Sundern. Eigentümer von Gewerbeimmobilien und Einzelhändler befürchten eine Reduzierung. Die Verwaltung sieht keinen Grund zur Panik

In Sundern ist eine Diskussion wieder aufgeflammt, die eigentlich 2018 beendet schien. Denn plötzlich bangt die Bürgerinitiative Innenstadt erneut um den Erhalt von Parkplätzen hinter der ehemaligen Johannesschule und dem Levi-Klein-Platz. Damals hatten die Mitglieder der Bürgerinitiative mehr als 4.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. „Schon damals hatten wir einen enormen Rückhalt aus den Dörfern und umliegenden Ortsteilen“, erinnert sich Dr. Friedrich Schulte-Kramer, einer der Initiatoren der Bürgerinitiative Innenstadt.

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Ursprünglich gab es die Idee eines Röhrparks. Die meisten Parkplätze hätten hierfür weichen müssen, die Brücken über die Röhr wären entfernt worden, um das gesamte Gebiet erlebbarer zu gestalten. Doch die Eigentümer der Gewerbeimmobilien in der Sunderner Innenstadt und die Einzelhändler fürchteten den Verlust von Kundenströme durch die drastische Reduzierung der kostenlose Parkplätze.

Nun besteht diese Angst erneut, wie Renate Scheffer als Stellvertreterin der Eigentümergruppe Becker-Nupe/Scheffer betont. Wir fürchten, dass die letzten verbliebenen Geschäfte in der Innenstadt durch den Wegfall der Parkplätze noch weitere Kundinnen und Kunden verlieren. Schauen Sie sich doch einfach mal hier auf dem Parkplatz um, fast alles ist mit Autos besetzt“, zeigt sie auf den Parkraum.

Gut besucht

In der Tat, an einem gewöhnlichen Montagnachmittag sind augenscheinlich rund 80 Prozent der 175 Parkplätze belegt. Ob alle der dort parkenden Menschen zu diesem Zeitpunkt auch in der Innenstadt einkaufen ist nicht zu prüfen, doch die Fußgängerzone ist belebt und nicht wenige nutzen die dortige Parkgelegenheit auch aus, um den Supermarkt an der Freiheitsmühle zu besuchen.

„Wir haben das Gefühl, dass die Verwaltung uns mit den neuen Innenstadtplänen regelrecht überrumpelt“, kritisiert Renate Scheffer. Aktuell herrsche bei den Gewerbeimmobilien in der Sunderner Innenstadt eine gewisse Fluktuation. „Alles ist im Fluss. Einige der Immobilien wechseln momentan ihre Besitzer. Wir aber müssen doch mit den Parkplätzen die Dienstleistungsangebote in Sundern absichern“, betont Scheffer.

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Durch zwei getrennt voneinander abgehaltene Infoveranstaltungen der Wi.Sta für Eigentümer und Einzelhändler sei man über die Entwicklungen informiert worden. „Wir haben direkt an den Abenden unser Unverständnis geäußert und die Pläne kritisiert“, erklärt Eigentümerin Annelore-Kißmar-Fischer. Ihre Immobilie befindet ich unmittelbar neben der Eisdiele in der Fußgängerzone.

Die Wut der Eigentümer wird auch durch die Einzelhändler bestätigt. Musa Alp betreibt das Blumenhaus Alpenveilchen im Zentrum und kann die Unzufriedenheit bestätigen. „Wir Einzelhändler haben uns schon bei einem unserer Treffen darüber ausgetauscht. Die Parkplätze sind wichtig für uns!“

Die Mitglieder der Bürgerinitiative sprechen sich deutlich für den Erhalt der Parkplätze entlang der Röhr aus.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative sprechen sich deutlich für den Erhalt der Parkplätze entlang der Röhr aus. © Eric ClaßeN

Dr. Friedrich Schulte-Kramer und die übrigen Mitglieder machen deutlich, dass sie nicht grundsätzlich gegen eine Innenstadtentwicklung seien. „Die neue geplante Bürger- und Begegnungsstätte ist wichtig für Sundern und so etwas wird benötigt, auch als Frequenzbringer, wodurch auch wieder die Geschäfte und die Gastronomie profitieren können“, unterstreicht Schulte-Kramer. Gleichzeitig sagt er aber auch, „dass man einen möglichen Radweg und Parkplätze kombinieren kann. Wir müssen doch die Infrastruktur in Sundern erhalten!“

Mahnende Worte

Renate Scheffer jedenfalls sagt: „Auch wenn es 2018 unter dem alten Bürgermeister Brodel und durch einen Ratsentscheid einen Rückzug bei der Parkplatzreduzierung gab, die Bürgerinitiative von damals gibt es immer noch, wie man sieht. Und wir geben nicht auf!“

Im Rathaus von Sundern reagiert man mit Überraschung auf die Kritik aus der Bürgerschaft. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke stellt unmissverständlich dar: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch überhaupt nicht klar, ob durch das InSEK 2030 Parkplätze reduziert werden. Es soll lediglich definiert werden, welchen inhaltlichen Schwerpunkt für künftige Planungsschritte der Bereich hinter dem Levi-Klein-Platz und der ehemaligen Johannesschule erhalten soll. Das ganze Projekt ist aktuell noch sehr abstrakt. Es ist noch gar keine Entscheidung gefallen, in welche Richtung sich etwas entwickeln wird.“

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Lars Ohlig, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und öffentliche Infrastruktur, bekräftigt: „Das InSEK hat Planungscharakter. Es geht um das Konzept einer vorbereitenden Planung zur Umgestaltung der Fußgängerzone. Dabei soll auch überlegt werden, welcher Zugang vom Levi-Klein-Platz zur Röhr geschaffen werden kann.“

Der weitere Prozess

Die Verwaltung hat nun Zeit bis zum 31. Oktober die konkreten Planungen für das Haus für Kultur und Begegnung bei der zuständigen Instanz einzureichen. Vorher ist aber beabsichtigt bei der Ratssitzung am 26. Oktober einen Ratsbeschluss hierfür zu erhalten. „Das ist ein vorgeschalteter förderrechtlicher Rahmen. Erst wenn das erfolgt ist, können wir Planungsbüros beauftragen, die Konzepte für den Innenstadtbereich zu erstellen. Dafür erhalten wir dann Fördergelder“, so Ohlig. „Wenn uns dann konkrete Konzepte vorgelegt werden, erfolgt eine Bürgerbeteiligung. Es wird also nichts einfach über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden“, versichert Bürgermeister Willeke.

Im August soll es ein Treffen von Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke und Vertretern der Stadt Sundern mit den Eigentümern der Gewerbeimmobilie zu diesem Thema geben. „Wir werden dann noch einmal ausführlich die Schritte aufzeigen und transparent das Vorgehen erklären“, betont Willeke.