Sundern / Arnsberg. Sturmtief Bernd hat Arnsberg und Sundern am Mittwoch in ein Chaos gestürzt. Starkregen hat die Städte schwer getroffen. Die Lage am Mittwoch.

Wegen Starkregens musste die Feuerwehr Sundern bis zum Mittwochnachmittag zu mehr als 60 Einsätzen ausrücken,. Etwa 175 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Mitarbeiter des Katastrophenschutz wurden angefordert. In Arnsberg spitzte sich die Lage am Nachmittag zu. Die Feuerwehr war bis 19 Uhr auf 48 Einsätzen. Die Straße im Alten Feld musste zwischenzeitlich gesperrt werden, da sie unter Wasser stand. Mehrmals mussten Keller leer gepumpt werden. Auch Bäume und Geäst blockierten Fahrbahnen und Gehwege im Stadtgebiet.

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Die Bilder in Sundern und in Hachen glichen einem Katastrophenszenario. Die Hauptstraße in Sundern war überflutet, ebenso wie weite Teile des Ruhrtals. Überall im Stadtgebiet versuchten Menschen aus Sundern ihr Hab und Gut vor den Wassermasse zu retten. Auch das Gewerbegebiet im Sunderner Röhrtal war betroffen. Keller und Garagen liefen vielerorts voll. Das Ausmaß der Schäden kann aktuell noch nicht eingeschätzt werden - es dürfte sich um einen mehrstelligen Millionenschaden handeln.

Am Nachmittag stiegen auch die Ruhrpegel in Oeventrop und Bachum weit über das normale Hochwasser-Niveau - die Tendenz war bis in den späten Abend weiter steigend. Die Lage bleibt allerorts in der Nacht bedrohlich. Für Morgennachmittag sind die nächsten Regenfälle angesagt.

Unternehmen in Müschede betroffen

Am Abend teilte die Stadt Arnsberg mit, dass die Einsatzschwerpunkte der Feuerwehr Arnsberg vor allem in den Ortsteilen Müschede und Hüsten gewesen waren. Bis 21.30 Uhr wurde die Feuerwehr im gesamten Stadtgebiet zu 66 Einsatzstellen gerufen. Massiv betroffen vom Hochwasser sind die an der Röhr angrenzenden Unternehmen in Müschede. „Ein Großteil der Einsätze ist erledigt“, hieß es um 22.30 Uhr. Personen seien glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. „Die Lage ist zum aktuellen Zeitpunkt unter Kontrolle“, so die Stadt am Abend.

Ein weiterer Einsatzschwerpunkt hat sich im Ortsteil Oeventrop entwickelt: Die Dinscheder Brücke musste durch die Feuerwehr gesperrt werden. Der Straßenbaulastträger Straßen.NRW wird das Bauwerk morgen untersuchen und Umleitungen ausschildern. Aufgrund des steigenden Pegels der Ruhr mussten außerdem aktuell die Anwohnenden der Glösinger Straße, die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft In den Oeren sowie rund 80 Ferienlager-Kinder aus der Schützenhalle evakuiert werden. Die Kinder stammten aus dem Ortsteil und konnten sicher und zeitnah nach Hause gebracht werden.

Stadt Arnsberg richtet Notlager ein

Parallel koordiniert die Stadt Arnsberg ein Nachtlager für die Menschen, die vorerst nicht in ihre Häuser bzw. Unterkunft zurückkehren können. Große Teile im Hochsauerlandkreis sind stark durch die Wetterlage beeinträchtigt, so dass der Landrat um 20.38 Uhr Großschadenslage festgestellt und den Katastrophenalarm ausgerufen hat. Damit übernimmt die Einsatzleitung des HSK die Gesamteinsatzleitung weiterer Einsätze.

Die Stadt Arnsberg appelliert dringend an alle Menschen im Stadtgebiet: Bitte gehen Sie nicht nach draußen. Bleiben Sie wenn möglich zu Hause. Bitte begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr. Seien Sie achtsam in ihrer Nachbarschaft – sollten Sie hilfelose Menschen in der Nachbarschaft nicht selber unterstützen können, verständigen Sie bitte die Feuerwehr unter 112.

