Arnsberg. Heimatbund Arnsberg ist wichtige Handelnder bei Zukunftsgestaltung des Ortsteils. Interview mit dem Vorsitzenden Torsten Kapteiner.
Der Arnsberger Heimatbund hat die Historie des Ortsteils Arnsberg immer im Blick. Er dreht aber gut vernetzt weiter an der Geschichte und ist einer der treibenden Kräfte, wenn es darum geht, den Standort zukunftsfähig zu machen. Über diese moderne Rolle des Vereins spricht unsere Zeitung mit dem Vorsitzenden Torsten Kapteiner. Der 50-jährige Caritas-Qualitätsmanager arbeitet seit 2007 im Vorstand und ist seit 2022 Vorsitzender des 1250 Mitglieder starken Heimatbundes. Mit seiner Familie (zwei Kinder) lebt er in Arnsberg.
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Mit welchem Ziel ist der Heimatbund 1922 gegründet worden? Und wie aktuell sind diese Ziele noch?
Ziele waren und sind die Vertiefung des Heimatgedankens, die Pflege alter Sitten und Gebräuche sowie des Landschaftsbildes. Das haben wir vor zwei Jahren auch um unseren Bildungsauftrag in der Satzung ergänzt. Heimatbund klingt vielleicht etwas altbacken, doch gibt es gar keinen Grund den Namen zu ändern. Wir schauen weiterhin: Wo sind unsere Ursprünge und wie hat man hier gelebt? Archäologie interessiert hier viele und auch mit dem Osterfeuer kann jeder etwas anfangen. Wir übersetzen das jetzt alles in die Moderne.
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Funktioniert so etwas konfliktfrei?
Konflikte hat man immer. Natürlich ist das Standortthema beim Osterfeuer brisant und emotional. Wichtig ist immer, alle frühzeitig mit ins Boot zu holen und über die Themen zu reden. Wir können natürlich auch nicht mit allen Projekten immer alle Mitglieder ansprechen. Am Ende macht es aber das große Spektrum. Wir gehen mit allem offen um und diskutieren viel im Vorstand und den bei uns gut besuchten Mitgliederversammlungen.
Wie schafft man den Spagat zwischen Geschichte und Moderne inhaltlich als Heimatbund?
Da gibt es gute Beispiele: Wir haben uns mit der Geschichte des Verkehrsübungsplatzes beschäftigt, den es schon in den 1950er-Jahren gab. Auch das ist historisch und deshalb wollten wir den Platz wieder aufleben lassen. So etwas würde jetzt mit einer Skateranlage noch nicht gehen. Ein anderes Beispiel ist unsere Idee, Geschichte unterhaltsam für Kinder zu erzählen. Dafür haben wir das kleine Buch „Werners Arnsberg Abenteuer“ herausgebracht. Das muss dann nicht alles wissenschaftlich hoch korrekt sein. Da darf man reduzieren, ohne Geschichte falsch zu erzählen. Spannend ist da auch unsere Route für Geo-Casher mit dem Titel „Arnsberger Sagen“, die am Hirschberger Tor startet, gezielt zu Punkten führt und inmitten der Arnsberger Gastronomie endet. So etwas ist flexibler als eine klassische Stadtführung. Da erleben wir eine große Resonanz.
Sie sprachen vom Bildungsauftrag. Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Schulen?
Das läuft sehr gut. Da haben wir im Verein auch Experten, die das entsprechende Netzwerk mitbringen. In den Schulen und Kitas in Arnsberg rennen wir wirklich offene Türen ein. Die Schulen sind dankbar, wenn wir das Angebot machen und auch Lehrmaterial wie zum Beispel für den kurfürstlichen Thiergartenweg zusammenstellen. Wir haben die geschichtlichen Spuren ja hier direkt vor der Haustür.
Die schönsten Bilder vom Arnsberger Osterfeuer
Der Arnsberger Heimatbund ist einer der Mitspieler, wenn es um die Stärkung des Ortsteils geht. Welche Rolle spielt die Netzwerkarbeit?
