Werl. Zwei Immobilien-Größen, die sich zu einer strategischen Partnerschaft zusammengeschlossen haben, wollen das seit langem in der Diskussion stehende Outlet-Center an der A 445 in Werl voranbringen. Die nötigen Grundstücke habe man sich bereits gesichert, lassen die Investoren verlauten. In der Region weckt dies nicht nur Begeisterung.

Still ruhte der See. Doch nun schlägt es wieder hohe Wellen: Das geplante Factory-Outlet-Center (FOC) in Werl. Die möglichen Investoren für das Millionenprojekt traten jetzt zum ersten Mal aus dem Dunkel der Anonymität ins Licht der Öffentlichkeit.

Demnach plant das Immobilienunternehmen Neinver in Zusammenarbeit mit der MAB Development unweit des Autobahnkreuzes Werl – zwischen der A445 und der B1 – den Bau von mehreren Geschäften für Mode und Accessoires. Bisher war von einer Gesamtfläche von 80 000 Quadratmetern und 70 bis 80 Shops mit einer Verkaufsfläche von circa 18 000 Quadratmetern die Rede. Diese Zahlen will Werls Bürgermeister Michael Grossmann (CDU) nicht mehr bestätigen: „Wir müssen erst einmal durch Gutachter ermitteln lassen, was für uns und die Region verträglich ist.“

Wie das Ergebnis auch sein mag, das Entwickler-Duo Neinver/MAB hat sich vorsorglich bei den Eigentümern die nötigen Grundstücke für den Bau des Outlet-Centers gesichert. Gestern trafen sich die Investoren im Werler Rathaus mit Bürgermeister Michael Grossmann, um „in enger Abstimmung mit den Entscheidern vor Ort die weiteren Schritte des Planungsprozesses zu koordinieren“.

"Outlet-Center wird zu massiven Schäden in den benachbarten Innenstädten führen"

Während die Politiker, der Einzelhandel und die Verwaltung der Stadt Werl die Ansiedlung eines FOC ebenso positiv sehen wie die Projektentwickler Neinver und MAB Development („Neben einer verkehrsgünstigen Anbindung befindet sich das ländlich eingebettete Werl zudem in einer touristisch interessanten Region mit großem Kaufkraftpotenzial“), betrachten benachbarte Kommunen das Vorhaben mit äußerster Skepsis oder sogar mit absoluter Ablehnung.

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So haben die Städte Ahlen, Arnsberg, Bergkamen, Bönen, Dortmund, Hagen, Hamm, Iserlohn, Kamen, Lippstadt. Lünen, Menden, Meschede, Oelde, Paderborn, Schwerte, Soest, Sundern, Unna, Warstein und Werne bereits im November 2011 – kurz nach Bekanntwerden der Werler Outlet-Pläne – die „Hammer Erklärung“ verabschiedet, in der es heißt: „Wir fordern die Stadt Werl auf, die Grenzen ihrer kommunalen Planungshoheit anzuerkennen, die dort liegen, wo sie eindeutig zu Lasten der Nachbarn gehen.“

Seit vielen Jahren seien viele Millionen an Steuergeldern in die Zentren der unterzeichnenden Städte investiert worden, um ihre „Lebendigkeit und Attraktivität zu verbessern“. Das geplante Outlet-Center in Werl mit einem prognostizierten Umsatz von 120 bis 200 Millionen Euro im Jahr sei eine Katastrophe und werde zu „massiven Schäden in den benachbarten Innenstädten führen“. Soests Wirtschaftsförderer Ferdinand Griewel spricht von einem „Ausbluten der Region“. Hamms Oberbürgermeister Thomas Hun­steger-­Petermann mutmaßt, dass das FOC seiner Stadt „den Todesstoß versetzen kann“.

Auch Industrie- und Handelskammer lehnt Pläne ab

Dieser ablehnenden Haltung schließen sich auch die Industrie- und Handelskammer sowie der Einzelhandelsverband Südwestfalen an. Dessen Hauptgeschäftsführer Klaus Willmers sagt: „So ein FOC ist nach dem neuen Landesentwicklungsplan vor den Toren von Werl absolut nicht machbar.“ Innenstadt relevante Sortimente - wie Mode, Textilien und Schuhe – gehörten in die Innenstadt und nicht auf die „Grüne Wiese“.

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Ob das Outlet-Center in Werl genehmigt wird, steht in den Sternen. Die Bezirksregierung in Arnsberg als Genehmigungsbehörde hat „keinerlei Anträge auf dem Tisch“, sagt Pressesprecher Christoph Söbbeler. Bürgermeister Grossmann: „Im Sommer 2013 werden wir das Planverfahren einleiten.“ Bis dahin gelte es bei den Gegnern des FOC Überzeugungsarbeit zu leisten. Grossmann: „Denn wenn wir wirklich wollen, können wir über das Outlet-Center auch touristisch völlig neue Wege gehen. Das belebt nicht nur den ländlichen Raum, sondern die gesamte Region und es bindet Kaufkraft in NRW.“