FDP-Politiker Kubicki lieferte Breitseite gegen den Wertewandel im Wirtschaftsgespräch
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Balve. . FDP-Politiker Wolfgang Kubicki war zu Gast beim Wirtschaftsgespräch am Rande des Internationalen Reit- und Springturniers in Balve. Der Mittelstand trage die Hauptlast bei den Arbeitsplätzen, sagte er - und zahle auch die Folgen der Finanzkrise,
Schloss Wocklum und die deutschen Meisterschaften im Springreiten und in der Dressur beim Balve Optimum sind nicht der schlechteste Ort für einen FDP-Politiker mit rhetorischer Begabung, sich zu präsentieren - zumal in einem Wahljahr. Edles Ambiente, edles Publikum, bestes Wetter. Alles passt.
Alles solider Mittelstand?
Der Gesamtwert der rund um das Schloss abgestellten teuren Gelände- und exotischen Sportwagen dürfte mit mehreren Millionen Euro eher vorsichtig geschätzt sein. Alles solider Mittelstand, ist zu hören.
Womit wir beim Thema von Wolfgang Kubicki (61) wären, der nimmermüden, aber etwas in die Jahre gekommenen FDP-Nachwuchshoffnung. Als Gast des achten Optimum-Wirtschaftsgesprächs - gemeinsam mit Frank Elbe, dem aus Iserlohn stammenden deutschen Ex-Botschafter in Japan, der Schweiz, Indien und Polen - hat er die von Moderator Prof. Jörg Ottersbach nicht ganz offen gestellte Frage zu beantworten: Wie lange noch trägt der deutsche Mittelstand die Hauptlast des Systems?
Kubicki nutzt die Steilvorlagen im Wirtschaftsgespräch
Eine Steilvorlage für einen Rhetoriker wie Kubicki, der die Pointen sicher zu setzen weiß. Der Mittelstand trägt auf jeden Fall die Hauptlast bei den Arbeitsplätzen, ist er sich sicher. „Und er trägt auch die Finanzierung unseres Systems, da er - anders als die großen Konzerne - kaum Möglichkeiten hat, steuerlich ins Ausland auszuweichen“, setzt Kubicki hinzu. „Die Konzerne schleusen schließlich dreistellige Millionenbeträge an den Finanzämtern vorbei.“
Wolfgang Kubicki beim Wirtschaftsgespräch
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Kapitalismuskritik bei der FDP? Nicht generell. Nur auf Konzerne und Banken schießt sich der Mann mit dem Markenzeichen Dreitagebart ein - ihre Vertreter sind vermutlich nicht anwesend. „Der Mittelstand zahlt auch die Folgen der Finanzkrise“, redet sich Kubicki warm, um dann zum Angriff überzugehen: „Die Banken haben ihre Anforderungen hochgeschraubt.“
In der Krise ist eine ordentliche Kreditversorgung wichtig
Einem Klienten - Kubicki betreibt eine Rechtsanwaltskanzlei in Kiel mit 29 Angestellten - habe dessen Hausbank nach 25 Jahren gekündigt mit dem Hinweis, ihr Branchenmix stimme nicht mehr. „Wie soll der zu erträglichen Bedingungen an eine neue Bank kommen - alle nehmen einen Risikoaufschlag, wenn sie einen Mittelständler nicht kennen?“ Gerade in der Krise brauche man eine ordentliche Kreditversorgung.
Und noch mehr hemmt den deutschen Mittelstand seiner Meinung nach: ein Wertewandel in der Gesellschaft - und hier kommt der FDP-Mann in Fahrt. „Es hat in Deutschland eine Veränderung bei der Einschätzung von Erfolg gegeben - man muss sich heute für Gewinne rechtfertigen“, sagt Kubicki mit jenem Anklang von Süffisanz, der Rest-Zweifel lässt, wie ernst er seine Aussage meint.
Die aktuelle Gemeinwohlorientierung sei jedenfalls „tendenziell leistungsfeindlich", meint Wolfgang Kubicki. Dahinter stehe: Der Staat sei per se gut, der Einzelne dagegen verdächtig. „Das habe ich in 40 Jahren nicht so oft erlebt wie in den letzten 24 Monaten.“
Ex-Botschafter Elbe fühlt sich an die französischen Frühsozialisten erinnert mit ihrem Schlagwort: Eigentum ist Diebstahl. Kubicki setzt noch einen drauf: „Uns geht es deshalb so gut, weil es diese Ungleichheit gibt, die jedem den Anreiz gibt, besser zu werden.“ Kein Mensch beschwere sich über Millionen-Einkünfte von Fußballern oder Künstlern, aber Politiker, die für Vorträge viel Geld nehmen, würden kritisiert. Apropos: Er habe mit Peer Steinbrück zusammen Volkswirtschaft studiert. Der behaupte immer, er habe das bessere Examen gemacht. Kubicki: „Ich werde das 14 Tage vor der Wahl aufklären.“
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