Mellen. Mellen geht neue Wege: Einer zeigt den Wald spannend, der andere zeigt historische Gebäude. Interessenten sind willkommen.
Lag es an den eisigen Temperaturen am Donnerstagabend, dass viele die gut geheizte Stube nicht mehr verlassen wollten? Diese Dorfversammlung im Landmarkt gehörte mit etwas mehr als einem Dutzend Teilnehmern jedenfalls zu den eher schwächer besuchten. „Dabei glaube ich schon, dass wir spannende Themen auf dem Programm haben“, leitete Mellens Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt die Zusammenkunft ein. Zwei Projekte und Ideen, so betonte nicht nur er, sollen die Attraktivität des Golddorfes weiter steigern, sowohl bei Einwohnern wie Gästen.
Die erste Idee hat sich in der Babywaldgruppe geformt, welche ja kürzlich schon den dritten Pflanztag begehen konnte und die sich damit nun hoch über dem Dorf an der Vogelstange an über 100 Bäumen erfreut. Der Babywald strahlt weit über Mellen hinaus. Der angedachte Waldlehrpfad soll sich an daran anschließend an Kinder und Jugendliche, letztlich aber an alle Generationen richten. Siggi Drees: „Es gehen immer weniger Kinder und Familien in den Wald und erleben ihn wirklich.“ Das möchte man ändern. Mit einer gekennzeichneten Wegstrecke in der Nähe des Babywaldes, Infotafeln, mit Erlebniselementen kreativ oder sportlich. „Nicht nur die Strecke ablaufen, sondern verweilen und sich mit der Natur beschäftigen“, sei das Ziel laut Drees, niederschwellig und einladend, inhaltlich an den UN-Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet, was durchaus ein Alleinstellungsmerkmal wäre.
Dazu kommt Unterstützung von Profis in Form erlebnispädagogischer Führungen, auch dafür habe man schon Kontakte geknüpft, erzählte Siggi Drees am Donnerstag. Schulen oder Kindergärten der Umgebung sollen dann nach Mellen kommen. Weitere bereits geleistete Vorarbeiten: Vorgespräche über strukturelle und rechtliche Rahmenbedingungen, Einverständnis und Unterstützung seien zugesichert von der Stadt, vom Grundstückseigentümer, von den Wanderprofis des heimischen SGV. Der Walderlebnispfad in Sundern-Westenfeld sei Vorbild. In Balve aber gibt es sowas noch nicht. „So wäre das auch ein Alleinstellungsmerkmal für Mellen und ein Magnet darüber hinaus“, hofft Drees.
Ähnlich wie der Babywald soll der Waldlehrpfad ein Projekt und Herzensanliegen der ganzen Stadt werden, personelle Unterstützung von überall generiert werden. Etwas mehr als eine Handvoll Interessenten für Mitarbeit in einem bald zu gründenden Arbeitskreis gebe es schon, berichtete Siggi Drees weiter. Zu tun ist noch einiges: Über einen Finanzrahmen habe man sich noch gar keine Gedanken gemacht, antwortete sie auf Nachfrage. Eine Leader-Förderung könnte möglich sein.
Schließlich betonte Drees noch die guten Verknüpfungsmöglichkeiten des Lehrpfades mit anderen Anziehungspunkten im Dorf, vom neuen Generationenpark, Infotafel und Wegstrecke zu Borkenkäferschäden in den Wäldern der Umgebung, Radweg zur Sorpe.
Abenteuer Geschichte
Schließlich gibt es diese Chance auch im Zusammenhang mit dem zweiten Projekt. Infotafeln sollen die Geschichte historischer Häuser des Dorfes, bestehender wie schon abgerissener, erzählen. Gerne interaktiv mit Verknüpfung zum Internet, QR-Code für Videos, Bilder, weitere Texte. Diese Idee stammt aus dem Heimatforum. Um welche Gebäude kann es dabei gehen? Den möglichen Umfang habe man am Anfang wohl sogar zu klein eingeschätzt, erklärte Drees nun bei der letzten Dorfversammlung in 2023: „Wir kommen auf über 30 Häuser, die eine historische Bedeutung für Mellen haben.“
Golddorf älter als 800 Jahre
Die Gründung der ersten Siedlung reicht über 800 Jahre zurück, viele Geschichten lassen sich da erzählen über alte Hofstellen, Schmieden und andere Handwerker, die Schule und Kneipen oder auch die Tagelöhner der Luisenhütte, die dort lebten. Eine Verknüpfung mit dem geplanten Geschichtspark scheint auch deshalb naheliegend. Erste Aufgabe wird es nun sein, die genauen Standorte zu ermitteln, dafür möchte man eine gut 200 Jahre alte Karte aus dem Katasteramt nutzen.
Das Wissen der Alten
Manche der historischen Häuser stehen noch, andere nicht mehr. Gerade letztere möchte man dann auch optisch oder digital wieder vergegenwärtigen. Wunsch der Gruppe ist es auch, junge Leute in die Ausgestaltung einzubeziehen, ihr Interesse an Heimatgeschichte zu wecken, ebenso die aktuellen Besitzer historischer Häuser animieren, sich in die Gestaltung einzubringen. Und Siggi Drees sagt: „Noch gibt es zum Glück Ältere, die die Geschichte der Häuser kennen.“ Das alles will man festhalten. Am Ende könnte eine Karte durch das Dorf an die entsprechende Punkte leiten.
Stabile und wetterbeständige Tafeln seien durchaus für gut 50 Euro das Stück erhältlich, teilte Drees der Versammlung mit, in Frage kommt zur Finanzierung der Heimatscheck. Auch für dieses Anliegen soll es einen Arbeitskreis geben, erste Mitstreiter fanden sich bereits. Weitere Interessenten mit weiterem Material sind willkommen.