Balve/Lüdenscheid. Der Kreis will Corona-Kranke in einer Klinik zusammenfassen. Zudem wird die Zahl der Beatmungsgeräte aufgestockt. Personal indes ist Mangelware.
Der Märkische Kreis stellt sich auf eine wachsende Zahl von schwer erkrankten Corona-Patienten ein. Kreisgesundheitsdezernent Volker Schmidt gab am Montag im Gespräch mit der „Westfalenpost“ einen Überblick.
„Wir haben die Kliniken im Märkischen Kreis gebeten, Notfall-Betten möglichst frei zu halten. Das läuft jetzt auch“, sagte er. Planbare Operationen seien abgesagt. Die Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Intensiv-Betten werde gerade abgefragt, fügte Schmidt hinzu. Zugleich erklärte er: „Wir haben kaum Möglichkeiten, die Zahl der Intensiv-Betten zu erhöhen.“
Die Krankenhäuser seien aber aufgefordert, die Zahl der Beatmungsplätze zu verdoppeln. Das Klinikum Lüdenscheid, beispielsweise, habe 28 Beatmungsplätze; 56 seien angepeilt. „Bei über 40 sind sie schon angelangt.“ Das laufe über nicht genutzte OP-Betten, an die Beatmungsgeräte angeschlossen werden können. „Zum Teil müssen aber noch Beatmungsgeräte beschafft werden“, ergänzte Schmidt. „Es sieht im Augenblick auch so aus, als kämen wir noch da dran.“
Ein weiterer Teil der Planung beschäftigt sich mit der Behandlung von mittelschwer erkrankten Corona-Patienten. „Wir arbeiten daran, sie in einem Haus zusammenzufassen“, sagte Schmidt. „Idealerweise wäre das ein bestehendes, noch aktives Krankenhaus im Märkischen Kreis. Wir machen da gerade eine Abfrage.“ Das ehemalige Marien-Krankenhaus in Letmathe sah Schmidt als „eine nicht so gut geeignete Option“. Es sei bereits stillgelegt.
Dem Kreisgesundheitsdezernent machte die Personalsituation Sorgen. Bei den Dienstplänen müsse berücksichtigt werden, dass ein Teil der Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfalle. „Und wenn man dann ein neues Haus aufmacht, muss man sich die Frage stellen, wie kriegt man das Personal. Neues Personal kurzfristig zu rekrutieren ist schwierig: Das machen ja jetzt alle.“ Mitarbeiter von Hilfsorganisationen könnten in der Regel bestenfalls als Ergänzung eingesetzt werden. Schmidt unterstützte Bemühungen, Ärzte im Ruhestand und nicht mehr berufstätige Krankenschwestern zu reaktivieren. Er lobte die Bemühungen der Kassenärztlichen Vereinigung, zur Lösung des Problems beizutragen – etwa eine Ärzte-Hotline, die Beratung anbiete.
Richtlinien gelockert
Eine gute Nachricht hatte Schmidt mit Blick auf die Ausstattung des Personals. „In den Krankenhäusern ist noch genügend Schutzausrüstung vorhanden: Das bekommen wir vermittelt.“ Schmidt war sich aber klar darüber, dass die Vorräte „irgendwann zu Ende gehen“. Niedergelassene Ärzte melden demnach mancherorts schon jetzt Engpässe. „Auch bei mobilen Pflegediensten ist es dünn“, stellte Schmidt fest. Er setzte seine Hoffnung auf das Versprechen von Bund und Land Schutzmasken und Schutzkleidung nachzuordern. „Ich hoffe, dass sich da bald was tut.“ Inzwischen habe das Robert-Koch-Institut die Regeln für den Umgang mit Schutzkleidung gelockert: „Da geht es darum, dass man eine Schutzmaske zwei Mal tragen kann. Das ist nicht das Ideale, aber in einer Notsituation eine zulässige Verfahrensweise.“
Bei Desinfektionsmitteln im Krankenhaus werde der Mangel durch Diebstahl verschärft. Die Kliniken seien aufgefordert, Desinfektionsmittel verschlossen aufzubewahren – zur Not geschützt durch einen Wachdienst. Wegen der angespannten Marktlage dürfen neben Pharma-Unternehmen auch Chemie-Betriebe Desinfektionsmittel herstellen – vorausgesetzt, der Grundstoff Isopropanol ist vorhanden. Aber der Rohstoff wird knapp.
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