Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Unser Heimatcheck zeigt deutlich: Das Sicherheitsempfinden ist in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal nicht sehr hoch.
Die Sonne ist längst untergegangen und man ist allein unterwegs. Die Nacht ist sternenklar, es ist ruhig. Der kürzere Weg nach Hause wäre durch die Unterführung. Schummriges Licht, der Geruch nach Urin, Graffiti, Müll, der den Boden säumt. Keine sichtbare Gefahr, aber dennoch macht sich dieses unwohle Gefühl im Magen breit. Wartet da jemand hinter der nächste Ecke, um mich zu überfallen? Eine solche oder zumindest ähnliche Situation kennt wohl jeder. Und jeder weiß, wie froh er ist, wenn sie überstanden ist.
Solche Situationen, wie aber auch ganz reale Meldungen über Einbrüche und Gewaltverbrechen werden die Menschen wohl im Hinterkopf gehabt haben, als sie im Rahmen unseres Heimatchecks, die Noten für die Sicherheit in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal vergeben haben. Die Durchschnittsnoten laufen in allen Städten Richtung drei, was deutlich zeigt: Auf einer Insel der Glückseligkeit wähnen sich die Menschen nicht.
Aber warum fühlen sich die Schwelmer, Gevelsberger und Ennepetaler in ihren Heimatstädten nicht hundertprozentig sicher? Das klare Ergebnis von 1253 Menschen, die bei unserem Heimat-Check mitgemacht haben und viel kommentiert haben, lautet auch: Die Leute wünschen sich mehr Polizeipräsenz auf den Straßen. Doch decken sich subjektives Unsicherheitsempfinden und Realität überhaupt?
16,5 Minuten bis zum Eintreffen
Sonja Wever, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde, erläutert: „Das Sicherheitsgefühl ist ein subjektiver Eindruck und hat oft mit den tatsächlichen Zahlen nichts gemeinsam. Zu einem schlechten Sicherheitsgefühl zählt unter anderem auch die zahlreiche Berichterstattung über die sozialen Medien und das Internet. Über jede öffentlichkeitswirksame Straftat wird hier mehrfach und ausführlich berichtet, so das subjektiv oft das Gefühl entsteht, es passiere auch mehr. Die tatsächlichen Straftaten sehen aber anders aus“, teilt sie auf Nachfrage dieser Zeitung mit.
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Eine Messer- und eine Schusswaffenattacke allein in der vergangenen Woche in Gevelsberg haben erst den Ruf nach mehr Polizei, nach mehr Kontrolle laut werden lassen. Doch wie ist die Personalentwicklung? In welchem Maße kann die Polizei ihre Aufgaben erledigen? Und: Wie hoch sind die Wartezeiten bei Einsätzen? Denn immer wieder berichten Menschen, die Polizei habe lange auf sich warten lassen, würden Schlägereien laufen lassen oder gewisse Dinge wie bekannte Drogenumschlagplätze nicht oder nur begrenzt ins Auge nehmen.
Keine No-go-Areas in den drei Südkreisstädten
Sonja Wever widerspricht: „Die Anzahl der Streifenwagen in unserem Polizeibezirk hat sich im Lauf der vergangenen Jahre nicht verändert. Die Bürger müssen sich also keine Sorgen darüber machen, dass ihnen keine Polizeistreife zur Hilfe kommt.“ Im Durchschnitt habe ein Streifenwagen im Jahr 2019 16,5 Minuten vom eingehenden Anruf bis zum Eintreffen des Streifenwagens benötigt. „Hier sind natürlich alle Einsatzanlässe mit Inbegriffen, wie der Raub auf die Tankstelle bis zum abgetretenen Briefkasten. Im Blick auf die Flächen unseres Polizeibezirks liegen wir damit in einem sehr guten Schnitt“, sagt die Polizeisprecherin.
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No-go-Areas, in die sich die Beamten nicht hineintrauen würden oder Hotspots, an denen das Verbrechen besonders floriere, gibt es in den drei Südkreisstädten laut Sonja Wever nicht.
Belastung für Polizei nicht zu hoch
Auch seien die Beamten in der Lage, der Arbeitsbelastung stand zu halten. „Natürlich gibt es Überstunden und natürlich gibt es Einsatzspitzen, in denen die Einsatzdichte sehr hoch ist und den Kollegen einiges abverlangt wird, aber dennoch ist die Einsatzbelastung in unserer Kreispolizeibehörde im Durchschnitt ganz gut zu händeln“, teilt Sonja Wever auf Anfrage dieser Zeitung mit.
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Dennoch scheint es bei vielen Menschen im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis ein Bedürfnis zu geben, sich sicherer fühlen zu wollen. Welche Perspektiven und Pläne gibt es denn bei Kreispolizeibehörde, um auch das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen zu erhöhen? „Das subjektive Sicherheitsgefühl und die objektive Sicherheit auf einen Nenner zu bekommen, ist ein Hauptanliegen der Polizei“, sagt die Pressesprecherin. „Wir wollen, dass die Menschen nicht nur sicher sind, sondern sich auch sicher fühlen und das können sie – schaut man sich die vergangene Kriminalstatistik an“, fährt Sonja Wever fort. So arbeite die Kreispolizeibehörde unter anderem eng mit den Städten zusammen, denn es gebe auch viele bauliche Faktoren, die sich auf das Sicherheitsgefühl auswirken können. „Dunkle schlecht ausgeleuchtete Bereiche, aber auch dreckige und schmutzige Gegenden können das Gefühl beeinflussen“, sagt sie.
Viel Luft nach oben
Dies sind Dinge, die die Kommunen immer wieder angehen wollen, aber beispielsweise bei den Bahnhofsunterführungen hat sich diesbezüglich nirgendwo eine nennenswerte Verbesserung abgezeichnet. Dies sind seit Jahren typische Angsträume.
„Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Verbrechens zu werden, ist im Ennepe-Ruhr-Kreis deutlich geringer, als anderswo“, betont Landrat Olaf Schade seit vielen Jahren. Nun müssen diese Statistiken nur auch noch dem Gefühl der Menschen entsprechen, denn unser Heimatcheck für Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal zeigt deutlich: Hier ist noch viel Luft nach oben.