Balve. Regenland Sauerland? Denkste. Der Klimawandel wirkt. Aber die Stadt Balve hat einen Plan.

Wasser, gutes Wasser, fließt immer, das ist jedenfalls der Eindruck, der entsteht, wenn man nicht hinter die Kulissen der Wasserversorgung schaut. „Eine Versorgung mit gutem, gesundem Wasser ist jedoch nicht nicht zum Nulltarif zu haben“, so Balves Bürgermeister Hubertus Mühling. Auch in diesem Jahr seien wieder hohe Investitionen in Millionenhöhe durch den Bau eines neuen Hochbehälters im Glärbachtal notwendig. Im Laufe des Jahres soll er an das Netz gehen.

Bürgermeister Hubertus Mühling zeigt den Bauplatz für den neuen Hochbehälter.
Bürgermeister Hubertus Mühling zeigt den Bauplatz für den neuen Hochbehälter. © WP | Peter Müller

„Eigentlich sollte man meinen, Balve hätte durch seine Lage im Sauerland immer genug Wasser“, so Bürgermeister Mühling. Das sei auch bis in die 1970er Jahre so gewesen. Viele eigene Quellen im Stadtgebiet hätten bis dahin die Versorgung sichergestellt. Doch dann habe es Probleme gegeben. Warum?

Das Versorgungsnetz war in keinem guten Pflegezustand. Es kam dadurch zu hohen Wasserverlusten. Einige Quellen waren so belastet, dass sie durch das Gesundheitsamt geschlossen werden mussten. „In Mellen hat man damals das Schwermetall Kadmium festgestellt. Ocker und Eisen führten zu einer Verfärbung des Wassers. Das darf bei dem wichtigen Lebensmittel Wasser nicht sein“, berichtete Mühling.

Bürgermeister Hubertus Mühling zeigt den alten Hochbehälter. Die Architektur aus Naturstein ist sehenswert. Zugleich ist die Anlage in die Jahre gekommen.
Bürgermeister Hubertus Mühling zeigt den alten Hochbehälter. Die Architektur aus Naturstein ist sehenswert. Zugleich ist die Anlage in die Jahre gekommen. © WP | Peter Müller

Man habe in Balve gesucht und nach Wasser gebohrt. Dies sei teilweise von Erfolg gekrönt gewesen. Doch das gefundene Wasser erwies sich als sehr kalkhaltig.

Menden half

Seine Vorgänger hätten sich hilfesuchend an Menden gewandt. Das Mendener Wasser sei damals in der Fischkuhle, dort wo heute die Firma Bettermann mit Betriebsteilen angesiedelt ist, gewonnen und im Wasserwerk in der Horlecke aufbereitet worden.

Nach Kalkulationen verwarf man in Balve die Idee eines eigenen Wasserwerks und trat in Verhandlungen mit Menden ein.

Mammut-Projekt

„Nun standen beide Städte vor einem Mammutprojekt“, so Mühling.

Menden baute am Habicht einen neuen Hochbehälter. Dazu kam, um Balve beliefern zu können, eine neue Versorgungsleitung von dort über Asbeck nach Eisborn zum Ebberg. Die Stadt Balve baute zwischen 1980 und 1990 drei Hochbehälter. Die Behälter in Eisborn, Balve und Höveringhausen sind heute mit einer Hauptversorgungsleitung miteinander verbunden.

Bürgermeister Hubertus Mühling zeigt den Standort des neuen Hochbehälters: Ein Mann hat Plan.
Bürgermeister Hubertus Mühling zeigt den Standort des neuen Hochbehälters: Ein Mann hat Plan. © WP | Peter Müller

Der Eisborner Behälter liegt am höchsten. Die anderen werden von dort allein durch den Höhenunterschied gespeist. „So entstehen keine Strom- und Wartungskosten für Pumpen“, sagte Mühling. Seit 1990 bestehe durch das Mendener Wasser eine hohe Versorgungssicherheit mit qualitativ hochwertigem und weichem Wasser.

Spitzentechnologie

Das Mendener Trinkwasser werde mit Spitzentechnologie auf höchstem europäischen Niveau aufbereitet. „Es ist und bleibt für Balves Trinkwasserversorgung wichtig. Zwischen beiden Vertragspartnern besteht eine fruchtbare und konstruktive Zusammenarbeit“, betonte Balves Bürgermeister.

Neben dieser Versorgung habe man in Balve drei eigene Quellen, von denen die Glärbachquelle die größte und älteste sei. Der Tiefbrunnen Fuhlbraucksiepen und die Quelle Ruthmecke würden für zusätzliche für Versorgungssicherheit sorgen.

„Im Glärbachtal haben wir nun die Quellfassung verbessert und bauen unterhalb der Quelle mit hohem finanziellen Aufwand einen neuen, vierten Hochbehälter, der dann das Wasser aus dem Balver Wald aufnehmen wird“, verdeutlichte Bürgermeister Mühling. Dieses Wasser komme aus dem Höhenzug des Balver Waldes. Es sei frei von störenden Umwelteinflüssen. Im Einzugsgebiet der Quelle gebe es keine Landwirtschaft und durch das Grauwackegebirge keinen nennenswerten Kalk.

Klimawandel wirkt

Einen Wermutstropfen gebe es: „Unsere Quellen sind stark witterungsabhängig. Der Klimawandel macht sich auch im Sauerland bemerkbar. Die Quellschüttung, also die Wassermenge, die aus einer Quelle gewonnen wird, geht zurück“, so Mühling. Die Pipeline aus Menden sichere aber über den Ruhrtalverband die Wasserversorgung. Ein Drittel der circa 433.000 Kubikmeter in Balve verbrauchten Wassers komme aus Menden, der Rest aus eigenen Quellen. „Wir leiten sogar Wasser nach Neuenrade weiter“, betonte der Bürgermeister. Über den Leitungsverbund könne man im Notfall sogar Lennewasser über das Hönnetal bis nach Menden leiten.

„Wasser ist ein gesundes und frisches Lebensmittel. Ich schleppe keine Wasserkisten. Das ist überflüssig“, betonte Mühling.

Zahlen, Daten, Fakten

Das Trinkwasserversorgungskonzept von 1980 prognostizierte einen Pro-Kopf-Verbrauch für Balve von 150 Kubikmetern.

Tatsächlich sind es heute 113 Kubikmeter – Tendenz fallend.

Seit dem 1. Januar 2024 kostet der Kubikmeter Frischwasser 2,38 Euro, dazu kommen die Kosten für das Abwasser in Höhe von 3,30 Euro. 1000 Liter Wasser kosten also 5,68 Euro.