Neheim. Architektin Susann Wellie hatte viel freie Hand beim Planen. In Neheim ist so ein großer Mietwohnungsbau mit besonderem Flair entstanden.

Das Gebäude macht neugierig. Viele Passanten, die aus dem Binnerfeld in Richtung Busbahnhof und Neheimer Innenstadt über den St. Georgs-Pfad gehen, staunen über den Neubau. Nach 18-monatiger Bauzeit ist ein großer Mietwohnungsbau fertiggestellt worden, der ein etwas anderes Gefühl von Wohnen geben will. „Es sieht ja nicht wie ein normales Mietshaus aus“, sagen Architektin Susann Wellie und Bauleiter Michael Nölle vom Büro „Wellie Architekten Partner“. Auch hinter der Fassade verbirgt sich eine neue Idee vom Wohnen.

Ein besonderes Mietwohnungsbauprojekt in Neheim: Susann Wellie und Michael Nölle vor dem Neubau im St. Georgs-Pfad.
Ein besonderes Mietwohnungsbauprojekt in Neheim: Susann Wellie und Michael Nölle vor dem Neubau im St. Georgs-Pfad. © WP | Martin Haselhorst

Bereits 16 Wohnungen fest vermietet

Es ist und bleibt aber ein Baukörper für das Mietwohnen. Konzipiert wurde es für 19 Wohneinheiten in den Größen von 53 bis 160 Quadratmeter. Die ganz große Wohnung ist das Penthouse mit Blick auf Neheim - die anderen Wohnungen sind kleiner geschnitten. „Für Singles und Paare geeignet“, erklärt Susann Wellie. Bereits 16 der Wohnungen sind fest vermietet. Nur noch drei kleinere Wohneinheiten sind über Vermarktung von Alfes Immobilien verfügbar. Insgesamt wurden 1600 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen. Ziel sei es gewesen, auch kleine Wohnungen modern zu gestalten. „So, dass man auch selber drin wohnen wollte“, so die Architektin.

Tatsächlich ist das Schaffen von Wohnraum für eine der Zielgruppen - nämlich junge, verdienende Singles oder Paare - eine immer wiederholte Forderung an den Markt mit Blick auf die Attraktivität des Ortes für junge Fachkräfte, die sich gerne in Neheim niederlassen.

Hotelähnlicher Eingangsbereich des Mietbauprojektes am St. Georgs Pfad in Neheim.
Hotelähnlicher Eingangsbereich des Mietbauprojektes am St. Georgs Pfad in Neheim. © WP | Martin Haselhorst

Ein Investor, der auch nebenan für sich selber bauen lässt, hatte den Anspruch, dass in seinem Wohnumfeld niveauvolle Architektur entsteht - auch für einen Mietkomplex. „So etwas macht man als Architekt ja besonders gerne“, so Wellie. Sie hatte den Freiraum, um großzügig zu planen und zu gestalten. „Das Projekt war getragen von dem gemeinsamen und bewussten Anspruch, für das Wohnen eine einmal anders gedachte Architektur zu entwickeln“, sagt Susann Wellie. Und die 42-Jährige ergänzt: „Gute Architektur muss nicht teuer sein“.

Es sieht ja nicht aus wie ein ganz normales Mietshaus.
Michael Nölle - Bauleiter vom Büro Wellie Architekten Partner

Bereit gestellt werden könne Wohnraum für Warmmietpreise von 12 bis 13 Euro - inklusive komplett eingerichteter Bäder und baulich eingepasster offener Küchen. Je nach Lage im Haus sind die Wohnungen unterschiedlich geschnitten und aufgeteilt. Mal mit Terrasse und kleinem Garten, mal mit Balkon, mal mit einem Schlafraum mit zwei Türen. Die Architektin spielte mit den Möglichkeiten. „Dem Wunsch des Bauherren entsprechend, wurde der Stil und die Ästhetik individuell für die zukünftigen Wohnungen konzipiert. Zusätzlich wird durch die Materialität Atmosphäre geschaffen. Hierzu wurde Holz in Teilbereichen bewusst eingesetzt“, so die Planer.

19 Wohnungen in einem Haus und trotzdem kein Bauklotz. Auch hierfür wurde ein Gestaltungskniff angewendet. „Der kompakt gestaltete Baukörper erhält durch die Zonierungen der weißen Bänderung Leichtigkeit und wird hierdurch horizontal gegliedert“, sagt Susann Wellie. Dieses optische Element trägt maßgeblich dazu bei, das Gebäude auffällig zu machen.

Der Innenbereich, den die meisten Passanten nicht zu sehen bekommen werden, greift die Idee eines „anderen Wohnens“ auf. Der Eingangsbereich ist weit entfernt davon, nur ein Teil des Flurs zu sein. Eingetreten wird in eine hotelähnliche Halle mit Glasaufzug, Treppenanlagen, Galerien, Lufträumen, Pflanzen und durch die großen Fenster mit Ausblicken in die Natur und das Wohnumfeld. Auch die Flure mit PVC-Böden in Holzoptik lassen Hotelflair entstehen.

Für Susann Wellie und ihrem Mann Michael Nölle (45) ist das Projekt am St. Georgs-Pfad ein besonderes. „Da werden wir wirklich viel drauf angesprochen“, erzählt er. Als Referenzbau wollen es aber nicht verstanden wissen. „Das ist für uns jedes Objekt“, sagt Susann Wellie. Über mangelnde Arbeit muss sich das Büro mit seinen zehn Mitarbeitenden nicht beklagen. „Wir sind gut ausgelastet“, sagt Nölle, der seinen Beruf von der Pike auf als Maurer gelernt hat, „nach der zwischenzeitlichen Delle hat die Baukonjunktur wieder komplett angezogen.“