Gevelsberg. Gevelsberg erhält die schwächste Note beim Heimat-Check für die Parkplatzsituation. In Schwelm und Ennepetal ist die Bewertung noch schlechter.

Der Straßenverkehr im Allgemeinen, aber vor allem auch das Thema Parken sind gut geeignet, um die Gemüter von Verkehrsteilnehmern aller Art schnell zu erhitzen. Da überrascht es wenig, dass Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal unter allen abgefragten Kategorien beim Heimat-Check ausgerechnet bei der Parkplatzsituation schlechter abschneiden als sonst. Gevelsberg fährt mit der Note 3,33 hiebei sogar sein schlechtestes Ergebnis ein, liegt aber immer noch vor Schwelm (3,42) und Ennepetal (3,34).

Was ist der Heimat-Check?

15.453 Menschen aus 40 Städten und Gemeinden in Südwestfalen haben bei unserem großen Heimat-Check mitgemacht und ihren Heimatkommunen ein Zeugnis ausgestellt.

Die Umfrage haben wir geplant, als von der Corona-Krise und ihren dramatischen Auswirkungen auf unseren Alltag noch nichts zu spüren war. Und doch haben wir uns ganz bewusst dazu entschlossen, Ihnen weiterhin beim Heimatcheck die Möglichkeit zu geben, ihr Wohnumfeld zu benoten. Denn es gibt einen Alltag und ein gesellschaftliches Leben vor dieser Krise, und dasselbe gilt für die Zeit, in der wir alle diese Zeit überwunden haben werden.

In unserer vertiefenden Serie schauen wir uns diese Ergebnisse an und kommen mit Akteuren vor Ort ins Gespräch. Was läuft gut und was ließe sich verbessern?

Alle Ergebnisse des Heimatchecks und Folgen der Serie gibt es im Internet auf
www.wp.de/ heimatcheck-en

„Die Delle überrascht mich nicht“, sagt Claus Jacobi, Bürgermeister der Stadt Gevelsberg, angesprochen auf das Ergebnis. „In den letzten eineinhalb Jahren haben wir durch den Kauflandumbau einen großen Wegfall von Parkplätzen.“ Bei Kaufland habe es sonst zu Stoßzeiten viele kostenfreie Parkplätze gegeben. Nach dem Umbau des Gebäude-Komplexes sollen dort insgesamt wieder mehr als 250 Pkw-Stellplätze auf mehreren Etagen zur Verfügung stehen (wir berichteten mehrfach). Jacobi wirbt gerne für Gevelsberg als Stadt der kostenfreien Parkplätze. Rund 1700 davon gibt es. Und es soll sie auch weiterhin geben, wenn es nach ihm geht. „Ich bin Dogmatiker bei kostenlosen Parkplätzen“, macht der Bürgermeister deutlich. „Sie sind wichtig für den Einzelhandel.“

Aufwertung mit Fördermitteln

Dabei spielt er auch auf den Parkplatz an der Weststraße an – seit Jahren Zankapfel der hiesigen Politik. „Da haben wir einen großen Renovierungsbedarf“, so das Stadtoberhaupt. Sein politisches Ziel und das der SPD sei der Erhalt des Parkplatzes. Für einen entsprechenden Beschluss des Rates sorgte die SPD-Faktion bereits 2017 gegen die Stimmen aller anderen Ratsfraktionen. Die Aufwertung soll mit städtebaulichen Fördermitteln im Zuge des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes (IEHK) „Gevelsberg 2030“ erfolgen. Aktuell können 131 Autos auf dem städtischen Grundstück an der Weststraße parken. Durch eine Neuordnung der Parkflächen soll diese Zahl steigen. Gleichzeitig könnte der Parkplatz auch ein Ort der Begegnung werden, der unter anderem für Veranstaltungen genutzt werden könnte. Soweit die Vision von SPD und Bürgermeister Claus Jacobi.