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Am Mittwochnachmittag kam es wegen Unwetterschäden auch zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr zwischen Fröndenberg und Wickede. Die Strecke wurde vorübergehend gesperrt. In der Folge kam es zu Verspätungen und Teilausfällen. Betroffen waren die Linien „RE 17“ (Hagen - Kassel) „RE 57“ (Hagen über Schwerte nach Kassel).

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Der Starkregen legte Teile des Stromnetzes im Stadtgebiet Sundern lahm. Am Nachmittag waren noch die Ortsteile Stockum, Dörnholthausen, Amecke und Amecke-Wulfringhausen ohne jeglichen Strom. „Aber unsere Mitarbeiter sind vor Ort, um die Versorgung wieder herzustellen“ erklärte Westnetz-Sprecherin Julia Snelinski auf Anfrage unser Zeitung. Für gut eine Stunde waren auch 50 Haushalte am Selscheder Weg von der Stromversorgung abgeschnitten. Ebenfalls als Auswirkung des andauerenden Starkregens. Doch hier konnten Westnetz-Mitarbeiter die Lage inzwischen wieder bereinigen.

Starkregen in Arnsberg und Sundern: So ist die Lage

Wegen übergetretener Flüsse sperrte die Polizei viele Brücken. So wurden am Mittwochnachmittag alle Röhrbrücken gesperrt.

Das Alte Feld in Arnsberg. Ein Traktor muss ein liegengebliebes Auto abschleppen. Die Straße ist Mittwoch, 14. Juli, für den Verkehr gesperrt.
Das Alte Feld in Arnsberg. Ein Traktor muss ein liegengebliebes Auto abschleppen. Die Straße ist Mittwoch, 14. Juli, für den Verkehr gesperrt. © Achim Gieseke | Achim Gieseke

Hier ein Blick auf den Einsatzverlauf der Feuerwehr Sundern am Mittwochmorgen.

Mittwoch, 14. Juli, 5.00 Uhr: Aufgrund der starken Regenfälle in der bisherigen Nacht sind im Bereich der Eichendorffstraße bereits mehrere Keller vollgelaufen. 30 Einsatzkräfte der Einheit Sundern sind im Einsatz um die Keller auszupumpen und die Wassermassen, welche nachlaufen, von den Gebäuden fernzuhalten. Die Einheit Stockum fährt aktuell eine Einsatzstelle in der Hachmecke an, dort befindet sich in einem Gebäude ebenfalls Wasser im Keller. Ein Einsatz in Amecke konnte bereits durch die Einheit Amecke abgearbeitet werden. Die Einsatzleitung sowie die Funkeinsatzzentrale an der Feuerwache in Sundern ist besetzt. Von hier wird der komplette Einsatz geleitet.

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Mittwoch, 14. Juli, 5.30 Uhr: Die Einheit Langscheid wurde zu einem vollgelaufenen Keller in die Straße Zum Rosengarten alarmiert. Ein Fachberater des THW befindet sich an der Einsatzstelle in der Eichendorffstraße. Im Bereich Seidfeld wurde ein Damm eines Auffangbeckens in Mitleidenschaft gezogen. Der Fachberater beurteilt die Standfestigkeit. Insgesamt sind aktuell 76 Einsatzkräfte im Einsatz.

Mittwoch, 14. Juli, 6.45 Uhr: An der Hellefelder Straße ist in ein Industriegebäude durch denn Dauerregen betroffen. Die Einsatzkräfte der Einheit Hellefeld sind hier vor Ort und werden von weiteren Kräften aus der Kernstadt unterstützt. - Die Einheit Endorf befindet sich auf dem Weg nach Röhrenspring, um dort einen vollgelaufenen Keller leer zu pumpen. Am Baubetriebshof der Stadt Sundern werden derzeit weitere Sandsäcke gefüllt. Das THW Arnsberg ist derzeit mit zwei Fahrzeugen und und 8 Einsatzkräften vor Ort und unterstützt die Maßnahmen der Feuerwehr.

