Balve. Stillstand beim geplanten Geschichtspark Balve, ein Jahr lang. Bürgermeister Hubertus Mühling erklärte das - und hatte eine gute Nachricht.

Balves Geschichtspark gilt als zukunftsträchtig. Ein Tourismus-Paket rund um Balver Höhle, Luisenhütte und Schloss Wocklum besitzt Chancen auf Vermarktung. Überdies kann der Geschichtspark zum Standort-Marketing eingesetzt werden – zur Anwerbung neuer Unternehmen und Zuzügler. Dennoch hakt es momentan. Bürgermeister Hubertus Mühling, nebenher zweiter Vorsitzender des Fördervereins Luisenhütte, erklärte, warum. Zugleich hatte er für den Fortgang des Projekts eine gute Nachricht.

Der Förderverein Luisenhütte tagt: Thomas Wehr, Jakob Reichsfreiherr von Landsberg-Velen, Hubertus Mühling (von links).
Der Förderverein Luisenhütte tagt: Thomas Wehr, Jakob Reichsfreiherr von Landsberg-Velen, Hubertus Mühling (von links). © WP | jürgen overkott

Was bisher geschah: Das Land Nordrhein-Westfalen hat zugesagt, den Geschichtspark zu fördern. Bisher wurden die Kosten auf eine Million Euro geschätzt. Das Land will 90 Prozent davon übernehmen. Wofür soll das Geld ausgegeben werden?

+++ LUISENHÜTTE UND DAS GEHEIMNIS DER HEILIGEN DREI KÖNIGE +++

Zunächst will die Stadt Balve den Eingangsbereich der Balver Höhle samt Kassenhäuschen erneuern. Eine digitale Info-Säule soll Informationen über Europas größte Kulturhöhle kompakt zusammenfassen. Führungen seien angesichts zahlreicher Events in der Höhle kaum regelmäßig anzubieten, meinte Mühling. Und was, bitte, passiert mit der Höhle?

Balves Schützenkönigin Viktoria Nagel mit König Carl von Croy in Europas größter Kulturhöhle
Balves Schützenkönigin Viktoria Nagel mit König Carl von Croy in Europas größter Kulturhöhle © Balver Schützen

Die Anforderungen haben sich in Folge des Flughafen-Brandes in Düsseldorf und dem Love-Parade-Desaster in Duisburg erhöht: Da geht es um Brandschutz, Sicherheit und Barrierefreiheit, dazu Stellplätze. Das bisherige Konzept von 1997 müsse baurechtlich überplant werden, stellte Mühling fest. „Das ist eine Mammut-Aufgabe.“ Unabhängig davon erneuert die Balver Schützenbruderschaft St. Sebastian die Toiletten im Gebäude an der Höhle.

Weiter geplant ist ein Wege-System, um Höhle, Hütte und Schloss miteinander zu verbinden, gesäumt von Info-Stelen samt QR-Codes. „Das ganze Areal hat eine wahnsinnige Historie“, sagte Mühling.

Kreis-Museum Luisenhütte und städtisches Frühzeit-Museum, direkt nebenan, sollen medienpädagogisch aufgewertet werden. In der Luisenhütte laufen die Arbeiten bereits. Per „Pepper’s Ghost“-Technologie soll Heimatgeschichte mit Filmszenen buchstäblich nacherlebbar werden: eine Modernisierung des bisherigen Konzepts. Das städtische Museum indes soll runderneuert werden. „Wir wollen dort eine komplett neue Ausstellung installieren“, sagte Mühling. Federführend ist der renommierte Museumsarchitekt Jürg Steiner; er zeichnete bereits für die Gestaltung des Industriemuseums Gut Rödinghausen in Menden verantwortlich. Doch bei der Planung taten sich unerwartete Probleme auf. Worum geht’s?

Laut Mühling ist es vorgesehen, die Turbine im Museumskeller in die neue Ausstellung zu integrieren. Knackpunkt: „Wie schaffen wir es, das Gebäude barrierefrei zu machen?“ Pläne gab es: „alles verworfen“. Inzwischen läuft alles auf eine Rampe hinterm Gebäude zu. Dabei seien etliche technische Details zu berücksichtigen, in Absprache mit Bauaufsicht und Denkmalbehörde. Die Genehmigung sei absehbar, erläuterte Mühling. Und dennoch habe es „dazu geführt, dass wir in diesem Jahr in unserem Museum fast nicht tätig geworden sind“. Nicht nur das: „Es hat auch dazu geführt, dass wir Mehrkosten angemeldet haben.“ Der Betrag sei bisher aber „noch nicht genau spezifiziert“. Zudem wurde eine Verlängerung des Planungszeitraums beantragt. Und nun?

+++ FÖRDERVEREIN LUISENHÜTTE: GESCHÄFTSFÜHRER - VERZWEIFELT GESUCHT +++

Per Peppers-Ghost-Technologie wird Geschichte im Industriemuseum Luisenhütte lebendig.
Per Peppers-Ghost-Technologie wird Geschichte im Industriemuseum Luisenhütte lebendig. © Steiner Architektur-GmbH | Prof. Jürg Steiner

Die Bezirksregierung Arnsberg winkte keineswegs grundsätzlich ab. Zugleich aber trug sie dem Förderverein auf, sich andernorts um weitere Förderung zu bemühen. Die Förderer wurden fündig – bei der „Aktion Mensch“. Die Soziallotterie fördert gern barrierefreie Zugänge zu öffentlich zugänglichen Gebäuden. Ende Juli kam eine Förderzusage. Rund 86.000 Euro stellt die „Aktion Mensch“ bereit. Nebenher verlangten die Entscheider eine Satzungsänderung. Es solle ausgeschlossen sein, dass ein Vorstandsmitglied des Fördervereins mit sich selbst Geschäfte abschließen dürfe. Dieser Schritt ist inzwischen vollzogen. Inzwischen ist die Kommune dabei, „den Finanzplan neu zu stricken“. Mühling weiter: „Wir gehen davon aus, dass wir im November die finale Abstimmung hinkriegen.“ Gebaut werden soll nächstes Jahr.

+++ KINDER-HALLOWEEN RUND UM WOCKLUMS LUISENHÜTTE +++

Kultur-Dezernent Detlef Krüger vom Märkischen Kreis kündigte an, die Modernisierung der Luisenhütte sei im nächsten Mai abgeschlossen. Am liebsten wäre ihm „ein großer Aufschlag“. Dann könnten der Öffentlichkeit beide Museen mit einem großen Eröffnungsfest präsentiert werden, Landesministerin Ina Scharrenbach vorne weg. Mühling und Krüger unisono: „Sie kommt immer gern – sie ist wirklich interessiert.“

ZUWEGUNG ZUR LUISENHÜTTE

Luisenhütte Wocklum: Zuwegung gleicht Marterstrecke.
Luisenhütte Wocklum: Zuwegung gleicht Marterstrecke. © WP | jürgen overkott

Der Ehrenvorsitzende der Balver Schützen Konrad Betten machte sich für eine Ausbesserung des Zuwegs vom Sägewerk in Wocklum zur Luisenhütte stark: „Er ist in einem ziemlich bedauerlichen Zustand.“ Bürgermeister Hubertus Mühling versprach, sich in Absprache mit Grundstückseigentümer und Märkischen Kreis für eine Erneuerung der Piste einzusetzen – mit mehr als ein paar Schüppen Kaltasphalt. Vor allem Fußgänger sollen sich sicher bewegen können.