Balve. Balve ist beim Thema Windkraftzonen Vorreiter im Märkischen Kreis. Doch das passt längst nicht jedem Volksvertreter. Warum?

Dass erneuerbare Energien in Balve durchaus ihren Platz haben, zeigt nicht zuletzt die Dorfenergiegenossenschaft Mellen. Doch dem Ausbau der Windkraft könnten nun erst einmal Grenzen aufgezeigt werden - zumindest in einigen Bereichen Balves. Warum sich Balver Fraktionen beim Thema Windkraft im Kreisvergleich ungerecht behandelt fühlen.

Keine Windkraft rund um Erdbebenmessstation?

Für die Bundesregierung sollen Wind- und Solarkraft zum Treiber in Sachen erneuerbare Energien werden. Bis Ende 2032 müssen die Länder zwei Prozent der Bundesfläche für die Windenergie ausweisen. Bis 2027 sollen 1,4 Prozent der Flächen für Windenergie bereitstehen, hat der Bundestag im Gesetz festgelegt. Dafür werden landauf, landab derzeit die Regionalpläne überarbeitet. Auf ihnen werden Flächen festgelegt, auf denen Windräder gebaut werden können - und dürfen. Gleichwohl: Längst nicht alle Teile des Märkischen Kreises sind für diesen Ausbau gleichermaßen geeignet. Doch genau dieser Umstand führt in der Balver Politik zu Unverständnis.

Ich bin mir nicht sicher, ob uns der Märkische Kreis etwas Gutes oder Schlechtes wollte.
Lorenz Schnadt (UWG) - Ausschussvorsitzender

Tritt der Regionalplan so in Kraft, wie er derzeit diskutiert wird, dann wird Balve das 1,4-Prozent-Ziel deutlich überschreiten. Das zumindest zeigt Bauamtsleiter Sven Rothauge im Bau- und Umweltausschuss auf. Zwar seien in Leveringhausen, am Kesberg, in Volkringhausen und in Mellen kleinere Bereiche weggefallen - am Beckumer Feld hingegen „hat sich die Vorrangzone marginal vergrößert“. Eine Begründung für die neuerlichen Anpassungen hat die Stadtverwaltung bisher nicht bekommen. Eine Vermutung hat das Bauamt dennoch: Möglicherweise sollen in unmittelbarer Nähe zur Erdbebenmessstation der Sorpetalsperre keine 240-Meter-Windräder entstehen, um die Daten durch kleinere Erschütterungen nicht zu verfälschen. Für Balve bedeutet das dennoch: „Das ist eine wahnsinnig große Flächenkulisse“, so Rothauge. In Zahlen bedeutet das: 7 Prozent des Stadtgebietes könnten Windkraftvorrangzonen werden. Das Bundesziel übertrifft die Hönnestadt damit um das Fünffache.

Ungerechtigkeit im Kreisvergleich

Und genau das sorgt für Unmut. „Ich bin nicht gegen Windkraftanlagen. Aber wir sind diejenigen, die die Windkraft im Märkischen Kreis tragen“, sagt Heinrich Stüeken (fraktionslos). Während im Südkreis trotz seiner Höhenlage - etwa rund um die Nordhelle - keinerlei Windkraftanlagen im Regionalplan vorgesehen seien, könnten in der Hönnestadt hingegen dutzende Windräder errichtet werden. „Ich bin mir nicht sicher, ob uns der Märkische Kreis etwas Gutes oder Schlechtes wollte“, merkt Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt (UWG) an. Entweder wird Balve so zum Herzstück für erneuerbare Energien - oder aber die Landschaft mit Windkraftparks zerschnitten. Wie viele Anlagen Balve langfristig haben wird, ist jedoch noch völlig offen. „Niemand von uns ist gegen erneuerbare Energien, aber wir müssen Maß und Mitte finden“, fordert daher auch Mathias Jedowski (CDU).

Wir wollen die Flächenkulisse nicht noch weiter aufweichen.
Hubertus Mühling - Bürgermeister

Die Lösung: Windkraftprojekten, die außerhalb der vom Regionalplan vorgesehenen Flächen geplant sind, soll ein Riegel vorgeschoben werden. „Wir wollen die Flächenkulisse nicht noch weiter aufweichen“, führt Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) weiter aus. Bedeutet: Würden Windkraftanlagen außerhalb der vorgesehenen Flächen jetzt noch von der Stadt genehmigt, könnten am Ende noch deutlich mehr als 7 Prozent des Stadtgebietes für die Windkraft herhalten. „Das kann im Verhältnis zum restlichen Märkischen Kreis nicht sein“, erklärt Mühling.

Einstimmig votiert der Ausschuss schließlich für das von der Stadt vorgeschlagene Vorgehen. Eine endgültige Entscheidung trifft jedoch der Rat. Ausgenommen von den Plänen sind jedoch die geplanten 16 Windräder auf den Höhen des Balver Waldes und Kriegerbrandes.