Arnsberg/Sundern. Nach dem Starkregen im Sommer 2021: Was die Städte Arnsberg und Sundern zur Vorsorge unternehmen - und wie sich Bürger selber schützen können.

Es sind fast drei Jahre vergangen, seit Teile von Arnsberg und Sundern von heftigen Überschwemmungen heimgesucht wurden. Das „Starkregen-Ereignis“ im Sommer 2021 richtete vor allem im Müschede und Hachen schwere Schäden an. In anderen Teilen Deutschlands gab es sogar Tote zu beklagen. Die Gefahr ist nicht geringer geworden - im Gegenteil. Gerade wird wieder vor Starkregen und Unwettern in NRW gewarnt. Was tun?

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Die Kommunalagentur NRW hat dazu Folgendes festgestellt: „Die Unwetterkatastrophe am 14./15. Juli 2021 mit dem leidvollen Verlust von Menschenleben und erheblichen Schäden hat gezeigt, dass die Städte und Gemeinden noch mehr Vorsorge treffen müssen, um den Gefahren zu begegnen, die dadurch entstehen, dass Starkregenereignisse - bedingt durch den Klimawandel - immer mehr zunehmen.“ Die WP hat bei den Verwaltungen in Arnsberg und Sundern sowie beim Hochsauerlandkreis nachgefragt: „Welche Vorsorgemaßnahmen wurden getroffen?“ Und was Hausbesitzer selber tun können, damit ihr Haus nicht absäuft - oder im schlimmsten Fall zumindest alles abgesichert ist, verrät die heimische Verbraucherzentrale.

Fließwege-Analyse und Starkregengefahren-Karte

Blick auf Arnsberg: Für die Verwaltung dort ist das Thema nicht neu. „Die Stadt Arnsberg beschäftigt sich schon seit 2007 intensiv mit dem Thema Starkregen. So wurden nach dem Starkregenereignis im August 2007 mehrere Bachläufe für ein 100-jährliches Hochwasser ertüchtigt“, erläutert Ramona Eifert. Die durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen an der Ruhr seien ebenfalls unter dem Aspekt des Hochwasserschutzes geplant worden. „Die Erfolge dieser Maßnahmen waren beim Unwetter 2021 zu sehen“, so die Sprecherin der Stadt weiter. Bereits seit 2018 stehe für interne Planungen eine Fließwege-Analyse zur Verfügung, die die Wege des Wassers bei starken Niederschlägen aufzeigt.

Nach der Katastrophe im Jahr 2021 wurde eine Starkregengefahren-Karte entwickelt und auf der Homepage der Stadt Arnsberg der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt ( www.arnsberg.de/wohnen-leben/planenbauen/umwelt-natur/wasser/starkregengefahrenkarte ). „Dort können auch verschiedene Informationen abgerufen werden, wie Eigentümer ihre Gebäude selber gegen extreme Niederschläge schützen können“, merkt Eifert an. Aktuell arbeite die Verwaltung an einem Handlungskonzept Starkregenrisikomanagement, das noch 2024 fertig werden soll. „Darüber hinaus werden verschiedene Möglichkeiten geprüft, wie die Informationen und Warnungen vor und über Starkregenereignisse optimiert werden können“, sagt Eifert. „Wermutstropfen“: Die Starkregengefahren-Karte funktioniert - als Folge des Cyberangriffs - noch nicht wieder. Das Kartenmaterial lässt sich zwar aufrufen, aber die Starkregendaten sind nicht hinterlegt. „Auf der Internetseite selbst sind dennoch viele nützliche Infos zusammengefasst“, so die Pressesprecherin abschließend.

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Drei Schritte zur Vorsorge in Sundern

Auch Sundern hat seine „Hausaufgaben“ gemacht: Dort wurden seit 2021 im Wesentlichen drei Schritte zur Vorsorge unternommen:

1 Erstellung eines Wiederaufbauplanes inklusive Vorsorgemaßnahmen
Dieser Plan dient der Abarbeitung von Schadensfällen aufgrund des Hochwassers in 2021. Gleichzeitig wurden dementsprechend Vorsorgemaßnahmen getroffen.

