Ennepetal. Wie kann der Einkaufsstandort Ennepetal verbessert werden? Wir haben im Rahmen unseres Heimat-Checks bei den Parteien nachgefragt.

Die Konkurrenz durch den Online-Handel ist übermächtig, die Nähe zu den großen Einkaufsstandorten im Umfeld des Ennepe-Ruhr-Kreises dank guter Verkehrsanbindungen nur gering. Noch nie stand der heimische Einzelhandel so unter Druck wie in der heutigen Zeit.

Die Folgen sind unübersehbar: Die Städte kämpfen mit Leerständen, blicken mit Sorge auf die schrumpfende Zahl der inhabergeführten Geschäfte, während der Anteil überregional agierender Einzelhandelsketten in den Einkaufsstraßen fortlaufend wächst. Beim Kunden wächst die Unzufriedenheit, während gleichzeitig immer mehr bei Amazon und Co. bestellen. Im Wettbewerb des freien Marktes ist so manch heimischem Geschäft schon die Puste ausgegangen.

Im Rahmen unseres Heimat-Checks, bei dem die Menschen ihrer Heimatstadt ein Zeugnis ausstellen konnten, hatten wir unter anderem nach den Einkaufsmöglichkeiten im Wohnumfeld gefragt: „Wie beurteilen Sie die Situation in Ihrem Ort?“

Mit Durchschnittsnote 3,4 abgestraft

Die Menschen aus Schwelm stellten ihrer Stadt, die mit einer belebten Fußgängerzone, mit ihrer Altstadt und vielen inhabergeführten Fachgeschäften punkten kann, mit der Durchschnittsnote 2,7 ein passabel gutes Zeugnis aus. Noch besser, mit der Note 2,3, schnitt Gevelsberg ab. Dort hat sich die Innenstadt nach Umgestaltung der Haupteinkaufsstraße vor rund zehn Jahren zu einem beliebten Treffpunkt und Veranstaltungsort entwickelt. Regelrecht abgestraft wurde hingegen Ennepetal. Die Teilnehmer beim Heimat-Check benoteten die Einkaufsmöglichkeiten in der Klutertstadt mit einer Durchschnittsnote von gerade einmal 3,40.

Im Kampf um die Zukunft des Einkaufsstandortes sind neben den Händlern auch Politik und Stadt gefragt. Sie schaffen die Rahmenbedingungen, unter denen Angebot und Nachfrage funktionieren – oder möglicherweise auch scheitern. Die Umgestaltung und Teilöffnung der Fußgängerzone in Milspe ist ein gutes Beispiel dafür. Nach monatelangen Diskussionen haben sich Politik und Verwaltung auf eine Lösung verständigt, die im vergangenen Jahr umgesetzt wurde. Ende 2019 war die Fuzo für den Verkehr wieder frei. Ob der Einkaufsstandort an der Voerder Straße und drumherum davon profitiert, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

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Auch wir richten den Blick in die Zukunft und haben die Politik mit den Umfrageergebnissen unseres Heimat-Checks konfrontiert. Wir wollten von den Parteien, die zur Ratswahl antreten, wissen, wie der Einkaufsstandort Ennepetal ihrer Meinung nach verbessert werden kann? Und wir haben nachgefragt, wofür sich die Partei bzw. die Fraktion in der Zeit nach der Kommunalwahl stark machen will, damit dieses Ziel auch erreicht werden kann?

SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen haben sich dazu geäußert. Von allen anderen Parteien kam keine Antwort. Die Aussagen der Sozialdemokraten, Christdemokraten und Grünen hier im Überblick:

Das sagt die SPD

„Augenmerk auf die zuverlässige Grundversorgung legen“: SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Dr. Petra Kappe
„Augenmerk auf die zuverlässige Grundversorgung legen“: SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Dr. Petra Kappe © Partei | Partei

SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Dr. Petra Kappe: „Wir sehen, wie sich durch Corona das Einkaufsverhalten der Menschen verändert. Das hatte schon mit dem Online-Handel begonnen. Der Rat kann gute Rahmenbedingungen schaffen. Wir fördern Initiativen wie „Kauft lokal“ und „Esst lokal“. Ennepetal ist „FairtradeTown“, Stadt des gerechten Handels. Wir haben erfolgreich für die Ansiedlung von Geschäften geworben und die Voerder Straße teilweise für den Verkehr geöffnet. Letztlich können wir aber nicht beeinflussen, wer sich am Markt behauptet. Nicht zuletzt die Corona-Krise bestärkt uns darin, unser Augenmerk auf die zuverlässige Nahversorgung zu legen. Gesunde Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs müssen erreichbar bleiben. Wir wollen Wochenmärkte und Regionalvermarktung stärken.“

Das sagt die CDU

„Wir helfen bei Ansiedlungen und räumen Barrieren aus dem Weg“: Daniel Heymann, Vorsitzender der CDU-Fraktion
„Wir helfen bei Ansiedlungen und räumen Barrieren aus dem Weg“: Daniel Heymann, Vorsitzender der CDU-Fraktion © Partei | Partei

Daniel Heymann, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Ennepetal: „Wir haben in der letzten Ratsperiode den Grundstein gelegt, um die Situation zu verbessern. Die Marktpassage wurde entwickelt, und mit Action ist ein erster Ankermieter gekommen. Die Öffnung der FuZo war eine zentrale Forderung der Händler, die nun erfüllt wurde. Wir helfen bei Ansiedlungen und räumen Barrieren aus dem Weg, damit die Händler eine Chance haben. Man muss aber realistisch bleiben – Ziel muss es sein, ein gutes Grundangebot zu bieten – eine Einkaufsstadt werden wir nicht werden. Die Menschen kaufen heute im Internet und in den Oberzentren. Politik kann nur die Rahmenbedingungen schaffen – am Ende müssen die Händler mit Service und Angebot die Lücke finden, um zum Einkauf vor Ort zu motivieren.“

Das sagen Bündnis 90/Die Grünen

„Mehr Leben in die Stadt bringen“: Kurt Bienert, Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen.
„Mehr Leben in die Stadt bringen“: Kurt Bienert, Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen. © Partei | Partei

Kurt Bienert, Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen für die Ratswahl: „Wir Grünen setzen beim Einkaufsstandort Ennepetal auf Pragmatismus. Der oft erwähnte Wunsch nach attraktiven Läden ist nachvollziehbar, aber derzeit schwer umsetzbar. Trotzdem kann und soll aus unserer Sicht mehr „Leben“ in die Stadt gebracht werden: Durch mehr Grün sowie Sitz- und Spielgelegenheiten entstehen attraktive Plätze und Orte, an denen sich Menschen gerne aufhalten. Dazu zählen aus unserer Sicht auch Gastronomiebetriebe und Läden mit regionalen Produkten. Wo Menschen gerne sind, da ergibt sich auch wieder ein neues Angebot. Günstige Mieten für sogenannte „Ausprobierläden“ könnten Unternehmern den Start erleichtern. Wichtig ist, dass die Immobilienbesitzer sich abstimmen und an einem Strang ziehen. Letztendlich brauchen wir in der Innenstadt Menschen, Leben und Aufenthaltsqualität. Aus Sicht der Grünen gehört Autoverkehr nicht dazu.“