Das Leerpumpen eines vollgelaufenen Kellers in der Sunderner Kernstadt gehörte auch zu den Aufgaben der Feuerwehr.
Das Leerpumpen eines vollgelaufenen Kellers in der Sunderner Kernstadt gehörte auch zu den Aufgaben der Feuerwehr. © Feuerwehr Sundern | Feuerwehr Sundern

Mittwoch, 11.10 Uhr: Aktuell sind, bis auf eine Einsatzstelle, alle Schadensstellen abgearbeitet worden. Der Großteil der Einsatzkräfte konnte aus dem Einsatz entlassen werden. Das Technische Hilfswerk (THW) konnte ebenfalls einrücken. Zum jetzigen Zeitpunkt werden an der Feuerwache in Sundern noch 30 Einsatzkräfte zurückgehalten um zügig auf neue Einsätze reagieren zu können. Die Einsatzleitung sowie die Funkeinsatzzentrale bleiben weiterhin besetzt. „Bisher - Mittwochmorgen, 11.10 Uhr, waren vom Starkregen besonders die Sunderner Kernstadt und Hellefeld betroffen“, so Henrik Tebbe, Pressesprecher der Feuerwehr Sundern.

Mittwoch, 14. Juli, ca. 15 Uhr: Der Starkregen hat Teile des Stromnetzes im Stadtgebiet Sundern lahmgelegt. Die Ortsteile Stockum, Dörnholthausen, Amecke und Amecke-Wulfringhausen waren teils gut zwei Stunden ohne jeglichen Strom. Für gut eine Stunde waren auch 50 Haushalte am Selscheder Weg von der Stromversorgung abgeschnitten. Ebenfalls als Auswirkung des andauernden Starkregens.

Die örtliche Feuerwehr ist nach Angaben des Sprechers Hendrik Tebbe mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz. Etwa 175 Feuerwehrleute arbeiten derzeit an mehr als 60 Einsatzorten im Stadtgebiete, so Tebbe weiter. „Es ist Land unter in Sundern“, fasst es der Feuerwehrsprecher zusammen.

Die Ruhr in Höhe der Arnsberger Sekundarschule.
Die Ruhr in Höhe der Arnsberger Sekundarschule. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Die örtliche Feuerwehr hat auch Hilfe vom Technischen Hilfswerk Arnsberg angefordert. Neun Einsatzkräfte der sogenannten Notversorgung sind vor Ort. Das teilte Sascha Meyer, Leiter der Regionalstelle Arnsberg, mit. Zwölf weitere Hilfskräfte kämpfen im Selscheder Weg in Sundern mit einer 5000-Liter-Pumpe gegen die Wassermengen in Privat- und Industriegebäuden an. Die Feuerwehr Arnsberg liefert derzeit mehrere Sandsäcke in Richtung Sundern.

Am späten Nachmittag meldet die Polizei HSK über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass sie aufgrund des Starkregens alle Brücke an der Röhr für den Verkehr absperrt. Das Wasser in dem Fluss läuft über.

Mittwoch, 14. Juli, ca. 17 Uhr:

Die Röhr ist über die Ufer getreten: Das Wasser breitet sich aktuelle in der Sunderner Innenstadt aus. Alle Brücken über die Röhr sind von der Polizei gesperrt. Die Feuerwehr Sundern warnt dringend davor, mit dem Auto in die Kernstadt zu fahren. Die Menschen sollen keinesfalls die Brücken betreten, heißt es. Es wird empfohlen: In dieser Lage sei es am besten, zu Hause zu bleiben.

Unwetterwarnung des DWD

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Mittwochmorgen um 7.14 Uhr für den Hochsauerlandkreis eine Unwetterwarnung veröffentlicht, und zwar für die Zeit von Mittwoch, 14. Juli, 7.14 Uhr bis Donnerstag, 15. Juli, 6 Uhr . In dieser Wetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes heißt es: „Nach bisher beobachteten Niederschlagsmengen von 50 bis 120 Litern pro Quadratmeter tritt extrem ergiebiger Dauerregen mit Unterbrechungen auf. Dabei werden nochmals Niederschlagsmengen zwischen 70 Litern pro Quadratmeter und 120 Litern pro Quadratmeter erwartet. In Staulagen werden Mengen bis 160 l/m² erreicht.

Infolge des Dauerregens sind u.a. Hochwasser an Bächen und kleinen Flüssen sowie Überflutungen von Straßen möglich (Details:www.hochwasserzentralen.de). Es könnten zum Beispiel Erdrutscheauftreten. Der DWD rät den Bürgern für die Unwetterzeit: Schließen Sie alle Fenster und Türen.