Herdecke. . „Herdecke ist eine der ältesten Städte in NRW“, stellt Irmingard Schewe-Gerigk von den Grünen fest und blickt in die fragenden Gesichter ihrer Zuhörer. Diese Aussage ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn Herdecke besitzt nicht nur eine urige Altstadt, sondern auch eine immer älter werdende Bevölkerung. Ein Umstand, der nicht nur für die Ruhrstadt, sondern für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zutrifft.

Um auf die zunehmende Problematik des demografischen Wandels aufmerksam zu machen und sich über Konzepte zum Thema „Selbstbestimmtes Älterwerden“ auszutauschen, trafen sich jetzt Lokal-, Kreis- und Landespolitiker sowie Fachleute aus Pflege und Stadtplanung mit interessierten Bürgern auf Einladung der Grünen zum Gespräch im Haus Pfingsten.

Staatssekretärin Marlis Bredehorst aus dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter stellte den Anwesenden dort das Konzept „Masterplan Quartier“ vor, eine Initiative ihres Ministeriums, bei der ein Plan zur altersgerechten Wohnquartiergestaltung ausgearbeitet werden soll. Ziel dabei ist, dass ältere Menschen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und selbstbestimmt leben können. Zugleich soll eine positive Beziehung zwischen verschiedenen Generationen im Wohnviertel hergestellt werden. Des Weiteren geht es um eine bessere Regelung der Pflege, vor allem im ambulanten Bereich. „Die Gesellschaft muss umdenken“, fordert Bredehorst.

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Christel Bienstein, Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke, Hans-Joachim Boschek, Leiter des Fachbereichs Soziales und Gesundheit des Ennepe-Ruhr-Kreises, und Hartmut Claes, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes Witten, stellten die Zuhörer zahlreiche kritische Fragen. Verena Schäffer, Landtagsabgeordnete der Grünen, und Thomas Schmitz, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheit der Grünen, moderierten die Diskussion. „Wie werden diese Projekte finanziert?“ „Wie kann das Image des Pflegeberufs verbessert und der Fachkräftemangel kompensiert werden?“ „Wie kann die benötigte Infrastruktur sichergestellt werden?“

Am Bahnhof entsteht Modellprojekt

Die Finanzierung stellt wohl das offensichtlichste Problem dar. An dieser Stelle wird nicht nur auf Steuergelder gesetzt, sondern besonders auf private Investoren und Wohngenossenschaften, die sich auf ihre immer älter werdenden Mieter einstellen müssen.

Bis der Masterplan Quartier fertiggestellt sein wird, dürfte in Herdecke jedoch schon ein Modellprojekt laufen. „Die Stadt besitzt am Herdecker Bahnhof ein Grundstück, das nun bebaut werden soll. Eine Gemeinschaft aus privaten Investoren, die dort später auch altersgerecht wohnen werden, bringt die Mittel dafür auf und ist mit an der Planung beteiligt“, berichtet Daniel Matißik vom Herdecker Bauamt. Der Bau soll voraussichtlich Ende 2013 beginnen.