Arnsberg. Ist der Wolf nun im Arnsberger Wald oder nicht? So einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. Das sind die Gründe.

Der Wolf ist immer mal wieder da. Keine Frage. Denn immer wieder tauchen unter anderem in den sozialen Medien Fotos und Videos auf, die dies zu bestätigen scheinen - zuletzt von Ziegen-Züchter Tim Lemke, der den Wolf in Oeventrop zu Gesicht bekam. Dennoch: Die offiziellen Behörden bestätigen diese Wolfssichtungen (noch) nicht. Warum?

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„Wölfe bilden Rudel“, sagt ein WP-Leser, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Die Paare bleiben auch lange zusammen - pro Jahr können sie etwa vier Junge bekommen.“ Diese würden dann als Jungtiere abgestoßen und machten sich auf den Weg, ihr eigenes Revier zu suchen. „Der junge Wolf, der in der Filscheid gesehen wurde, kann also auf der Suche nach einem Revier sein.“

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    Er berichtet von einer neuerlichen Sichtung im benachbarten Völlinghausen. Dies sei auch auf Facebook gepostet worden. Der Enser Forstwirtschaftsmeister Winfried Junker des Regionalforstamtes habe einen Wolf vor die Kamera bekommen. Er verstehe nicht, warum „offizielle Stellen“ die Wolfssichtungen bislang nicht bestätigen würden. Es liege doch klar auf der Hand, dass der Wolf sich im Arnsberger Wald niederlasse. „Nun muss überlegt werden, wie das in Einklang mit den Bedürfnissen und der Sicherheit der Nutztierhalter in Einklang zu bringen ist.“

    Lanuv: „Mehrere Wolfssichtungen gemeldet“

    „Das Foto aus dem Facebook-Post liegt dem Lanuv vor“, so Dipl.-Ing. Birgit Kaiser de Garcia, Pressesprecherin des Landesamts für Natur (Lanuv). „Dem Lanuv liegen weitere aktuelle Sichtmeldungen mit Fotos aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest vor, z. B. vom zurückliegenden Wochenende. Alle befinden sich derzeit noch in Bearbeitung.“

    Wo sich jeder schlau machen kann

    Weitere Informationen zum Thema Wolf gibt es auf den Webseiten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf unter: dbb-wolf.de

    Für Wolfsmeldungen und Wolfssichtungen informiert auch die Webseite www.wolf.nrw und natürlich auch das Umweltportal mit seinem Abo-Service unter umweltportal.nrw.de/abo-service.

    Allerdings könne bei erwachsenen Tieren weder das Alter noch das Geschlecht eindeutig bestimmt werden. Letzteres nur dann, wenn beispielsweise Geschlechtsorgan oder Gesäugeleiste zu erkennen seien. „Deshalb wären alle Schlussfolgerungen auf Alter, Geschlecht und vor allem die Rudelzugehörigkeit des Tieres noch Spekulation“, so die Lanuv-Sprecherin. Die Zugehörigkeit zu einem Rudel könne nur dann ermittelt werden, wenn es Material für eine genetische Analyse gebe - allein von Fotos oder Videos sei dies nicht möglich. „Das können Fellreste sein, eine Kot-Probe oder eben auch Bissspuren an einem Tierriss.“

    Verständnis für Ängste der Nutztierhalter im HSK

    Eingehende Hinweise würden unter dem „Vieraugen-Prinzip“ fachmännisch begutachtet. Wenn die Proben dann „gut genug“ seien, könne ein genetischer Fingerabdruck erstellt werden. Dies mache die Gendatenbank des Senkenberg-Instituts. „Das Institut ist mit allen anderen europäischen Stellen in Kontakt, so dass dann ein Vergleich stattfinden kann.“ Gebe es eine Übereinstimmung (beispielsweise auch in den Niederlanden oder Belgien), erhielte das Tier auch den gleichen „Namen“. Wenn nicht, erhalte es seine Kennung in Deutschland.

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    Der Zeitaufwand für diese Untersuchungen erstrecke sich auf einen Zeitraum von ein paar Tagen bis hin zu ein paar Wochen. „Je nachdem, was aktuell los ist“, so Kaiser de Garcia. Aktuell sei viel los. „Die Winterzeit, etwa November bis Mai, ist die Zeit, wo die Jungtiere aus ihren Rudeln herausgetrieben werden und dann auf der Suche nach ihrem eigenen Revier sind.“

    Sie könne die Sorgen und Ängste der Nutztierhalter natürlich nachvollziehen, die um ihre Weidetiere fürchteten. „Aber es ist nachgewiesen, dass 99 Prozent der Wölfe sich von Wildtieren ernähren statt von Nutztieren.“

    Puzzleteile werden zusammengefügt

    Trotzdem seien Fotos nicht gänzlich unbrauchbar. Denn „auch Fotos und Videos können Aufschluss über das aktuelle Wolfsvorkommen geben“, so Kaiser de Garcia weiter. „Die Fotos und Videos werden dann überprüft: Ist das Foto realistisch? Passt die Umgebung? Passt das Foto zum Standort und Zeitpunkt? Wenn in einer Gegend dann mehrere Beobachtungen erfolgen, wird auch ein Bildnachweis als Wolfsnachweis geführt. Aber diese Überprüfung geht nicht von heute auf morgen.“

    Daher könne jeder - sogar ohne Foto - gerne melden, wo er einen Wolf gesehen habe. Selbst wenn es kein Nachweis gebe, könne es ein Hinweis auf „die Route“ des Wolfes sein. „Und für Naturliebhaber ist es bestimmt ein beeindruckendes Erlebnis, einen Wolf zu sehen. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen, denn Tierhalter sind natürlich in Sorge.“