Sie spielt eine ganz große Rolle. Ohne Netzwerke und ohne Sponsoren könnten wir vieles nicht umsetzen. Ich sehe daher auch zu, in vielen anderen Vereinen aktiv bin. Unsere Vereine dürfen nicht gegeneinander arbeiten.
Ein Netzwerk macht sich auch für den Schlossberg stark. Welche Bedeutung hat dieser Ort für den Arnsberger Heimatbund?
Er ist das Wahrzeichen der Stadt und eine wunderschöne Anlage, da oben hat jeder Arnsberger schon viele Stunden verbracht. Für uns ist es ein großes Anliegen ebenso auch wie für den Schlossbergverein und das Stadtmarketing, dass da oben etwas passiert. Was wir machen können, das tun wir. Wir kümmern uns um den Weinberg und begleiten die Ärchäologie. Das ist ja unsere Kernkompetenz und da grenzen wir uns auch vom Schlossbergverein ab, der den Tourismus stark im Blick hat. Da ergänzen wir uns super. Die Summe der einzelnen Projekte rund um den Schlossberg ergibt das große Ganze. Da bringen wir uns gerne ein.
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Und jetzt kann der Heimatbund auch Wein anbauen?
Das ist ja nicht neu, dass wir auf den Weinberg schauen. Historisch war der schon vor 1000 Jahren belegt. So wie jetzt gibt es ihn seit 20 Jahren. Die Stadt hatte uns nach einem Konzept für die Anlage gefragt. Das hatten wir und so haben wir den Weinberg am 15. April übernommen. Jetzt wollen wir viele Leute mit ins Boot holen und da auch inklusiv denken. Die Arbeiten sind im vollen Gange. Auch da haben wir Expertise im Verein wie durch Rolf Dietz, der den Weinberg ja jahrelang quasi betrieben hat. Anpacken aber können viele. Es bleibt aber ein historischer Schau-Weinberg an der Originalstelle. Wir ernten zwar Trauben und keltern Wein, doch erwirtschaften tun wir nichts und dürfen den Wein auch nicht verkaufen.
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Das Osterfeuer in Arnsberg war das große Thema der vergangenen Monate. Es darf jetzt weiter auf dem Kreuzberg stattfinden. Wie geht es da weiter?
Mit der Veranstaltung 2024 waren wir sehr zufrieden. Es waren viele Besucher auf dem Kreuzberg und in der Stadt.. Es ist gut, dass wir jetzt doch an dem traditionellen Standort bleiben können. Wir haben alles noch einmal optimiert, um das Feuer sicherer zu machen. Klar ist aber auch: wir werden immer wieder Anpassungen vornehmen müssen., Auch eine Traditionsveranstaltung muss sich weiterentwickeln. Es geht ja um den Erhalt des Feuers und nicht um den der Asche. Wir wissen aber auch, dass es um das Osterfeuer immer eine hoch emotionale Diskussion ist. Zugleich sind uns auch die Schwierigkeiten bewusst, dass der Wald immer trockener wird. Wir werden unser Konzept Jahr für Jahr neu überprüfen müssen. Ein Gutes aber hatte die ganze Diskussion auf jeden Fall: Vielen Menschen ist jetzt erst einmal klar geworden, wie viele Stunden wir da investieren und was alles bedacht und gemacht werden muss, um das Osterfeuer auf die Beine zu stellen.
Gibt es auch Rückschläge und Schwierigkeiten?
Natürlich gelingt nicht immer alles. Wir wollen gerne ein Stadtmodell aus Bronze am Neumarkt, das auch für Sehbehinderte zu ertasten ist. Jetzt erhielten wir mit Blick auf die Finanzierung die Absage von Aktion Mensch und müssen das jetzt anders versuchen. Auch hinter unseren Kulissen läuft nicht immer alles nach Plan. Wir hoffen aber stets auf gute Kooperationspartner, die wissen, dass viele unserer Projekte auch mit Preis ausgezeichnet werden. Wir sind als Arnsberger Heimatbund gut aufgestellt. Modern, interdisziplinär und nicht überaltert. Bei uns droht kein Generationenbruch - und dann geht auch kein Wissen verloren.