Volkringhausen. Hunderte Gratulanten auf der Bühne: MGV „Cäcilia“ Volkringhausen feiert 125-Jähriges mit feiner Musik. Darunter sind Weltpremieren.
Eine prall gefüllte Schützenhalle kann leise sein - wenn alle den Sängerinngen und Sängern vorne auf der Bühne zuhören wollen. So zu beobachten am Wochenende in Volkringhausen, wo der Gesang unverstärkt erschallte. Und noch etwas: Balves Chöre und auch die andere Gäste aus der Umgebung lieferten hochklassige Qualität. Was aber durchaus genauso wichtig ist: Geselligkeit. Viel Austausch prägte die beiden Konzertabende anlässlich des 125. Geburtstages vom MGV „Cäcilia“ Volkringhausen.

Insgesamt 16 Chöre und Ensembles gratulierten musikalisch, mit Liedern voller guter Wünsche, mit Texten, mal ernst, mal witzig, die Hinhören lohnten. Oder die auch einfach mitrissen. Als der Frauenchor Querbeet Eisborn „Sierra madre“ anstimmte, sah man doch einige in der vollen Schützenhalle verstohlen oder in sich versunken mitschunkeln. Dabei mussten die Sängerinnen und Sänger aus dem Nachbarort improvisieren.
Chorleiter Heinz-Dieter Baumeister, selbst Volkringhauser, fiel krankheitsbedingt aus. „Deshalb haben wir zu Plan B und C gegriffen“, verkündete die Vorsitzende Ulla Pampuch. Und das bedeutete, zwei Sängerinnen selber aus dem Chor dirigierten die Stücke, eine davon Pampuch höchstpersönlich. Sie war darüber hinaus auch noch Losfee am Samstag, denn für beide Abende wurde die Reihenfolge der Auftritte erst kurz vor Beginn ausgelost. Das erhöhte die Spannung.

Melodie Mellens „Mambo“ ehrt Herbert Grönemeyer
Und noch eine Krankmeldung: Gerne hätte bestimmt MGV-Sänger André Unkhoff die öffentliche Weltpremiere von „Drei rosa Sprösslinge“ gehört und vor allem selber mitgesungen. Er hat für seinen Volkringhauser Chor den Text verfasst. Aber auch er konnte nicht dabei sein. Aber die insgesamt drei eigenen Lieder kamen richtig gut an. Und sie waren Freitag wie Samstag der Auftakt für weitere mehr als zwei Stunden stimmungsvoller Chormusik.
Beim gemischten Chor Melodie Mellen ging es bei Herbert Grönemeyers „Mambo“ zum Beispiel richtig mitreißend zu mit hohem Tempo und gesungener Perkussion. Für beide Stücke hatte der Chor aus dem Golddorf die 80er Jahre gewählt. Zufall? Eher nicht, denn als Projektchor ist man gerade auf der Zielgeraden für das eigene 80er-Jahre-Konzert Ende Mai. Es wird das nächste große Fest für Balves Chorszene werden.
Chorszene blüht auf
Eine allgemeine Beobachtung an dieser Stelle: Viele Chöre mussten eng zusammenrücken, um die Bühne zu passen. Was für schönes Bild, Corona scheint vergessen, und negative Auswirkungen gab es bei vielen Gruppen augenscheinlich nicht. Teilweise ist sogar das Gegenteil der Fall.
Cohens „Halleluja“ sorgt für Gänsehaut
Ganz besonders voll war oben es zum Abschluss am Samstag. Da passte es, dass der Männerchor Balve als letzter Programmpunkt ausgelost war. Und nach dem sie selber unter anderem das weltbekannte wie rührende „Halleluja“ von Leonard Cohen gesungen hatten, holten sie die Volkringhauser Sänger auf die Bühne, um zusammen „Heimat“ zu singen. Eine schöne Überraschung, freut sich der Cäcilia-Vorsitzende Thomas Dodt.
Ehrung für Thomas Dodt
Für ihn gab es auch eine persönlich Ehrung. Tobias Holz vom Chorverband gratulierte am Freitag zualleerst dem ganzen Verein, zeichnete aber auch Dodt für sein 20-jähriges Engagement mit der Goldenen Sängerplakette aus. Der Mendener Rodenbergchor ließ am Samstag die ganze Halle ein „Happy Birthday“ für den Jubilar anstimmen und hatte ansonsten optisch wie auch musikalisch mit „Ice in the sunshine“ schon den Sommer im Gepäck.


Aus Arnsberg, Menden, Fröndenberg, Neuenrade und natürlich aus Balve selber waren die Gruppen gekommen. Thomas Dodt zog am Montag ein begeistertes Fazit der beiden Abende: „Es war wunderbar, sehr harmonisch. Wir haben nur gutes Feedback bekommen.“ Ob Wiedersehen, oder das Knüpfen neuer musikalischer Kontakte: sei ein Zusammenkommen Gleichgesinnter sei jedes Mal eine große Freude.
So möchte Dodt zum Beispiel auch den MGV Langenholthausen nennen, der mit geschrumpfter Sängerzahl und dem Tod von Chorleiter Manfred Stein einen Weg in die Zukunft gefunden hat - in der Kooperation mit dem MGV Stockum, weiterer Verstärkung Lendringser Sänger und dem neuen Dirigenten Hermann Diebecker.
Ebenfalls noch zu nennen: Auch wenn der MGV aus Mellen personell nicht singfähig, wohnten einige der Sänger als Gäste bei.
Und für den urlaubenden Ortsvorsteher Hubertus Schweitzer gratulierte Volkringhausens Brudermeister Rainer Krause im Namen der anderen Gruppen. Und Frank Neidert für den Fröndenberger Kirchenchor nahm die stolze Zahl des Geburtstagskindes in den Blick: „Was für ein wohltuend langer Zeitraum in der heute so schnelllebigen und oft oberflächlichen Zeit.“ Und er betonte, wie wichtig so ein Chor nicht nur im heimischen Kulturleben ist, sondern vor allem in der Gemeinschaft des Dorfes.


Angesprochener Kirchenchor bat gesanglich um Gottes Segen für die kommende Zeit und um Frieden. Andere Gruppen stellten auch mit viel Sprachwitz - deswegen war das genaue Zuhören ja immer so wichtig - die eher leiblichen Genüsse in den Mittelpunkt: „Das erste Bier muss zischen“ hieß es da etwa, eine andere Schilderung dreht sich um vergnüglichen Stunden „An der Bar“.
Und wie steht der MGV Volkringhausen zu diesem Thema? Vorsitzender Thomas Dodt hat es in einer der genannten Eigenkompositionen des Chores auf den Punkt gebracht, die jazzigen, swingenden Töne dazu schrieb Michael Schmoll: „Der MGV Cäcilia hat viele gute Sänger. Und manchmal nach der Probe bleiben sie auch etwas länger.“ Ob man es glaubt oder nicht, aber in genau dieser Geselligkeit, dieses Mal eben noch mit ganz vielen anderen Freunden, endeten auch beide Abend zu entsprechender Uhrzeit in der Schützenhalle.