Soest/Sundern. . Produktpiraterie im Maschinenbau kostet die deutsche Wirtschaft jedes Jahr mindestens acht Milliarden Euro. Gemeinsam mit der Fachhochschule Südwestfalen hat eine Firma aus Sundern einen preiswerten und sicheren Plagiatschutz für Pumpen, Motoren, Getriebe und Landmaschinen entwickelt.

Während Märchenonkel aus öffentlichen Ämtern gejagt werden können, gleicht der Kampf zwischen Fälschern und Forschern in der Industrie einem Wettrüsten, das deutsche Unternehmen teuer zu stehen kommt. Eines der kaum zu finanzierenden Plagiat-Abwehrbollwerke deutscher Ingenieurskunst kann man von seinem Wert her mit Gold aufwiegen. Es mutet an wie eine Erfindung aus dem US-Blockbuster „Mission Impossible“: Eine Spitzentechnologie, die sich, wenn man sie öffnet, selbst zerstört. Eine kostengünstigere Variante, die an Lotto-Rubbellose erinnert, bietet die Firma A. Schröder & Söhne GmbH & Co. KG (kurz SUSIS) aus Sundern an.

Gemeinsam mit der Fachhochschule Südwestfalen präsentierte Firmen-Geschäftsführer Franz-Anton Schröder in Soest einen preiswerten und sicheren Plagiatschutz für Pumpen, Motoren, Getriebe und Landmaschinen. Unter der Devise einfach, kostengünstig und fälschungssicher habe man mit dem Institut für Technologie und Wissenstransfer im Kreis Soest eine ausgeklügelte Schichttechnologie für Typenschilder entwickelt, berichtet Schröder. Der mehrfarbige Codeaufdruck, der unter dem Schriftzug des Typenschildes angebracht wird, soll selbst mit modernsten Geräten nicht ausgelesen werden können. Bei Verdacht kann man mit einem Schleifsteinstift den Oberflächen-Schriftzug des Schildes freikratzen und anhand der darunter variabel angeordneten Farb-Symbole die Echtheit des Originals bezeugen.

Sicherer als Hologramme

Professor Karl-Heinz Müller von der Fachhochschule Südwestfalen ist vom patentgeschützten und marktreifen System aus Sundern überzeugt. Er spricht von einem Parade-Beispiel, wie heimische Unternehmen mit Hochschulen erfolgreich zusammenarbeiten können. Zwei Jahre lang, berichtet Karl-Heinz Müller, habe man nach dem Hase-Igel-Prinzip die ­verdeckte Kennzeichnung in Typenschildern zu knacken versucht. „Jedes Mal, wenn wir nahe dran waren, hat SUSIS nachgezogen.“ Der Professor bescheinigt dem ­Verfahren aus dem Sauerland nun einen fast 100-prozentigen Kopierschutz.

„Unser System ist jedenfalls wesentlich sicherer als Hologramme, die man mittlerweile in jedem chinesischen Kinderspielzeug findet“, berichtet Franz-Anton Schröder. Man habe schlicht auf die Nachfrage reagiert. Immer noch stünden 50 Prozent der mittelständischen Unternehmen Produktpiraten hilflos gegenüber. Die Fälschungen, sagt Schröder, schadeten nicht nur ihrem Ansehen, sondern stellten sie immer öfter auch vor Regressansprüche. „Wenn eine Pumpe mit nachgebauten Komponenten ausfällt und Ware verdirbt, kann das schnell in die Millionen gehen.“

Gewinne wie beim Drogenhandel

Das Geschäft mit Plagiaten von Maschinen blühe, so Schröder. Unter den Fälschern seien dabei nicht nur Vertriebsvermittler aus Asien. „Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Plagiatoren zu. Und die Gewinnmargen sind vergleichbar mit denen im Drogen- und Menschenhandel.“

Franz-Anton Schröder weiß, dass man mit den manipulationssicheren Typenschildern aus ­Sundern nicht gänzlich Maschinen-Plagiate verhindern kann. „Aber mit diesem Baustein können wir die Arbeit der Produktpiraten in aller Welt erschweren.“ Man ­habe sich als Familienbetrieb mit 38 Mitarbeitern zum Ziel gesetzt, den Maschinenstandort Deutschland ein wenig sicherer zu machen. „Und da sind wir mit unserem Plagiatschutz ‘Made im Sauerland’ auf einem guten Weg.“