Balve. Corona hin, Käfer-Katastrophe her: Im Hönnetal keimt buchstäblich Hoffnung. Der Landesbetrieb Wald + Holz sowie Lhoist machen’s möglich.
Corona hat die heimische Forstwirtschaft im Griff. Daran hat sich nicht viel geändert. Schiffe mit Käferholz aus dem Hönnetal liegen in chinesischen Häfen. Dort dort stehen alle Räder still. Dennoch keimt Hoffnung im Balver Stadtgebiet – und zwar buchstäblich.
Förster Richard Nikodem arbeitet weitestgehend am heimischen Schreibtisch in Blintrop. Nahezu die ganze Mannschaft vom Landesbetrieb Wald und Holz arbeitet in Corona-Zeiten daheim. Der Innendienst erfordert eine Aufrüstung der Behörden-Server. Für Nikodem kein Problem: Er arbeitet bereits mit neuester Technik am Rechner.
Nur morgens verlässt er das Haus, um nach Volkringhausen zu fahren. Dort spricht über mit Waldarbeitern über Neuanpflanzungen. Davon zu erzählen macht Nikodem sichtlich Spaß. Wie auch anders?
„Die Waldarbeiter sind ganz normal im Einsatz“, betont der Forstfachmann. Das sei keinesfalls selbstverständlich. Sein Vertragspartner sei ein Unternehmen in Sundern. „Alle Mitarbeiter wohnen in der Region“, sagt Nikodem.
Bei anderen Firmen sei das anders. Dort arbeiten nach Nikodems Informationen häufig ausländische Mitarbeiter. Sie seien allerdings in Zeiten von Corona nach Hause gefahren.
Noch etwas macht dem Wald-Experten Freude. Ihm gelang es, Jungpflanzen zu ergattern, Buche, Eiche, Lärche, Robinie, insgesamt 15.000 Stück. Mehr noch: „Nachschub ist möglich.“ Nikodem gelang damit ein Kunststück, denn der Markt ist nach trocken-heißen Käfer-Jahren leergefegt. Fürs Pflanzen kalkuliert er, je nach Witterung, eine bis anderthalb Wochen.
Dr. Zacharias Grote, Leiter des Lhoist-Werks Hönnetal in Oberrödinghausen, kann mithalten. Sein Unternehmen hat sich vorgenommen, im Hönnetal 55.000 Bäume zu setzen, zwischen Böingsen und Eisborn, Brockhausen und Beckum. Das ist noch nicht alles. „In Letmathe kommen weitere 15.000 Jungbäume dazu“, sagt Grote. 70.000 Bäume wurzeln schon.
Das Rechenspiel geht weiter. Pro Hektar sprießen 7.000 Bäume. Zehn Hektar sind bereits bepflanzt. Drei weitere Hektar kommen noch dazu. Ein Jungpflänzchen kostet 1,50 Euro. Unterm Strich sind’s für Lhoist – na? – 150.000 Euro.
Lhoist-Förster Roger Mertsch und Kollegen pflanzen mit Bedacht Rotbuche – per Hand. Die Setzlinge sind 50 bis 80 Zentimeter groß. Werksleiter Grote: „An einem Tag schafft man circa 500 bis 1.000 Bäume zu pflanzen, je nach Beschaffenheit des Bodens.“ Mertsch verfolgt ein Ziel: Mischwald aus Buche mit Esche, Kirsche, Birke und Fichte soll entstehen, mit Bäumen, die sich selbst aussäen.
Geäst bleibt im tiefen Tann
Der Ersatz war aus denselben Gründen erforderlich wie Flächen, die vom Landesbetrieb Wald und Holz bewirtschaftet werden: Der Borkenkäfer hat auch auf dem Grund von Lhoist gewütet. Abgestorbene Bäume werden aus dem Forst geholt. Das Geäst wird indes aufgehäuft und bleibt im Wald. Grote nennt dafür einen guten Grund: „Es dient als Windschutz und als Lebensraum für Kleinstlebewesen.“
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