Sundern. Der Zustand der Sanitärbereiche in Sunderns Dreifachsporthalle ruft Kritik hervor. Die Stadt erklärt nun Gründe für den Sanierungsstau

Nein, schön sind Anblick sowie Geruch in der Umkleide und den Duschen nun wirklich nicht. Die Farbe blättert ab, Kalkflecken so weit das Auge reicht, und es stinkt nach Urin, Feuchtigkeit und Schweiß. Es ist nur schwer vorstellbar, dass man sich nach einer Sportstunde oder einer Trainingseinheit hier gerne duschen möchte. Wir befinden uns in der Dreifachsporthalle auf dem sogenannten Bildungshügel in Sundern.


Von montags bis freitags haben hier hunderte Schülerinnen und Schüler Sportunterricht, an den Nachmittagen und Abenden treffen sich hier die Vereinssportler und am Wochenende messen sich in der Halle die Mädels des Volleyballclubs RC Sorpesee mit ihren Kontrahentinnen in der 2. Bundesliga Nord. Die Gesichter der Gastmannschaften beim Betreten des Sanitärbereichs möchte man sich wohl besser nicht vor Augen führen.

Ursachen liegen weiter zurück

Dr. Jacqueline Bila, Beigeordnete der Stadt Sundern, ist gemeinsam mit Björn Allefeld aus dem Fachbereich Jugend und Familie sowie Patricia Plebs, Leiterin der Abteilung Grundstücke, Gebäude und Forst, vor Ort, um sich selbst ein Bild vom Zustand der Duschen und Umkleiden verschaffen. „Wir leiden hier aktuell unter dem Sanierungsstau der vergangenen 25 Jahre. Das ist kein Versäumnis aus der Ära von Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke. Das liegt weiter zurück“, betont Jacqueline Bila.

Kalkflecken auf den Fliesen und abgeplatzte Farbe an den Duschkabinen. So ist der Zustand im Sanitärbereich der Dreifachsporthalle auf dem Bildungshügel.
Kalkflecken auf den Fliesen und abgeplatzte Farbe an den Duschkabinen. So ist der Zustand im Sanitärbereich der Dreifachsporthalle auf dem Bildungshügel. © Eric Claßen | Eric Claßen

Und auch wenn es beim derzeitigen Zustand nicht so aussehe, sagt die Beigeordnete, nehme man das Unverständnis aus den Reihen der politischen Parteien, der Vereine und den Familien der Schulkinder sehr ernst. „Wir hatten einfach das Problem, dass wir mehrere Jahre in der Verwaltung personell unterbesetzt waren und wir dadurch die Sanierungsmaßnahmen nicht früher und schneller anstoßen konnten“, ergänzt Patricia Plebs. In der zuständigen Abteilung des Gebäudemanagements habe es über Jahre hinweg vor allem an Ingenieuren und Technikern gefehlt. Bauingenieure würden u.a. auch für fachliche Begleitung externer Planungsbüros benötigt sowie für die Prüfung von Leistungen und Rechnungen der beauftragten Firmen.


Im Laufe der Zeit sei die Situation immer gravierender geworden, da die Stadt Sundern zwischenzeitlich nur noch über eine Ingenieurin verfügte. Mittlerweile habe man wieder drei Ingenieurinnen und Ingenieure. Denn die Sanitärbereiche in der Dreifachsporthalle sind nur eines von vielen Projekten, welches in den nächsten Jahren angegangen werden muss. In der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Sport am heutigen Donnerstag soll den Ausschussmitgliedern der Sachstand für 13 Objekte vorgestellt werden. Darunter sind u.a. die Grundschulen in Hachen und Stockum, das Gymnasium, die Realschule und die Hauptschule, aber auch zwei Kitas und mehrere Sporthallen zu finden. Die Maßnahmen schwanken zwischen dringend benötigten neuen Brandschutzkonzepten, Erneuerungen der Trinkwasseranlagen und Sanierungen der Sanitärbereiche bis hin zur Digitalisierung der Schulen und Reparaturen an Dächern.