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Die Parkplatz-Sanierung sollte ursprünglich bis zum Abschluss der Wahlperiode, also bis 2020, erfolgen. Das hatten die Sozialdemokraten bei der vergangenen Kommunalwahl versprochen. Stand jetzt wird die Sanierung des Weststraßen-Parkplatzes wohl 2021 starten. „Die Grundkonzeption muss geplant und die Ausschreibungen müssen gemacht werden“, erklärt Claus Jacobi. Außerdem solle eine Parallelität zum Kauflandumbau vermieden werden, da sonst zu viele Parkplätze gleichzeitig wegfielen. Jacobi hatte schon 2017 nach Beschluss des Rates gesagt, dass ein Realisierungszeitraum über das Jahr 2020 hinaus möglich sei, wenn es dafür gute Gründe gebe.

Mehr Flächen, weniger Verbrenner

Die Frage, ob unter Gesichtspunkten grüner Mobilität künftig nicht eine Reduzierung der Parkplätze in Gevelsberg sinnvoll sei, verneint der Bürgermeister. Das erklärt er wie folgt: „Ich möchte, dass in Zukunft immer mehr grüne Mobilität in die Innenstadt reinkommt.“ Daher gebe es im IEHK auch Konzepte für Fahrräder und E-Mobilität. „Aber man kann eine Stadt wie Gevelsberg nicht unter Verzicht auf Individualverkehr organisieren.“ Dafür sei der ÖPNV in der Stadt nicht entsprechend aufgestellt. Jacobi möchte die Zahl der Parkplätze sogar noch erhöhen. „Wo ich mehr Parkplätze schaffen kann, schaffe ich mehr“, macht er klar. „Da werden in den nächsten zehn Jahren immer weniger Verbrenner draufstehen.“ Perspektivisch könne auch das Rupprecht-Haus nach seinem Umbau neue Parkplätze bringen.

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Dass die Parkplätze in Gevelsberg gebraucht werden, sieht auch die CDU so. Die Fraktion der Christdemokraten hatte vor drei Jahren gemeinsam mit den Fraktionen von FWG und FDP, Grünen und Linken gegen die Sanierung des Parkplatzes an der Weststraße gestimmt. Dabei war aber vor allem die Kostenfrage entscheidend. Die CDU hätte damals bevorzugt, einen Investor zu finden, den Westparkplatz hälftig zu bebauen und die Parkplätze über eine Tiefgarage oder ein Parkdeck kostenfrei zu erhalten. Heute ist Abwarten das Gebot der Stunde. „Die Mobilität verändert sich in Zukunft “, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Günther Adrian. „Wir wollen abwarten, in welche Richtung das geht.“ Aktuell sieht er keinen Handlungsbedarf. „Der Parkplatz ist immer voll und erfüllt seinen Zweck“, so Adrian. „Wir wollen nicht, dass Geld dafür ausgegeben wird.“

Faktor Radwege und ÖPNV

Auch die Gevelsberger Grünen präferieren den Status Quo in Sachen Weststraßenparkplatz. „Man muss gucken, was man mit dem Geld erreicht“, erklärt Achim Oldenbüttel, Sprecher des Ortsverbands. „Man bekommt da keinen Parkplatzgewinn.“ Die Grünen könnten sich sogar vorstellen, den Parkplatz noch zu verkleinern, um beispielsweise eine Spielfläche dort einzurichten. Grundsätzlich sei es auch wünschenswert, die Parkplätze zu bewirtschaften. „Man muss mal überlegen, andere Sachen attraktiver zu machen, zum Beispiel das Fahrrad oder den Busverkehr“, so Oldenbüttel. „Der ÖPNV ist in Gevelsberg nicht besser geworden.“ Die Radwege seien immer stärker frequentiert . „Die könnte man besser miteinander vernetzten. Das IEHK verarbeitet hier Verbesserungen aber keine Visionen“, sagt der Sprecher. „Ich habe die Hoffnung, dass der Pkw-Verkehr in Zukunft abnimmt.“

In Schwelm stehen circa 1200 Parkplätze zur Verfügung. Ennepetal zählte in den vergangenen Jahren 1486 Stellplätze im Innenstadtbereich. 23 kamen mit der Öffnung der Fußgängerzone hinzu.