Arnsberg/Åsele. Der Arnsberger Günther Klauke lebt einige Monate im Jahr im hohen Norden Schwedens. Er schwärmt von der Landschaft und den entspannten Menschen.
„Nordisch by Nature“ trällerte in den 1990ern die Hamburger Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot. Da wusste Günther Klauke noch nicht, dass auch er sein Herz an den hohen Norden verlieren würde. Der waschechte Bruchhauser hat in Schwedisch-Lappland die zweite Heimat gefunden.
Wie kommt man an ein Domizil ganz weit oben im Königreich? „Wie die Jungfrau zum Kinde“, meint Günther Klauke schmunzelnd - und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. Im Jahr 2001 verbrachte er erstmals einen Urlaub im hohen Norden - allerdings nicht in Schweden, sondern im winterlichen Norwegen. Zwei Jahre später zog es ihn erneut dorthin. „Ich hatte Blut geleckt“, sagt der heute 69-Jährige - und ihm wurde klar: Ich will länger bleiben, muss da was machen. Doch der Traum von „was Eigenem“ ließ sich in Norwegen unmöglich realisieren, stellte Günther fest; und richtete den Blick aufs Nachbarland. Im Jahr 2008 war es dann eingetütet: Das Ehepaar Klauke erwarb ein etwa 7000 Quadratmeter großes Grundstück samt frei stehendem Holzhaus - „sehr günstig“, so der damals 53-Jährige.
Seitdem verbringt der „Alte Schwede“ so viel Zeit wie möglich in seiner Wahl-Heimat, genau gesagt, in Åsele. Die südlichste Kommune der Traditionsregion Lappland sei eine einzigartig harmonische Oase in der wasserreichen Waldregion Schwedens, schwärmt er. Trotz der Abgeschiedenheit - über 4500 Quadratkilometer Fläche, nur etwa 1700 Einwohner im Zentralort und 2800 in der Gemeinde - ist das Örtchen verkehrstechnisch gut angebunden - und: „Hier kann man ein einfaches Haus nicht selten schon für 250.000 Schwedische Kronen (ca. 22.000 Euro) kaufen“, weiß Klauke. Aber wird es einem nicht schnell langweilig, so weit vom Schuss?
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Kommt drauf an: Der wasserreiche Fluss Ångermanälven prägt den Ort. „Natürlich wirkt sich diese exponierte Lage auch auf die Freizeitgestaltung aus. So dominieren im Winter Skilanglauf, Hundeschlitten fahren, Eisklettern, Eisangeln und Schneemobiltouren die touristischen Aktivitäten“, zählt der Lappe aus Leidenschaft auf. Im Sommer sind es dann Radfahren, Wandern, Angeln und Kanufahrten. „Für einen gebürtigen Sauerländer ein echter Leckerbissen“, so Günther, der eine Jahreszeit besonders liebt: „Die Region ist landschaftlich sehr vergleichbar mit dem Sauerland - und hier ist der Winter noch ein echter Winter.“
Was macht „South-Lappland“ außerdem besonders? Die liebenswerten, ausgeglichenen Menschen; die fantastische Natur- und Tierwelt; echte „Vier Jahreszeiten“; die außergewöhnlich gut ausgebaute Infrastruktur sowie Sehenswürdigkeiten an jeder Ecke sorgen für Wohlbefinden bei Besuchern: „Ob Pizzeria oder Café, Eishalle, Schwimmhalle oder Reithalle, Supermarkt, Hotel oder Campingplatz, Langlaufstadion oder kleine Skianlage: in Åsele fehlt es an nichts“, zählt der Bruchhauser auf, „vor allem nicht an Freiheit!“
Tiefenentspannt seien seine schwedischen „Landsleute“, lobt Günther - und fügt hinzu: „Das hat auf mich abgefärbt.“ Wohl auch, was die Anreise angeht, schließlich liegen mehr als 2000 Kilometer zwischen Sauerland und Lappland. Stellt sich also nicht die Frage „Wo kommste wech?“ sondern eher „Wie kommste hin?“. Nun - viele Wege führen nach Norden - auch nach Lappland. „Mit dem Auto, Wohnmobil oder Wohnwagen empfehlen sich die Fähren zwischen Deutschland und Schweden“, sagt „unser Schwede“, „Kiel - Göteborg fährt immer nachts und spart je Strecke etwa 500 Kilometer.“ Von Rostock und Travemünde erreiche man mit Fähren Trelleborg oder Malmö.
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Lieber fliegen? „Mit dem Flugzeug geht es von Düsseldorf oder Köln nach Stockholm und von dort nach Umeå, Lycksele oder Wilhelmina“, erklärt Klauke. Teilweise seien die Flugverbindungen gut getaktet - und Mietwagen gebe es überall direkt an der Ankunft. Auch Zugverbindungen nach Stockholm sind reichlich vorhanden; Günthers Geheimtipp: „Das Sahnestückchen ist der Nachtzug von Berlin nach Stockholm. Man erreicht die schwedische Hauptstadt ohne Umsteigen bequem in etwa 14 Stunden.“
Günther Klauke - selbstständig und inzwischen „fast Rentner“ - verbringt etwa die Hälfte des Jahres in Åsele - im Winter nicht selten ganz allein, denn seine Frau ist noch berufstätig. Langweilig wird ihm nie, obwohl es zu dieser Jahreszeit dort sehr, sehr lange dunkel ist. Wer also alle Sehenswürdigkeiten mitnehmen will, sollte besser im Sommer kommen: Wie wäre es z.B. mit einem Marktfest? „Åsele Marknad“ ist das größte in Norrland und eines der größten in Schweden. Dieser Markt findet immer am dritten Wochenende im Juli statt, zählt ca. 900 Verkaufsstände und 100.000 Besucher an vier Tagen. Wer den Ort besucht, dem sei auch das Heimatmuseum empfohlen: Åsele hembygdsområde liegt im Zentrum und enthält viele historische Gebäude. Torvsjö Kvarnar ist ein funktionsfähiger historischer Mühlenkomplex, für jedermann zu besichtigen. Der Gipfel des Bergvattenberget ist ein mythischer Ort und im Volksmund als „Offerhällan“ bekannt. Es heißt, er sei ein heiliger Platz für die Sami gewesen, aber auch ein sehr guter Aussichtspunkt, um Rentiere zu beobachten. Die trifft man überall - auch auf den Straßen. Dann heißt es warten - für Tiefenentspannte ist das aber kein Problem.