideen zu entwickeln und umzusetzen und als Chef der Behörden wie Polizei und Schulamt dafür zu sorgen, dass bürgernah und erfolgreich gearbeitet wird.
...die Verwaltung dahin zu führen, die Probleme der Menschen, Unternehmen, Vereine, Kirchen und anderer Organisationen aufzunehmen und zu lösen sowie für den Zusammenhalt der Gesellschaft im EN-Kreis zu arbeiten.
10. Meine größte Stärke ist…
…fröhlich zu sein, Gutes zu tun und die Spatzen pfeifen zu lassen.
...das Zuhören, denn dadurch gelingt es mir, Menschen unterschiedlicher Meinungen an einen Tisch zu bekommen und mit ihnen pragmatische Lösungen zu finden.
11. Meine größte Schwäche ist…
…die Unfähigkeit, sich in den Vordergrund zu schieben.
…meine Leidenschaft für Englisches Weingummi und dass ich unseren Kindern so manchen Wunsch nicht abschlagen kann.
12. Familie bedeutet für mich…
… immer gerne heimzukehren.
… alles.
13. In meiner Freizeit…
...bin ich gerne mit dem Fahrrad in der Region unterwegs und genieße die Schönheit unseres Kreises.
…bin ich gerne mit der Familie oder mit Freunden in der Natur.
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14. Mein Gegenkandidat…
...ist ein anständiger Kerl, mit dem ich als Landrat hoffe, auch in den kommenden Jahren in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender gut zusammenarbeiten zu können.
…ist ein guter Mensch.
15. Ich bin in die Politik gegangen…
…weil in meiner Heimat Hattingen durch die Entscheidung eines großen Konzerns zur Schließung der Henrichshütte eine ganze Stadt unter die Räder zu kommen drohte.
…um etwas zu bewegen.
16. Ich habe mir meine Partei ausgesucht…
...weil sich nur die SPD um Strukturwandel, der keine Verlierer zurücklässt, kümmerte.
…weil sie den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ihre Politik von klaren Werten getragen ist und sie die Partei ist, die in Krisenzeiten stets aufs Neue bewiesen hat, dass man sich auf sie verlassen kann.
17. Herzhaft lachen kann ich…
...gerne und oft.
…wenn ich versuche, die Welt mit den Augen meiner Kinder zu betrachten.
18. Traurig macht mich…
...vermeidbares menschliches Leid.
…wenn nicht die Sache im Vordergrund einer Entscheidung steht, sondern persönliche Empfindlichkeiten und Eitelkeiten.
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19. Ich werde wütend…
...über Wutbürger, die auf der Basis von alternativen Fakten für alles eine Antwort haben, in den Sozialen Netzwerken hetzen und keine Bereitschaft zeigen, sich im echten Leben mit Argumenten auseinanderzusetzen oder mit anzupacken.
…über zunehmenden Mangel an Respekt der Menschen untereinander und den damit einhergehende Verlust menschlichen Anstands.
20. Für die Unternehmen im Kreis…
...ermögliche ich gute Wachstumsperspektiven durch Innovationen bei Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, modernen Produkten und digitalisierten Prozessen.
…müssen die Rahmenbedingungen für ihren Verbleib, ihr Wachstum und zur Ansiedlung verbessert werden; bürokratische Hürden müssen beseitigt werden und wir brauchen einen Konsens darüber, dass es die Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, die die Basis für unsere demokratische Gesellschaft und unsere Sozialsysteme schaffen.
21. Meine Lieblingsstadt im Ennepe-Ruhr-Kreis…
...ist unter allen neun Lieblingsstädten meine Heimatstadt Hattingen, in der ich ganz bewusst und freiwillig seit 42 Jahren lebe.
…gibt es nicht: Ich bin aufgewachsen in Ennepetal, wohne aber seit vielen Jahren in der schönen Stadt Schwelm, und für mich hat jede Stadt im EN-Kreis schöne Ecken, tolle Orte zum Einkaufen, Platz für Freizeitaktivitäten und eine vielfältige Gastronomie.
22. Ich mag meine Heimat…
...wie sie ist, ungeschminkt, ehrlich, manchmal verstaubt und verbaut, meistens wunderschön, jedenfalls mit Herz und Seele.
…weil sie schöne Städte und Landschaften bietet und dennoch zentral gelegen ist und vor allem, weil die Menschen ihr Herz am richtigen Fleck haben.