Hagen/Arnsberg/Warstein. . Die Tuba steht im Mittelpunkt des Blechbläser-Festivals Sauerland-Herbst. Das Melton Tuba Quartett führt mit den Hagener Philharmonikern das weltweit erste Stück für vier Tuben und Sinfonieorchester auf. Hartmut Müller verrät die Geheimnisse des tieftönenden Instruments.
Die Tuba übersieht und überhört man nicht so leicht. Trotzdem steht das Instrument selten im Mittelpunkt der Blechbläser-Szene. Das ändert sich beim Sauerland-Herbst. Das Brass-Festival, das heute Abend in Schmallenberg eröffnet wird, bietet dem tiefen Trumm der Blech-Familie unerhörte Auftritte.
Der Tubist an und für sich ist einsam. In den Orchestern gibt es in der Regel nur einen von der Sorte. Das wollten Hartmut Müller und seine Kollegen ändern. Sie haben das Melton Tuba Quartett gegründet – als erstes Ensemble dieser Art vor 27 Jahren. Die Meltons sind längst international erfolgreich unterwegs und haben zahlreiche Arrangeure und Komponisten angeregt, für die ungewöhnliche Besetzung zu schreiben.
Beim Sauerland-Herbst geben sie am 24. Oktober ein Kammerkonzert in Warstein sowie am 22. und 23. Oktober Konzerte in Hagen und Arnsberg mit den Hagener Philharmonikern. Dabei erklingt das „Grand Concerto für vier Tuben und Orchester“ von John D. Stevens, die weltweit erste Komposition für Tuba-Quartett und Sinfonieorchester. „Das ist ein Erlebnis, optisch wie akustisch“, verrät Hartmut Müller. „Wir gehen mit sieben Instrumenten auf die Bühne, so dass man den Klangfarbenwechsel hat und unter anderem vier Basstuben gleichzeitig hören kann“, freut sich der 55-Jährige auf seine Auftritte.
Weltweites Klang-Neuland
Dabei braucht niemand Angst zu haben, was ein zeitgenössischer Komponist Schreckliches mit vier Tuben anstellen mag. „Diese Musik ist neu in dem Sinne, dass man einen solchen Klang für vier Tuben und Orchester vorher noch nie gehört hat, aber sie tut nicht weh. Die Tonsprache ist eher an Bernstein, Copland und Gershwin orientiert. Damit haben wir wirklich weltweit Neuland betreten“, so Müller.
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In Musikerkreisen kursieren viele Witze über die Tuba und ihre Spieler. Doch die Vorurteile werden längst durch ein neues Interesse abgelöst. „Die wenigsten wissen, dass die Tuba das Blechblasinstrument mit dem größten Tonumfang ist“, schildert Hartmut Müller. In den tiefsten Tiefen startend, durchmessen Tubisten locker vier Oktaven, markieren den Bass und können singen wie die Engel. Müller: „Auf dem Instrument kann man eine Menge machen. Wir sind genauso beweglich wie jede Trompete oder jedes Horn.“
Heute gibt es reichlich Literatur für die Tuba. Das Melton Tuba Quartett hat zu dieser Neuentdeckung des Instruments entscheidend beigetragen. Das „Grand Concerto“ zum Beispiel wurde im Namen des Quartetts von den Bamberger Symphonikern sowie den Dresdner und Duisburger Philharmonikern gemeinsam als Komposition in Auftrag gegeben – das sind - neben den Wuppertaler Sinfonikern - die Orchester, in denen Hartmut Müller, Ulrich Haas, Prof. Jörg Wachsmuth und Heiko Triebener hauptberuflich spielen. „Welchen Aufschwung die Tuba genommen hat, kann man daran sehen, dass beim jüngsten Echo Klassik auch ein Tubist ausgezeichnet worden ist“, bilanziert Hartmut Müller.
Das gefeierte Ensemble zeichnet sich durch eine weitere Besonderheit aus: „Unser Quartett besteht tatsächlich aus vier Tubisten. Man braucht wenigstens zwei Kollegen, die sehr hoch spielen. Bei den meisten Tuba-Quartetten machen das Posaunisten auf dem Euphonium. Wir sind aber vier Tubisten. Jeder kommt in seiner Klangvorstellung von dem tiefen Instrument.“
Renommiertestes Brass-Festival
Auf die Auftritte beim Sauerland-Herbst freut sich der Musiker, der seit Kindesbeinen in der Blechbläserszene aktiv ist und im Posaunenchor seine erste musikalische Heimat fand. „Ich bin sehr glücklich, dass wir unser renommiertestes Brass-Festival direkt vor der Haustür haben“, lobt der Remscheider, „Ich bewundere, mit welchem Engagement und Weitblick da nicht nur eine einmalige Sache entstanden ist und dass man ungewöhnliche Spielstätten mit einbezieht. Das macht es für Musiker und Publikum gleichermaßen reizvoll.“
Im Kern geht es eben nicht um die Tuba-Witze und nicht um das Konkurrenzdenken an Mundstück und Ventil. Müller: „Bei Blechbläsern gilt ja gerne: Wer kann lauter, schneller, höher. Aber am Ende zählt nur eins: die Musik, und dass man mit seiner Musik die Menschen erreicht.“