Balve/Iserlohn. Azubis aus dem Hönnetal sollen Betriebe künftig besser erreichen können. Politiker Voge und Arbeitgeberverbandschef Gökce haben einen Plan.

Zwei Männer teilen eine Vision: Für den heimischen Landtagsabgeordneten Marco Voge (CDU) steht die Lösung der Mobilitätsprobleme im ländlichen Raum schon lange ganz vorn. Auch der neue Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV), Özgür Gökce, sieht bessere Verkehrsverbindungen in der Region als geeigneten Beitrag zur Förderung der Wirtschaft im Sauerland. Jetzt haben sich die beiden Macher im MAV-Gebäude in Iserlohn getroffen.

Sie sprachen über „aktuelle Herausforderungen der heimischen Industrie“. Als Problem haben beide einen Mangel an Auszubildenden und Fachkräften erkannt.

Özgür Gökce ist neuer Geschäftsführer des MAV
Özgür Gökce ist neuer Geschäftsführer des MAV © MAV | Studio1

Hintergrund: Die heimische Arbeitsagentur hatte in ihrem Arbeitsmarkt-Report festgestellt, dass 2019 „ein durchwachsenes Jahr“ war. Dennoch stellte Arbeitsagentur-Chefin Sandra Pawlas fest: „Der weitere Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zeigt jedoch, dass der Arbeitsmarkt aufnahmefähig ist und heimische Arbeitgeber weiterhin Fachkräfte suchen, oftmals aber nicht die passenden Bewerberinnen und Bewerber finden.“ Pawlas weiter: „Ich möchte Arbeitgeber ermutigen, sich noch verstärkter auf das bestehende Bewerberpotenzial der Region einzulassen. Dies bedeutet konkret, Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance zu geben, die vielleicht auch nur auf den zweiten Blick passen, jedoch eine Weiterbildungs- und Qualifizierungsbereitschaft signalisieren.“

Nicht nur ausgelernte Fachkräfte, auch Azubis sind mancherorts Mangelware. Das stellte Gökce in seiner Jahresbilanz des Ausbildungsmarktes fest: „Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr ist weitgehend konstant.“ Wichtige Sektoren der Metall- und Elektroindustrie seien davon betroffen: Metallindustrie, Feinwerk- und Werkzeugtechnik, Maschinenbau und Mechatronik. Der MAV arbeite an einer Verbesserung der Lage.

Landtagsabgeordneter Marco Voge
Landtagsabgeordneter Marco Voge © WP | Corinna Schutzeichel

Gökce sah durchaus Unterschiede bei der Situation der Betriebe auf dem Ausbildungsmarkt: „Große, bekannte Unternehmen haben weiterhin zahlreiche Interessenten, verkehrsgünstig gelegene Betriebe haben es ebenfalls leichter.“

Seine Schlussfolgerung: „Der Märkische Arbeitgeberverband wird sich demnächst intensiver mit dem Thema ‚Erreichbarkeit der Ausbildungsstelle‘ insbesondere im ländlichen Raum beschäftigen.“

Projekt mit Mendens Stadtwerken

Auch Voge hat sich mehrfach für eine Verbesserung der Verkehrsverbindung auf dem Dorf ausgesprochen. So dachte der Ortsvorsteher von Mellen gemeinsam mit Dorfbewohnern schon vor Jahren im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ darüber nach, wie sich die Mobilität verbessern lasse. Anschließend setzte er sich mit Mendens Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt zusammen, um Voraussetzungen für einen Feldversuch mit autonomen Fahrzeugen im Sauerland zu schaffen.

Die Stadtwerke Menden wollen in Kürze damit beginnen, den Mobilitätsbedarf unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen im Hönnetal herauszufinden.

Stadtwerke Menden machen Balve mobil: Projektmitarbeiter Matthias Thelen, Alessa Näpel (Leitung) und Philipp Haberle 
Stadtwerke Menden machen Balve mobil: Projektmitarbeiter Matthias Thelen, Alessa Näpel (Leitung) und Philipp Haberle  © WP | jürgen overkott

Das Gespräch mit Gökce fiel eine Nummer kleiner aus. Voge sagte ihm Unterstützung für ein innovatives Projekt des MAV zu: Noch in diesem Jahr soll ein Pilotprojekt steigen. Es soll Auszubildenden aus Balve und Neuenrade im Rahmen ihrer Ausbildung mobiler machen – etwa wenn es um die Erreichbarkeit der Berufsschule geht.

Der Meinungsaustausch von Voge und Gökce war ein Auftakt. Folgerichtig blieb es zunächst bei einer vorerst vagen Absichtserklärung. MAV-Sprecher Dr. Andreas Weber sagte auf Nachfrage der WESTFALENPOST: „Die Geschichte ist momentan noch schnell erzählt. Wir führen aktuell Gespräche mit Personen und Einrichtungen, die dieses Projekt unterstützen könnten, und erheben den genauen Bedarf der Unternehmen. Zum neuen Ausbildungsjahr soll es dann ein erstes Shuttle-Pilotprojekt geben.“