Schwelm. Ende des Jahres läuft der Betreibervertrag zwischen Stadt und Trägerverein Schwelmebad aus. Die Ehrenamtlichen haben noch einiges vor.

Die Reaktionen in den vergangenen Tagen haben es deutlich gemacht. Die Zukunft der Schwelmer Bäderlandschaft und vor allem, wie sich ein neues Hallen- und Freibad am Ländchen finanziell darstellen lässt, wenn die Stadt in der Innenstadt für viele Millionen Euro ein Rathaus und Kulturzentrum baut, beschäftigt die Menschen in der Kreisstadt. Bei all den Gedanken gerät ein Aspekt in den Hintergrund, der die jüngste Schwelmer Bädergeschichte mitprägte und bei der Suche nach einer Lösung für die kommenden Jahre eine gewichtige Rolle spielen könnte: Ende des Jahres läuft der Vertrag mit dem Trägerverein Schwelmebad als Badbetreiber aus.

Schließung damals abgewendet

Es war das Jahr 2008, als der Trägerverein die Regie im Schwelmer Freibad übernahm. Die Stadt sah sich nicht mehr in der Lage, den Badbetrieb aufrechtzuerhalten, der Einrichtung drohte die Schließung. Bürger schlossen sich zusammen, um zu verhindern, was ihrer Meinung nach nie passieren durfte: dass Schwelm kein eigenes Freibad mehr hat. Sie gründeten einen Trägerverein, mit dem die Stadt einen Vertrag abschloss. Der Deal sah so aus: Die Stadt bleibt Eigentümerin der Immobilie, der Verein kümmert sich um den Badbetrieb. Abgeschlossen vor zwölf Jahren hat die Abmachung eine Gültigkeit bis zum 31. Dezember 2020. In gut zehn Monaten läuft der Vertrag damit aus.

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Zwölf Jahre hielten die Ehrenamtlichen den Badbetrieb am Ländchen wacker aufrecht. Das war harte Arbeit für die immer kleiner und älter werdende Truppe. Und es gab auch Frust. Von Stadt und Politik hatten sich die Ehrenamtlichen mehr Unterstützung erhofft. Denn finanziell steht dem Trägerverein das Wasser schon länger bis zum Hals. Doch Aufgeben kam für die Ehrenamtlichen bisher nie infrage – auch wenn das immer wieder mal anders klang.

Auch seine letzte Badesaison geht der Trägerverein mit dem gewohnten Elan an. Vorsitzender Ernst-Walter Siepmann spricht von weiteren Investitionen, obwohl der Vertrag mit der Stadt in ein paar Monaten auslaufen wird. Noch sechs Duschen sollen erneuert, die Rutsche endlich aufgestellt und der „Nichtschwimmer“ und das Planschbecken beheizt werden, was vergangene Saison nicht klappte. Das Material dafür ist zum Teil schon gekauft und liegt vor. Läuft alles glatt und spielt das Wetter mit, soll das Schwelmebad am 1. Mai eröffnen. „Das ist unser ehrgeiziges Ziel. Wenn es der 15. Mai wird, sind wir auch zufrieden“, erklärte Siepmann.

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Es gibt aber ein dickes Aber, und das hat mit den Planspielen für das neue Bad zu tun. Alle drei in der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises „Zukunft der Bäderlandschaft“ vorgestellten Entwürfe sehen einen kompletten Abriss des alten Schwelmebades und Neubau von Frei- und Hallenbad vor. Freiluft-Schwimmen während der Bauzeit wäre damit ausgeschlossen.

„Das hat mit dem, was wir vor Monaten vorgeschlagen haben, nichts mehr zu tun“, erklärte Ernst-Walter Siepmann. Gemeint ist der vom Trägerverein favorisierte Vorschlag eines Badumbaus im Bestand. „Es macht dann auch keinen Sinn mehr, dass wir hier jetzt noch was reinstecken.“ Zu wissen, dass alles, was man in all den Jahren mit viel Arbeit investiert hat, nun nur noch ein Fall für den Abrissbagger ist, sei für ihn und seine Mitstreiter mehr als frustrierend.

Große Sorge

Und noch etwas bereitet Siepmann große Sorgen. Bis Ostern soll der Arbeitskreis sich für eine Variante entscheiden, die Diskussionsgrundlage für die politische Entscheidung sein soll. Den Beschluss wird die Politik aber erst später treffen. Seine Befürchtung, die auch viele andere Schwelmer teilen: Das Bad-Projektµ wird auf die Zeit nach der Kommunalwahl geschoben, wo das Vorhaben im Schatten der Großbaustellen in der Innenstadt hinten rüber zu fallen droht.

Ernst-Walter Siepmann befürchtet, dass die Motivation „seiner“ Truppe komplett baden geht, wenn sich an der geplanten Vorgehensweise nichts ändert. Er hält es auch für ausgeschlossen, dass unter diesen Umständen überhaupt noch jemand beim Trägerverein bereit ist, über die letzte Badesaison hinaus sich weiter im Schwelmebad zu engagieren – was als Übergangslösung bis zur Fertigstellung des neuen Bades für die Stadt eine gute Sache wäre.

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Bleibt es bei dem in der Arbeitskreissitzung verabredeten Vorgehen und bei den dort vorgelegten Entwürfen, die einen Komplettabriss des Schwelmebades vorsehen, ist für den Trägerverein laut Siepmann nach dieser Badesaison definitiv Schluss. Sollte sich kein anderer Badbetreiber mehr finden, würde es das Ende des alten Freibads schon im Herbst diesen Jahres bedeuten. Noch hofft Ernst-Walter Siepmann, das irgendwie verhindern zu können.

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