Gevelsberg. Unsere Leser bescheinigen Gevelsberg Seniorenfreundlichkeit. Ältere können sich hier bei Problemen an eine ganz bestimmte Stelle wenden.

Sind die Innenstädte mit einem Rollator gut erreichbar? Gibt es genügend Freizeitangebote für ältere Menschen? Wie steht es um die Pflege? Zusammengefasst: Wie beurteilen Sie die Seniorenfreundlichkeit in Ihrem Ort? Das hatte diese Zeitung ihre Leserinnen und Leser gefragt. 1253 von ihnen haben geantwortet und die Seniorenfreundlichkeit in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal in Form von Schulnoten bewertet. Gevelsberg erzielte dabei mit 2,29 das beste Ergebnis. Schwelm belegte mit 2,68 den zweiten Platz. Mit 2,90 landete Ennepetal auf dem letzten Platz. Mit 555 Umfrage-Teilnehmern äußerten sich in Gevelsberg mit Abstand die meisten Menschen in den drei Städten zu diesem Thema.

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Daniela Alze, Seniorenbeauftragte der Stadt Gevelsberg, sieht sich durch die Bewertung im Heimat-Check dieser Zeitung in ihrer Arbeit bestätigt. „Das spiegelt die Energie, die ich seit 27 Jahren in dieses Thema stecke, gut zurück“, sagt die 56-Jährige, die sich seit 1993 beruflich um die Belange älterer Menschen in der Stadt kümmert, seit 2008 an der Spitze einer eigenen Abteilung innerhalb der Verwaltung.

Seit Jahren Thema in Gevelsberg

Alze weiß auch, dass die Seniorenfreundlichkeit in Gevelsberg schon viel länger eine Rolle spielt. Die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände, die heute regelmäßig ein Jahresprogramm für ältere Bürger in Gevelsberg zusammenstellt, gibt es seit 1945. Sie verlegte erstmals im Jahr 1972 eine Veranstaltungsbroschüre, die in den folgenden Jahren für Tanztees, Wanderungen und Diavorträge in der Stadt warb. Heute trägt diese Broschüre den Titel „Aktives Alter in Gevelsberg“.

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Im Jahr 1989 wurde in Gevelsberg laut Alze zudem der Seniorenausschuss gegründet, der damals erster seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Heute bietet die Verwaltung das Format „Miteinander im Gespräch“ an, das Menschen mit Behinderung aber auch Senioren eine Plattform bietet, ihre Wünsche und Anregungen für ein gutes Leben in der Stadt zu äußern.

Was ist der Heimat-Check?

Die Umfrage für unseren Heimat-Check haben wir geplant, als von der Corona-Krise und ihren dramatischen Auswirkungen auf unseren Alltag noch nichts zu spüren war. Und doch haben wir uns ganz bewusst dazu entschlossen, Ihnen weiterhin beim Heimat-Check die Möglichkeit zu geben, ihr Wohnumfeld zu benoten. Denn es gibt einen Alltag und ein gesellschaftliches Leben vor dieser Krise, und dasselbe gilt für die Zeit, in der wir alle diese Zeit überwunden haben werden.

In unserer vertiefenden Serie schauen wir uns diese Ergebnisse an und kommen mit Akteuren vor Ort ins Gespräch. Was läuft gut und was ließe sich verbessern?

Alle Ergebnisse des HeimatChecks und Folgen der Serie gibt es im Internet auf
www.wp.de/heimatcheck-en

Informationen zu stationären Pflegeangeboten, Sport, Reisen, Garten und Wellness bis hin zu Einblicken in das Schwerbehindertenrecht und die Hospizarbeit bietet seit mittlerweile 16 Jahren auch die Seniorenmesse der Stadt. Deren Zielgruppe ist groß in Gevelsberg. Daniela Alze schätzt, dass mittlerweile mehr als 9000 Personen in Gevelsberg leben, die älter als 65 Jahre alt sind.

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Und um noch ein wenig bei den Zahlen zu bleiben: Es gibt fünf Seniorenheime, acht in der Stadt aktive ambulante Pflegedienste und diverse Wohnungen speziell für Senioren in Gevelsberg. Daniela Alze und ihre drei Mitstreiterinnen im Seniorenbüro bündeln, vermitteln und begleiten all diese Angebote. Vor allem in Sachen Freizeitgestaltung sieht die Seniorenbeauftragte die Stadt gut aufgestellt.

Barrierefreiheit und Angsträume

Geht es um den Alltag älterer Menschen, ist auch die Barrierefreiheit ein wichtiges Thema. Probleme, die in dieser Angelegenheit an die Stadt herangetragen werden, drehen sich beispielsweise um zu kurze Grünphasen an Fußgängerampeln oder Signaltöne, die die entsprechende Ampelphase anzeigen. „Wir installieren behindertengerechte Ampeln, wo wir können“, sagt Alze. „Aber nicht alle Straßen liegen in der Zuständigkeit der Kommune.“

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Je nach Straße seien beispielsweise Gespräche mit dem Land Nordrhein-Westfalen nötig. „Generell wäre es wünschenswert, wenn alle Ampeln in der Stadt behindertengerecht wären“, findet Alze. In diesem Zusammenhang nennt sie die Bahnhöfe als weiteres Beispiel: „Da verhandelt die Stadt regelmäßig mit der Bahn, wenn es um ebenerdige Eingänge geht.“ Es gebe auch den Wunsch nach behindertengerechten Toiletten in der Innenstadt. Die solle es nach dessen Umbau im Rupprecht-Gebäude geben.

Im Zusammenhang mit Senioren kommt auch das Thema Angsträume zur Sprache. „Als die Rampe zum Rathaus zugewuchert war, gab es Rückmeldungen, dass es dort unheimlich sei und man die Stelle nicht so gut einsehen könne“, sagt Alze. Daraufhin sei die Hecke zurückgeschnitten worden. Im Zuge des Umbaus auf dem Vendômer Platz werde es künftig ein entsprechendes Konzept mit mehr Beleuchtung geben. „Wir können nicht alles umsetzen“, gibt Alze zu. „Aber da, wo die Stadt Möglichkeiten hat, wird es gemacht.“

Einsamkeit durch Covid 19

Rita Djurkic (69), die die Lila Damen in Gevelsberg koordiniert, kann die gute Bewertung der Leser in Sachen Seniorenfreundlichkeit bestätigen. Die Lila Damen verbringen ehrenamtlich Zeit mit Bewohnern des AWo-Seniorenzentrums an der Kampstraße. „Es gibt in Gevelsberg genügend Freizeitangebote für Senioren“, sagt sie. „Für diejenigen, die in der Innenstadt fußläufig etwas besorgen wollen, gibt es auch Angebote.“ Vieles davon sei barrierefrei erreichbar.

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Ein Problem hingegen sei aktuell die Situation rund um die Covid-19-Pandemie. Das zeitweise Besuchsverbot in den Altenheimen habe dazu geführt, dass einigen Bewohnern die Zuwendung fehle. „Die Einsamkeit in Altenheimen ist problematisch“, weiß Djurkic. „Die Bewohner sind dort eigentlich schon abgeschottet.“ Unter normalen Umständen schaffen Angebote wie das der Lila Damen in dieser Sache Abhilfe. Die Pandemie mache die Arbeit der Gruppe aber nach wie vor unmöglich. „Wir haben noch keine Rückmeldung bekommen, dass wir wieder zurückkommen können“, sagt Rita Djurkic.