Arnsberg. Der Wetterexperte hält einen Vortrag zum Klimawandel im Sauerland-Theater und rüttelt die Menschen mit klaren Worten auf.
Großer Bahnhof am Donnerstagnachmittag in der Stadtbücherei Neheim. Und das kann man ganz wörtlich so nehmen, denn der angekündigte Gast trifft eine Viertelstunde später als geplant ein - Zugverspätung... Es passiert aber auch nicht jede Woche, dass ein bekanntes Gesicht aus dem Fernsehen den Weg ins Sauerland und dann noch explizit nach Arnsberg findet. ARD-Meteorologe, Fernsehmoderator und Buchautor Sven Plöger macht einen Abstecher zum Mediengespräch, ehe es am Abend in das ausverkaufte Sauerland-Theater nach Arnsberg geht, wo er einen Vortrag über den Klimawandel und seine Begleitumstände hält.
Eingeladen hatte die VHS Arnsberg-Sundern Sven Plöger. Sie konnte dabei auf die Unterstützung der Sparkasse Arnsberg-Sundern vertrauen. „Der Klimawandel ist ein wichtiges Thema und wir müssen mehr Bewusstsein dafür schaffen“, sagt Sparkassenvorstand Jürgen Schwanitz. Bei der VHS passt der Auftrifft Plögers in Arnsberg auch deshalb prima, weil VHS-Chef Dr. Tobias Schulte des Thema „Nachhaltigkeit noch mehr in den Fokus nehmen möchte.“
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Doch zurück zu „Wetterfrosch“ Sven Plöger. Ganz Medienprofi antwortet er auf die Fragen der örtlichen Presse mit fundierten Aussagen, kleinen Anekdoten und einem charmanten Lächeln. „Jeder nicht vernünftig in den Klimaschutz investierter Euro muss später mit zwei bis elf Euro nachfinanziert werden“, sagt Plöger vor dem Hintergrund der ewigen Debatte um die Finanzierbarkeit von Klimaschutz in Deutschland.
Nach wenigen Sätzen schon merkt man ihm an, dass ihm das Thema Klimaschutz wirklich und ehrlich am Herzen liegt. Einige seiner Bücher sind auch in der Neheimer Stadtbibliothek zu finden. Voller Stolz erklärt Plöger nach Rücksprache mit der Büchereifachkraft. „Drei der vier Bücher, die hier vorhanden sind, sind derzeit an Benutzer verliehen!“
Sven Plöger will mit seinen Ausführungen dabei nicht belehren. „Wenn man der Bevölkerung Dinge aufdoktriniert, passiert genau das Gegenteil. Es entsteht Widerstand und die Menschen wehren sich mit aller Macht dagegen. Deshalb halte ich es auch für falsch, dass man in den letzten vier Jahrzehnten immer die Horrorszenarien des Klimawandels betont hat. Diese Dystopien haben die Menschen verunsichert. Natürlich muss man die Gefahren klar benennen, aber man muss gleichzeitig versuchen, die Bevölkerung dafür zu begeistern, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen und an den Stellschrauben drehen. Muss es wirklich jeder Flug in den Urlaub sein?“, stellt der 56-Jährige die Frage.
Er selbst wünscht sich einen differenzierten Blick auf die Wissenschaft und mehr Akzeptanz in der Gesellschaft für das „komplexe und interessante Thema“, was man „nicht mit einfachen Parolen erklären kann.“ So erklärt der TV-Moderator dann auch bestimmt: „Ich schätze Haltung, die auf Verstand beruht.“
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Im Sauerland müsse man sich aufgrund des Klimawandels von der Vorstellung verabschieden, dass dort dauerhaft Wintersport möglich sei. Man erlebe ein Bedürfnis, an etwas festzuhalten, was nicht mehr der Realität entspreche. Überhaupt rät er zu einem bewussteren Umgang mit der Natur. „Wir können mit der Natur nicht beliebig agieren. Wir erleben überall auf der Welt einen stetigen Verlust an Lebensraum.“ Zugleich betont der Fernsehmoderator, dass die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft auch eine Rolle beim Klimawandel spielen. Nicht jeder Haushalt verfüge über die Mittel, überall klimaschonend zu handeln. Anderseits gebe es die Millionäre und Milliardäre, die mit ihrem Lebenswandel aktiv Raubbau an der Natur betrieben.
Für Deutschland wünsche er sich eine Rückkehr zum Forschergeist. „Wir sind in der Vergangenheit bequem und träge geworden. Die Chinesen haben uns in Sachen Photovoltaik längst überholt und abgehängt. Und auch beim Thema Elektroautos haben wir Boden verloren.“