Balve. Ein unerwartetes Gutachten führt zu Mehrkosten und Mehraufwand. Welche Folgen SPD-Ratsherr Cay Schmidt für den Kita-Start erwartet.
Der Abriss der ehemaligen Hauptschule Balve wird mehr als doppelt so teuer wie geplant. Das sagte Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) im Ratsausschuss USB. Geplant waren Kosten von 320.000 Euro. Erwarten werden inzwischen 650.000 Euro. Der Grund für die Kostenexplosion sei, dass kurzfristig vor der Sitzung bekannt geworden sei, dass in dem Gebäude Asbest verbaut worden sei. Ob die neue Kita des Neuenrader Betreiberunternehmens Villa im kommenden Jahr auf dem Hauptschulgelände starten kann, steht dahin.
Mühling sagte, das Gebäude sei zwar im Vorfeld auf Asbest untersucht worden – aber nur „grundsätzlich“. Alarmierende Ergebnisse habe aber erst eine Untersuchung der Abrissfirma mit Blick auf Arbeitsschutz erbracht. Das Gutachten sei am Dienstag, nur wenige Stunden vor Sitzungsbeginn, vorgelegt worden. „Es sind mehr Bauteile betroffen, als wir gedacht hatten“, erklärte Mühling. „Das geht bis zu Silikonfugen an Fenstern und Toilettenanlagen.“ Das bedeute „einen höheren Aufwand bei dem Abriss“. Beschäftigte der Baufirma wie Bewohner der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Sonderklassentrakt der Hauptschule müssen demnach vor frei werdendem Asbest geschützt werden.
Asbest ist ein faseriges Mineralgemisch. Es galt als „Wunderfaser“ wegen großer Festigkeit sowie Hitze- und Säurebeständigkeit. Obendrein wurde Asbest jahrzehntelang zur Dämmung verwendet. Inzwischen darf der Stoff nicht mehr verwendet werden. Wird er freigesetzt, kann er bei Menschen Lungenkrebs verursachen: „Asbest ist unschädlich, solange er nicht gehämmert, gesägt, gebohrt oder geschraubt wird“, sagte Mühling. „Genau das ist beim Abriss der Fall.“
Derzeit prüfe die Bezirksregierung Arnsberg, „unter welchen Rahmenbedingungen die Hauptschule abzureißen ist“. Mühling erklärte weiter, im schlechtesten Fall müsste die Hauptschule „komplett gehaust werden“. Unter einer Schutzhülle müsste in diesem Fall Unterdruck erzeugt werden, damit keine Faser nach draußen dringe. Diese Arbeiten dürfen nur von Unternehmen erledigt werden, die von der Bezirksregierung zertifiziert seien. Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft werden laut Mühling über mögliche Gefahren beim Abriss informiert.
Kämmerer Hans-Jürgen Karthaus bedauerte die finanziellen Auswirkungen des Mehraufwandes: „Das ist ein Schlag ins Kontor.“ Der Mehraufwand werde den Jahresabschluss verschlechtern.
Mühling fügte hinzu, das Gebäude müsse abgerissen werden, gleich ob anschließend ein Kindergarten gebaut werde oder nicht: „Wir haben bereits vor Jahren festgestellt, dass es energetisch nicht zu sanieren ist.“ Und: „Wir können das Gebäude auch nicht mehr nutzen.“ Selbst bei einem Umbau müssten Bauarbeiten unter besonderen Schutzmaßnahmen stattfinden. Den finanziellen Aufwand für den Abriss bezeichnete Mühling als „Eh-da-Kosten“.
SPD-Fraktionschef Cay Schmidt befürchtet „eine Zeitverzögerung“ durch den erwartbaren Mehraufwand für den Abriss: „Ich weiß nicht, ob man das avisierte Kindergartenjahr 2024/25 noch halten kann. Es wäre sehr optimistisch, davon auszugehen, dass es dabei bleibt.“
Mühling wollte sich zunächst nicht auf einen Zeitplan festlegen. Es müsse der genaue Aufwand für das Bauunternehmen geklärt werden. Allerdings laufe die Bauantragstellung beim Märkischen Kreis parallel. Mühling: „Es ist unser erklärtes Ziel, dass wir das Projekt so schnell als möglich angehen. Ab wann, das vermag ich heute nicht zu beurteilen.“ Er habe aber mit dem Kreisjugendamt geklärt, dass der Start der Kita nicht an den Stichtag 1. August 2024 gebunden sei: „Wir können auch unterjährig anfangen – der Trägerwechsel ist ja schon vollzogen.“
Der USB folgte der Verwaltung. Der Beschluss erfolgte einstimmig. Enthaltungen gab es nicht.