Südwestfalen. . Der Umbau von Wohnungen, Straßen, Nahverkehr, Bibliotheken oder Theatern hat erst begonnen. Arnsberg ist Vorreiter, andere Städte müssen aufholen. Das kostet Geld. 53,3 Milliarden müssen deutsche Kommunen nach einer Studie bis 2030 in altersgerechte Städte investieren. Beispiele aus Südwestfalen.

Aufzüge statt Treppen, bodengleiche Duschen statt Badewannen, höhere Bahnsteige statt Sprungfallen: 53,3 Milliarden Euro müssten die Kommunen in Deutschland bis 2030 investieren, um ihre Städte - Wohnungen, Straßen, Nahverkehr, Bibliotheken, Theater - altersgerecht umzubauen. Diese Schätzung haben nun das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) veröffentlicht.

Laut der Studie ist der Investitionsbedarf bei Wohngebäuden, dem öffentlichen Nahverkehr sowie bei Straßen und dem Wohnumfeld mit 50 Milliarden Euro am höchsten. Die restlichen knapp vier Milliarden Euro werden für Sportstätten und Bäder, Pflegeeinrichtungen, Gesundheit, Verwaltungsgebäude und Kultureinrichtungen benötigt.

30 Milliarden Euro investiert Siegen pro Jahr

Wie viel man in Südwestfalen noch in den altersgerechten Umbau der Kommunen investieren muss, dazu liegen in den Städten keine Zahlen vor, nicht einmal grobe Schätzungen. Würde man die 53 Milliarden, von denen das Deutsche Institut für Urbanistik bis zum Jahr 2030 ausgeht, auf die Bevölkerungszahl umrechnen, dann kämen auf Siegen wohl 69 bis 73 Millionen Euro zu, überlegt die Pressesprecherin der Stadt, Astrid Schneider.

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Allerdings unterhält die Universitätsstadt weder ein Krankenhaus, noch eine Wohnungsgesellschaft, Siegen ist auch nicht für den Nahverkehr zuständig. 30 Millionen Euro investiert Siegen derzeit insgesamt jedes Jahr: in Schulen, Kanalbauarbeiten, Straßen. Mehr investieren kann man nicht, denn die Kommune steckt in der Haushaltssicherung. Ausgaben zu kürzen bzw. in das Thema altersgerechte Stadt umzuleiten, scheine auch nicht mehr möglich, so die Sprecherin.

Arnsberg hat schon viel erreicht

Viel getan hat man bereits in Arnsberg, einer Kommune, die als mustergültig gilt, was die Bewältigung des demografischen Wandels anbetrifft. Der Bürgerbahnhof in Alt-Arnsberg ist jüngst für Geh-, Seh- und Hörbehinderte barrierefrei ausgestattet worden. Im Straßenbau setze man längst auf „taktile Gehwege“ auf denen sich auch Sehbehinderte orientieren können, so Birgitta Plass, Leiterin des Stadtplanungsamtes. Und die Busse sind auch für Gehbehinderte leicht zugänglich durch „Buskaps“, die den Spalt zwischen dem Gehweg und dem Bus nahezu verschwinden lassen.

Einen Masterplan, wie man die ganze Stadt altersgerecht umbaut, haben die Städte allerdings nicht. Auch wenn man allerorten betont, die Bedeutung des Themas sehr hoch einzuschätzen. Die Aufgabe ist auf verschiedene Fachbereiche, auf die Wohnungs- und Verkehrsgesellschaften verteilt, heißt es allerorten.

In der Wohnungswirtschaft ist demografischer Wandel ein Thema 

In der Wohnungswirtschaft ist demografischer Wandel längst kein Fremdwort mehr. „Es ist lange bekannt, was auf uns zukommt“, sagt Claudia Büchel, geschäftsführender Vorstand der Wohnstättengenossenschaft Wetter (965 Wohnungen): „Nicht überall ist barrierefreies Wohnen baulich umsetzbar. Wenn möglich, wird es gemacht, wenn nicht, auf jeden Fall barrierearm.“ Folker Naumann, Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft im Kreis Olpe Sauerland (1902 Wohnungen), unterstreicht das. „Wir haben vor zwölf Jahren damit begonnen, alle Wohnungen im Erdgeschoss barrierefrei einzurichten. Für uns ist das Thema abgehakt.“ Bei Bedarf seien die Pläne in der Schublade, um auch Wohnungen in den oberen Geschossen altengerecht zugänglich zu machen.

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So weit ist der Zweckverband Westfalen-Süd im öffentlichen Personennahverkehr noch nicht. „Wir stecken erst in den Anfängen“, sagt Helmut Rameil, zuständig für den Busbereich (320 Fahrzeuge), „und machen eine Bestandsaufnahme.“ Deutlich verbessert habe sich die Ansage und Anzeige der Haltestellen im Bus. „Bis vor knapp drei Jahren wurden sie nur angezeigt, jetzt werden sie auch akustisch angesagt.“

Ausbau von Bahnhöfen nimmt Formen an

Auch im Bahnverkehr sind die Zeichen der Zeit in Westfalen-Lippe Zeit erkannt. Im Rahmen der zweiten Stufe der Modernisierungsoffensive sind 200 Millionen Euro für den barrierefreien Ausbau von 49 kleineren und mittleren Bahnhöfen bzw. Haltepunkten verplant. Mit Rampe, mit Aufzügen, mit erhöhten Bahnsteigen. Iserlohn und Lüdenscheid gelten als beispielhaft. Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe weiß um die Notwendigkeit weiterer

Umbauarbeiten. Wie heißt es im Bahnhofsentwicklungsbericht 2012: „Es sind immer noch sehr viele Stationen unausgebaut. Selbst große Bahnhöfe mit hohen Fahrgastzahlen wie Schwerte sowie fast die gesamte Obere Ruhrtalbahn sind noch mit niedrigen Bahnsteigen ausgelegt."