2 Entwicklung einer interaktiven Starkregengefahren-Karte
Diese dient der Information und gibt Hilfestellung für die Stadt sowie deren Bürgerinnen und Bürger. „Bei Privateigentum hat die Stadt Sundern jedoch keinen Einfluss, lediglich bei öffentlichen Flächen“, merkt Alicia Sommer an. Die Karte erfasse Gefahrenstellen und liefere Umgestaltungsvorschläge; sie diene gleichzeitig als Betrachtungsgrundlage für Neubauten; aktuell beispielsweise beim Neubau „Technische Dienste“, so Sunderns Stadtsprecherin weiter. Abrufbar ist sie auf www.sundern.de/aktuelles/hochwasser-starkregen

3 Hochwasserbetrachtung im Bereich der Kernstadt (vom Gewerbegebiet Schweinsohl bis nach Recklinghausen)
Diese Betrachtung werde aktuell erstellt und nach Abschluss der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, heißt es zu Punkt 3 aus dem Rathaus. Hieraus resultieren Konzept- und Maßnahmenvorschläge zur Hochwasservermeidung - insbesondere in der Kernstadt. Zusätzlich führe die Stadt Gewässerentwicklungsmaßnahmen durch, um den Gewässerdurchfluss zu verbessern. „Der Handlungs- und Vorsorgespielraum der Stadt Sundern ist allerdings begrenzt, weil viele betroffene Flächen Privateigentum sind“, sagt Sommer - und ergänzt: „Die Stadt Sundern berät an der Stelle entsprechend.“

„Hier ist normalerweise ein Sportplatz“: Die Sportanlage des TuS Müschede ist am Mittwochabend, 14. Juli 2021, überflutet. Wo sonst Fußball gespielt wird, wird plötzlich Wasserball zur Option.
„Hier ist normalerweise ein Sportplatz“: Die Sportanlage des TuS Müschede ist am Mittwochabend, 14. Juli 2021, überflutet. Wo sonst Fußball gespielt wird, wird plötzlich Wasserball zur Option. © WP | Verein

An den Renaturierungsmaßnahmen der Ruhr im Stadtgebiet Arnsberg hat sich auch der Hochsauerlandkreis beteiligt - außerdem habe man den gesamten Bereich Katastrophenschutz in den vergangenen Jahren personell aufgestockt, teilt Martin Reuther auf Anfrage mit. Hinzu kämen auf Kreisebene regelmäßige Krisenstabsübungen (zweimal jährlich), bei denen unter anderem auch Hochwasser-Szenarien durchgespielt werden, so der Sprecher des HSK.

Verbraucherzentrale: So bleiben Kellerräume trocken

„Steigen die Temperaturen, steigt auch wieder die Gefahr von Starkregen“, warnt die Verbraucherzentrale NRW. Dazu muss man wissen: Für alle Schäden durch Rückstau haften Grundstückseigentümer selbst. „Sie sollten deshalb rechtzeitig geeignete Vorkehrungen treffen“, empfiehlt Petra Golly. Vor der Umsetzung von Maßnahmen sollten Informationen zum eigenen Wohnort eingeholt werden, so die Leiterin der Beratungsstelle Arnsberg, die dafür ebenfalls auf die Starkregengefahren-Karte für den jeweiligen Wohnort hinweist. Ganz wichtig sei, oberirdisch abfließendes Wasser vom Gebäude fernzuhalten. Bei Neubauten sollten schon in der Planungsphase entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Bei bestehenden Häusern könne nachgerüstet werden. Ebenso helfe es, versiegelte Oberflächen im Vorgarten oder bei Auffahrten zu entsiegeln.

Hebeanlagen oder Rückstauklappen

Liegen Räume unterhalb des Straßenniveaus, kann nur eine Hebeanlage das Gebäude angemessen schützen. Sie pumpt die Wassermassen über die Rückstauebene hinweg in den Kanal. Mit einer solchen Anlage sind Toiletten und Duschen auch während eines Rückstaus weiter nutzbar. Für Vermieter gilt: Sie müssen dafür sorgen, dass die Sanitäranlagen im Wohngebäude jederzeit zur Verfügung stehen. Kostengünstiger als Hebeanlagen sind Rückstauklappen, die aber nicht für einen Abfluss des Wassers sorgen können. Überblick zu allen Themen rund um Starkregen: www.verbraucherzentrale.nrw/starkregen-hochwasser-unwetter-62849 Kostenfreie Beratung zum Schutz vor Rückstau und Überflutung sowie rund um die Prüfung und Sanierung der Abwasseranlage gibt es telefonisch, unter der Rufnummer 0211/91380-1300.