Balve. Oh, Tannenbaum! Dürre und Borkenkäfer haben dem heimischen Wald übel zugesetzt. Sind gemischte Nadelwälder eine Antwort auf die Krise im Forst?

Oh, Tannenbaum! Dürre und Borkenkäfer haben dem heimischen Wald arg zugesetzt. Jetzt suchen Förster und Waldbauern nach Alternativen. Die Antworten auf die Frage nach dem Forst der Zukunft fallen unterschiedlich aus. Welche Zukunft hat ein gemischter Nadelwald?

Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz sagt diplomatisch: „Ein Nadelholzmischbestand ist auf jeden Fall besser als ein Nadelholzreinbestand.“ Zur Erinnerung: Die Borkenkäfer-Invasion richtete sich vor allem gegen Fichten-Kulturen. Dürre hatte die Bäume geschwächt. Die übliche Harzabwehr gegen die gefräßigen Insekten funktionierte nicht mehr. Fichten trockneten sich zu Tode. Zurück blieben braune Gerippe.

Nadelwald bietet nur wenigen Tieren und Pflanzen Heimat

Richard Nikodem bei den Waldjugendspielen des Hegerings im Herbst
Richard Nikodem bei den Waldjugendspielen des Hegerings im Herbst © WP | Sven Paul

Können Kulturen, die aus verschiedenen Nadelhölzern bestehen, dem Ansturm der Buchdrucker und Kupferstecher trotzen? Voraussetzung für einen gemischten Nadelwald seien Bäume, die weder um Licht noch um Nährstoffe konkurrieren. Das sei machbar.

Dennoch bezeichnet Nikodem einen gemischten Nadelwald als „Plan B“. Er erfülle zwar das Bedürfnis von Waldbauern nach Wirtschaftlichkeit - was nach „Kyrill“-Katastrophe und Dürre-Desaster verständlich sei. „Da ist Kapital vernichtet worden“, weiß Nikodem. „Aber bei der Ökologie kommt der Nadelwald relativ schlecht weg“, befindet der Forst-Experte. Er geht ins Detail. Selbst ein gemischter Nadelwald biete nur wenigen Tier- und Pilzarten Heimat.

Reine Laubwälder sind ökologischer Quatsch

Zugleich ist sich Nikodem im Klaren darüber, dass ein reiner Laubwald ökologisch genauso unsinnig sei wie ein reiner Nadelwald. Buchen besitzen derart dichte Laubdächer, dass sie sommers Pflanzen und Tieren in Bodennähe schlicht das Licht nehmen.

Aus ökologischer Sicht seien Eicher besser geeignet: „Sie haben eine größere Lichtdurchlässigkeit.“ Das gelte auch für Esche, Ahorn, Lärche. „Sie lassen“, stellt Nikodem fest, „viele Arten leben.“

Unterm Strich wirbt Nikodem für Mischwälder: „Sie haben eine komplexe Durchwurzelung.“ Laubfall bringe Nährstoffe zurück in den Boden. Da kommen Nadelhölzer nicht mit - selbst wenn sie pro Jahr einen guten Teil ihrer Nadeln verlieren. Laublose Bäume seien in der Sturmsaison weniger anfällig für heftige Böen, sagt der Wald-Fachmann.

Das perfekte Mischungsverhältnis lautet 60:40

Waldschäden im heimischen Forst
Waldschäden im heimischen Forst © Wald und Holz NRW | Richard Nikodem

Für das perfekte Mischungsverhältnis von Laub- und Nadelwald hat Nikodem eine Formel: 60 Prozent Fichte und 40 Prozent Buche. Die Buche pimpen den Boden durch Laub, Fichten indes schießen schnell in die Höhe.

Inzwischen hat der wetterbedingte Stress für Wald und Waldwirtschaft nachgelassen - dem nassen Herbst sei Dank. „Die oberen Bodenschichten füllen sich langsam wieder“, hat Nikodem festgestellt. Zugleich schickten Regen und Kälte den Borkenkäfer in die Winterpause. Er mag beides nicht.