Balve/Garbeck. Mit Christian Müller und Ulrich Stracke haben SG-Urgesteine den Vorstand verlassen. Jonathan Gruschka will nun für Aufbruchstimmung sorgen.
„Es ist wahrscheinlich der jüngste Vorstand aller Zeiten“, befand Volker Griese, der selber als zweiter Vorsitzender der SG Balve/Garbeck nicht zur Wahl stand, aber um sich herum deutliche personelle Veränderungen erfahren hat. Und er appellierte an die versammelte Runde von gut 50 Mitgliedern am Freitagabend im Gasthof Syhre: „Lasst euren Vorstand nicht im Regen stehen! Begleitet sie kritisch, aber bleibt auch selber kritikfähig.“
Es war ein Appell an die Geschlossenheit in Zeiten, die stürmisch sind für den Fusionsclub, zumindest was die sportliche Situation der Herrenmannschaft betrifft. Und die überstrahlte die Gesamtsituation und auch die Diskussionen im Rahmen der Jahreshauptversammlung.
Sieglos und von Saisonbeginn an abgeschlagen steht das Team am Tabellenende der Kreisliga, der Abstieg in die B-Liga ist besiegelt. Den Spielern, die tapfer jede Woche antreten und sich die Bude vollhauen lassen müssen, will aber niemand einen Vorwurf machen. Viele Spieler hatten sich vor Beginn dieser Spielzeit von der SG abgemeldet, die damalige zweite Mannschaft wurde zur ersten gemacht, war in der Kreisliga A aber vom Start weg sportlich überfordert.
Wie es zu diesem Exodus an Spielern kam, das kam auch in der Jahreshauptversammlung auf den Tisch. Und da sparte der bisherige Vorsitzende Christian Müller weder an Selbstkritik, noch waren einige Wortmeldungen aus der Runde besonders zimperlich. So wurde mehrfach das Fehlen eines sportlichen Leiters beklagt, der Gespräche mit Spielern rechtzeitig führen und ihnen einen Plan für die Zukunft der SG-Mannschaft aufzeigen kann. Geht es nur um das Geld, das man mit dem Fußball verdienen kann, um fehlende sportliche Perspektiven oder auch andere Wertschätzung, die in der SG teilweise schmerzhaft fehle? Alle Positionen fanden Fürsprecher in einer durchaus kontrovers, aber schließlich doch fair geführten Diskussion. Eine eindeutige Antwort gab es am Ende nicht.
Aber es gibt eine klare personelle Zäsur, die auch im Vorfeld schon angekündigt war. Christian Müller hört als Vorsitzender auf. Vielleicht sogar zwei, drei Jahre zu spät, wie er selber mutmaßte. Er kritisierte mangelnde Verlässlichkeit vieler junger Sportler, die dann eher selber als Zuschauen in Fußball- und andere Stadien pilgern und die eigene Mannschaft beim Spiel hängen ließen. „Manches ist nicht mehr meine Welt.“ Aber er appellierte auch, die neuen Vorstände nun unvoreingenommen zu unterstützen. Und: „Es hat mich gefreut, dem Verein ein paar Jahre dienen zu können.“ Sein Wunsch: den Nachwuchs frühzeitig und mehr einzubinden.
Noch einiges länger als „Otti“ Müller saß Ulrich Stracke im Vorstand von SG und Vorgängerverein, 42 Jahre insgesamt. Ihm bescheinigte der zweite Vorsitzende Volker Griese ein durchaus streitbares Wesen, aber immer mit dem Wohl des Vereins im Blick. „Deshalb haben wir uns dann auch immer zusammengerauft.“ So fiel die Wahl Strackes zum neuen Ehrenvorstandsmitglied auch deutlich aus. Ein Abschied, der ihn sichtbar rührte. Auch der zweite Geschäftsführer Ralf Borchert stand nicht zur Wiederwahl zur Verfügung.
Der neue SG-Vorsitzende kommt aus der sportlich so chancenlosen Herrenmannschaft. Jonathan Gruschka ist erst 27 Jahre alt. In seiner Antrittsrede nannte er, was ihn zur Übernahme der Verantwortung motiviere: Nicht nur sei er schon fast das ganze Leben lang Vereinsmitglied. „Die Kabine ist mir sehr wichtig.“ Nicht nur sei diese Mannschaft intakt, auch hole er sich hier nach anstrengenden Tagen bei Training oder Spiel jedes Mal neue Energie und Freude.
Mit Gruschka rücken weitere junge Leute in Verantwortung: Mika Lehmann beerbt Ulrich Stracke als ersten Geschäftsführer, zweiter Geschäftsführer wird Christopher Haarmann, dritter Geschäftsführer Jörg Pröpper, neuer Zweiter ist Kassierer Hans-Peter Drilling. Als Beisitzer stoßen Martin Gruschka und Björn Bender dazu.
Jonathan Gruschka möchte spürbar neue Aufbruchstimmung schaffen. In seinen Antrittsworten beschwor er die Mitglieder, in ein paar Jahren könne man womöglich mit Stolz zurückblicken auf diese schwierige Zeit, in der man den Verein nicht im Stich gelassen und ihn vielmehr auch selber wieder mit nach vorne habe bringen können. Denn klar wurde auch: Vieles andere läuft gut. Der Rockclub sei ein absoluter Publikumsmagnet, teilte Volker Griese mit, auch das Vereinsleben lasse wenig zu wünschen übrig. Und während einerseits zwar bei den Alten Herren, vor allem in deren jüngeren Jahrgängen, die Resonanz Sorgen mache, wird die Gruppe des „Walking Football“ - der Name verrät schon, dass hier nicht gelaufen wird - welches vor allem die höheren Semester anspricht, immer größer. Die trifft sich immer mittwochs auf dem Platz in Garbeck, peilt demnächst auch die ersten Freundschaftsspiele an und ist immer offen für Interessenten.