Eine Herkulesaufgabe für die kommenden Jahre

Man muss nicht überkritisch sein, um zu ahnen, dass die Bewältigung all dieser Herausforderungen die Verwaltung der Stadt Sundern mindestens für die nächsten fünf bis zehn Jahre beschäftigen und eine zweistellige Millionensumme kosten wird. „Hier in der Dreifachsporthalle sprechen wir längst nicht mehr nur von Renovierungen, sondern von einer kompletten Kernsanierung“, betont Plebs. Neue Leitungen müssen gelegt, Dachschäden beseitigt und Umkleiden sowie Duschen komplett erneuert werden. „Bei den Flecken, die in den Duschen zu sehen sind, handelt es sich übrigens nicht um Schimmel. Dieses Gerücht war zwischenzeitlich auch durch die sozialen Medien gegeistert“, sagt Patricia Plebs. Mitarbeiter des Gesundheitsamtes des Hochsauerlandkreises haben alles kontrolliert – auch auf Legionellen - und dabei festgestellt, dass keine Gesundheitsgefährdung vorliegt. Die Flecken stammen von Kalkablagerungen.

Die Armaturen wirken noch recht neu, die Waschbecken sind es definitiv nicht mehr. 
Die Armaturen wirken noch recht neu, die Waschbecken sind es definitiv nicht mehr.  © Eric Claßen | Eric Claßen

In dieser Woche waren Mitarbeitende des HSK-Gesundheitsamtes noch einmal zum Ortsbesuch in Sundern und haben der Stadt empfohlen, die zuständige Reinigungsfirma zu beauftragen, alle Sanitärbereiche noch einmal grundlegend zu reinigen. „Dies wird nun geprüft und der Auftrag erteilt. Das soll so lange stattfinden, bis die Sanierung startet“, erklärt Stadtsprecherin Alicia Sommer.


Aktuell befinde man sich im Zuge einer Machbarkeitsstudie im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Vereine sowie der Schulen. „Darin nehmen wir alle Impulse und Wünsche der Beteiligten auf, um sie in unsere Überlegungen für die Sanierung der Sporthalle einfließen zu lassen. So wurde neben dem Wunsch nach neuen, vorzeigbaren Sanitäranlagen auch vorgeschlagen, in der Halle eine kleine Cafeteria einzurichten. Davon könnten Vereine profitieren, wenn sie Sportveranstaltungen mit Publikum in der Halle organisieren. So wie zum Beispiel die Volleyballerinnen des RC Sorpesee“, sagt Björn Allefeld.

Hier sollen zügig Sanierungsarbeiten starten: die Grundschule in Hachen.
Hier sollen zügig Sanierungsarbeiten starten: die Grundschule in Hachen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Erste Machbarkeitsentwürfe liegen jetzt in der Verwaltung und müssen geprüft sowie durchgearbeitet werden. Danach erfolgt ein sogenanntes VgV-Verfahren zur Ermittlung des Planers. Die Vergabeverordnung (VgV) regelt die öffentliche Auftragsvergabe in Deutschland. In der VgV sind konkrete Erläuterungen über Vergabeverfahren sowie für die Ausrichtung von Wettbewerben enthalten. Erst wenn der Planer gefunden wurde, kann ein Konzept erstellt werden. „Wir gehen von einem Jahr für die Planung aus. Der Baustart könnte dann 2025 erfolgen“, stellt Jaqueline Bila fest.

Zuletzt hatte es in der Öffentlichkeit auch den Ruf nach der Vergabe aller Planungen und Vorbereitungen seitens der Sanierung der Schulen und Sporthallen an externe Planungsbüros gegeben. Dem widerspricht Patricia Plebs deutlich. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Prozesse dann schneller laufen. Denn, was viele Menschen dabei vergessen. Wir müssen für diese Vergabe ebenfalls erst einmal ein Vergabeverfahren starten. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben.“

Eine gute Nachricht gibt es dann für die Schulkinder in Hachen. Denn dort soll es mit Sanierungen an der Grundschule im kommenden Jahr zügig vorangehen. Das benötigte Brandschutzkonzept ist erstellt und die Bauantragsunterlagen sollen im Januar 2024 eingereicht werden. „Wir bringen nicht nur die Digitalisierung voran, sondern sanieren in der Schule den Sanitärbereich und erneuern auch die Elektroanlagen“, so Plebs. Und für den Brandschutz werde ein zweiter Rettungsweg geschaffen.