Sundern. Vom Rat ist der Antrag der „Bürger für Sundern“ für Lüftungsgeräte abgelehnt worden. Die Fraktion sieht trotzdem eine Gesundheitsgefährdung.
Wenn Andreas Bahde eine Klasse betritt, wissen die meisten Schülerinnen und Schüler Bescheid und öffnen schon unaufgefordert die Fenster. „Mittlerweile hat sich das schon überall herumgesprochen, dass ich darauf großen Wert lege“, berichtet der Lehrer für Informatik und Geographie an der Realschule in Hüsten.
Bahde liegt die Gesundheit der Menschen, die viel Zeit im Schulgebäude verbringen, am Herzen. Zwar gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass sich Schadstoffe in der Schule befinden, aber in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender von „Bürger in Sundern“ (BfS) beobachtet er ganz genau, was in Gutachten über Schulgebäude aus den 1970er- und 1980er-Jahren steht. So zum Beispiel in dem der Dr. Stefan Henning GmbH, einem Ingenieurbüro aus Dortmund, das ein Gutachten zu einer möglichen Sanierung der Realschule in Sundern erstellt hat. Beide Realschulen sind im selben Zeitraum errichtet worden.
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Das Gutachten besagt, dass die Grenzwerte für PCB in der Sunderner Realschule überschritten werden. Dies sei nicht vollkommen unbedenklich, so dass der Experte intensives Lüften empfiehlt. Jede Stunde zu Beginn der Raumnutzung soll demnach zwischen fünf bis 15 Minuten Stoßlüften in den Räumen erfolgen. Ergänzt werden sollte dies in jeder Pause um weitere fünf Minuten.
Andreas Bahde weiß, dass dies in der Realität kaum umsetzbar ist. „Nicht jede Lehrkraft praktiziert solche Vorgaben, und im Winter kühlen Schulräume beim Umsetzen dieser Vorgaben viel zu schnell ab“, sagt Bahde. Da die gemessenen Werte über den Grenzwerten liegen und deutlich über denen, die zum Beispiel für schwangere Frauen gelten, müsse aus Sicht der „Bürger für Sundern“ eine technisch sichere Lösung geschaffen werden, um jegliche Gesundheitsgefährdung von Kindern, Lehrern und Bediensteten auszuschließen.
Die BfS hatte deshalb den Antrag auf Erwerb von Raumlüftungsgeräten gestellt, wie man sie noch aus der Corona-Zeit kennt. Die Kosten wurden von der Fraktion auf 200.000 Euro beziffert. In der letzten Ratssitzung in Sundern fand der Antrag aber keine Mehrheit. Die anderen Parteien stimmten - wohl auch aufgrund der angespannten finanziellen Situation - gegen den Vorschlag der BfS. Zugleich hatte der Rat mehrheitlich für den Neubau der Realschule gestimmt. Die „Bürger für Sundern“ stimmten allerdings nicht dafür.
Die Verwaltung der Stadt hatte sich zuvor zu den Wünschen der BfS geäußert. Auf Grundlage sämtlicher Untersuchungen und Expertenwissen seien Lüftungsgeräte nicht erforderlich, hieß es. Zum einen würden die PCB-Werte in der Realschule jährlich überprüft. Zum anderen stützt sich die Verwaltung auf die Expertise eines Umweltmediziners. Er begleitet die Verwaltung bei dem Projekt Realschulsanierung. Eine aktuelle schriftliche Stellungnahme des Umweltmediziners zu etwaigen Belastungen liege zwischenzeitlich vor. Die Verwaltung werde darüber informieren. Es sei davon auszugehen, dass aktuell keine Gesundheitsgefährdungen vorliegen, die die Beschaffung von Lüftungsgeräten erforderlich machten.
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Andreas Bahde versteht das Argument der klammen Stadtkasse in diesem Fall nur bedingt. „Wenn ich mir die möglichen Kosten für den Neubau anschaue und dann die weiteren Kosten für den Abriss des Altbaus sowie die Entsorgung der Altlasten, dann komme ich auf einen Betrag von mindestens 40 Millionen Euro. Ich weiß nicht, ob man dann zwingend 200.000 Euro sparen muss. Vor allem, wenn es um den Gesundheit von Menschen geht.“
Immerhin habe die Verwaltung vorgeschlagen, einen Plan zur Luftuntersuchung in städtischen Schul und Kindergartengebäuden zu erarbeiten. Während Schadstoffuntersuchungen bis zu 20.000 Euro pro Einrichtung kosten, in Einzelfällen sogar noch mehr, könnten die Luftuntersuchungen wohl mit rund 3000 Euro pro Einrichtung deutlich günstiger ausfallen. Derzeit soll ein Zeitplan erarbeitet werden, nach dem die einzelnen Einrichtungen abgearbeitet werden könnten.
In die Diskussion um dem Umgang mit der Schadstoff-Problematik in der Sunderner Realschule hat sich nun auch die SPD Sundern eingeklinkt. So erklärt der Fraktionsvorsitzende Michael Stechele: „Ich habe den Bürgermeister noch einmal gebeten, den zuständigen arbeitsmedizinischen Dienst in Dortmund einzuschalten. Der soll auf der Grundlage des Schadstoffgutachtens von Dr. Henning Empfehlungen aussprechen, wie der Schulbetrieb bis zum Bezug des Neubaus im Herbst 2027 für die Lehrer und Schüler möglichst sicher durchgeführt werden kann.“