Balve/Menden. . In Mellen wurde eine Vision selbstgesteuerter Autos auf dem Land vorgestellt. Zukunftsmusik. Die Gegenwart prägen Probleme der Hönnetalbahn.

Mehr Mobilität: Das ist das Zauberwort im Hönnetal. Es soll die Landflucht stoppen. Da ist sich Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) mit den heimischen Landtagsabgeordneten, Parteifreund Marco Voge und Sozialdemokratin Inge Blask, einig. Kein Wunder, dass Mendens Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt am Dienstagabend die Gelegenheit nutzte, in Mellen eine Vision selbstgesteuerter Autos auf dem Land zu entwerfen. Doch bevor die Zukunft beginnen kann, müssen aktuelle Probleme gelöst werden. Eines davon: die Bummelbahn im Hönnetal.

Bei den Eisenbahnfreunden läuft alles rund.
Bei den Eisenbahnfreunden läuft alles rund. © Sven Paul

Die Eisenbahnfreunde Hönnetalbahn hatten bereits bei ihrer Jahreshauptversammlung beklagt, es komme zu Zugausfällen, überfüllten Zügen oder zumindest Verspätungen. Verantwortlich dafür seien, hieß es am Dienstag auf Nachfrage der WP, technische Pannen wie Personalprobleme. „Der neue Zug Pesa-Link läuft einfach nicht rund. Immer wieder sind Techniker der Bahn vor Ort“, sagte ein Bahn-Kenner. Er fügte hinzu: „Ich fürchte, das bleibt auch erst mal so.“

Pannen-Zug Pesa-Link  
Pannen-Zug Pesa-Link   © Eisenbahnfeunde Hönnetal

Die WP erfährt immer wieder von entnervten Müttern schulpflichtiger Kinder, welche Folgen der unverzuverlässige Bahn-Verkehr hat. Da ist die Rede von Verspätungen. Da ist die Rede von Kindern, die auf Bahnsteig bleiben müssen, weil der Zug schlicht überfüllt ist. Da ist die Rede von Zügen, die gar nicht erst kommen. Mit Glück fährt Taxi Mama. Mit Pech verpassen Gymnasiasten die erste Stunde an Mendener Schulen. Lehrer, so heißt es übereinstimmend, seien von Nachzüglern nicht amüsiert.

Die WP machte am Dienstag eine Stichprobe bei Facebook, wollte wissen, wie es auf der Schiene läuft. Nutzerin Meli MLc: „Wenn kleine Kinder an den Bahnhöfen stehen, wissen die gar nicht, was sie machen sollen. So etwas darf nicht sein.“ Nutzerin Gaby Steuer schimpfte: „Am Sonntag wieder Ausfall ohne Ankündigung oder Ersatz.“ Auf die Bahn sei „kein Verlass“.

 Der Kreisverkehr an der Kormke hat Verkehrsporbleme in Balve entspannt. In Stoßzeiten indes geht immer noch langsam voran.  
 Der Kreisverkehr an der Kormke hat Verkehrsporbleme in Balve entspannt. In Stoßzeiten indes geht immer noch langsam voran.   © Jürgen Overkott

Uli Beele vom Zweckverband Ruhr-Lippe in Unna wollte die Probleme auf WP-Anfrage gar nicht wegreden. Im Zeitraum November bis Februar seien aber lediglich sechs Vorfälle auf der Hönne-Route dokumentiert: „drei Ausfälle und drei Verspätungen“. Beele weiter: „Der Verkehr läuft nicht störungsfrei, aber er ist keine Katastrophe.“ Er machte geltend, seine Daten seien ziemlich genau. Eigene Statistiken werden demnach um Angaben der Stadt Menden ergänzt.

Die Ausfälle seien auf Defekte an den neuen Zügen zurückzuführen. Verantwortlich sei die Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio NRW. Eine Anfrage der WP bei dem Unternehmen in Düsseldorf blieb zunächst unbeantwortet.

Trübe Gegenwart. Eine leuchtende Zukunft indes erhofft sich Mendens Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt. Gemeinsam mit den Stadtwerken Arnsberg und Balve sowie Partnern aus Politik und Industrie arbeitet er an einem Konzept für neuartige Mobilität im ländlichen Raum. Es setzt auf einen Mix aus bestehenden Verkehrsmitteln und innovativen Fahrzeugen. Dazu zählen Elektroautos wie selbstgesteuerte Vehikel.

Die Stimmung im Dorf

Ein selbstgesteuertes Google-Auto in Mountain View, US-Staat Kalifornien
Ein selbstgesteuertes Google-Auto in Mountain View, US-Staat Kalifornien © Andrej Sokolow/dpa

Am Dienstagabend stellte Bernd Reichelt seine Vorstellungen der Dorfversammlung Mellen vor. Ihm ging es aber nicht nur darum, seine Ideen mit guter Förderchance vorzustellen. Vielmehr lag dem Stadtwerke-Vordenker mindestens genauso viel daran, die Stimmung im Dorf zu erkunden.

Tatsächlich ist Marco Voge als Landtagsabgeordneter wie Ratsherr und Ortsvorsteher in die Planungen eingebunden. Aber auch Sieglinde Drees von der Ortsunion Mellen kann den Plänen etwas abgewinnen – mit Blick auf die alternde Gesellschaft. „Es gibt ja immer mehr alte Menschen, die keinen Führerschein mehr haben“, sagte sie im WP-Gespräch, „und wären selbstgesteuerte Autos gut.“

Techniker wie Politiker erhoffen sich zudem einen Image-Gewinn für die Region, wenn sie Teil eines Pilotprojektes würde. Voraussetzung dafür ist aber eines: schnelles Internet mit 5G-Standard.