Neheim. Im historisch umgebauten Stammhaus spiegelt sich Familiengeschichte wider. Das Gebäude weckt Erinnerungen an die Anfänge einer Erfolgsgeschichte.

Unter dem Dach hatte Peter Rottler einst sein Spielzimmer. „Hier bin ich groß geworden“, erzählt der heute 67-Jährige, „das war meine Kinderstube.“ Aber mehr noch: Hinter den nun aufwändig und mit Liebe zum Detail renovierten und wiederhergestellten Fassaden des Hauses in der Neheimer Hauptstraße 3 verbergen sich neben einem guten Stück Familiengeschichte auch die Erinnerungen an die Anfänge eines beachtlichen unternehmerischen Aufstiegs.

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Mehr als ein Jahr Planung und Umbau liegen zurück. Erworben hat die Familie Rottler das im Jahr 1901 von der Familie Hockelmann erbaute Gebäude bereits vor fast zehn Jahren. Ideen für die unternehmerische Entwicklung sind die eine Sache, die Verantwortung für Geschichte und Baukultur eine andere. „Wir standen vor der Entscheidung: Tieferlegen oder historische Fassade?“, erzählt Peter Rottler. Die Wahl fiel auf die teuerste aller Varianten, um das Stammhaus des in zwischen auf 120 Filialen ausgeweiteten Optik- und Hörgeräte-Handels neu erstrahlen zu lassen.

Das war meine Kinderstube und hier liegen die Wurzeln des Unternehmens.
Peter Rottler - Seniorchef des Optik- und Hörgeräteunternehmens Rottler aus Neheim

Paul Rottler, er war 2007 ins Unternehmen eingestiegen und übernahm bereits 2015 von seinem Vater Peter die Gesamtleitung, spricht von einem „geschichtsträchtigen Gebäude“ und „einem wichtigen Schritt, um die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu stärken“. Zugleich aber soll etwas für das Stadtbild von Neheim getan werden. Ein Facebook-Post des Heimatbundes Neheim-Hüsten hatte die Familie 2020 zur Fassaden-Wiederherstellung inspiriert. „Wir wollen der Stadt ein Stück Geschichte zurückgeben“, sagt Paul Rottler. Sein Vater ergänzt: „Dieses Haus und Neheim sind unsere Wurzeln. Wir wollen Neheim etwas wiedergeben, denn wir sind nur dank unserer Kunden hier in Neheim groß geworden.“

Paul Rottler hat die Gesamtleitung von Rottler inne.
Paul Rottler hat die Gesamtleitung von Rottler inne. © WP | Martin Haselhorst

Nach dem Krieg war das Geschäft von Paul und Maria Rottler am Totenberg gegründet worden und zog 1946 in die Hauptstraße 3. Unten das Geschäft, darüber die Wohnung. Und ein kleiner Peter, der durch das Treppenhaus flitzte. Im Keller waren die Büros. 40 Jahre lang war die Firma Rottler Mieter in dem Haus. Nach dem Tod seines Vaters Paul senior (1977) und seines Bruders Paul junior (1976) führte Peter Rottler die Geschäfte in der Hauptstraße 3 partnerschaftlich zusammen mit seiner Schwester Martha. „Sie war bis zu ihrem Renteneintritt immer eine wertvolle Hilfe“, sagt Peter Rottler. Später übernahmen Peter Rottler - damals mit 21 Jahren jüngster Optikermeister Deutschlands - und seine Frau Andrea den Betrieb ganz. Andrea Rottler war ebenfalls Augenoptikermeisterin und baute vor allem den Exklusivbereich als eine der drei Säulen der Geschäftsstrategie auf (neben Preiskundschaft und Tradition).

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Auch hier schließt sich der Kreis. Denn der Wechsel vom Haus Hauptstraße 27 ins Stammhaus ist mit dem Einzug des Store-Konzepts „Exklusiv“ verbunden, der an der neuen Adresse neue Maßstäbe setzen will. In den beiden oberen Etagen ist ein neues Schulungs- und Ausbildungszentrum für das gesamte Unternehmen entstanden. „Da werden täglich 30 bis 50 Mitarbeiter nach Neheim kommen“, so Peter Rottler. Er freut sich, dass so auch Menschen in die Innenstadt geholt werden. Zudem wird eine Etage für die zusätzliche Qualifikation von Auszubildenden aus dem Unternehmen eingerichtet.

Das Rottler-Ensemble Hauptstraße 1 und 3 ist nun eine Einheit.
Das Rottler-Ensemble Hauptstraße 1 und 3 ist nun eine Einheit. © WP | Martin Haselhorst

Die Ladenfläche des Stammhauses ist per Durchbruch mit dem Nachbargebäude verbunden, in dem sich in der ersten Etage auch das moderne „Augen-Labor“ mit einer Praxis für Augenoptik und Optometrie befindet. Hauptstraße 1 und Hauptstraße 3 bilden künftig eine Einheit. Peter Rottler ist stolz auf das, was sein Sohn nun umgesetzt hat. „Ich bin sehr dankbar, dass er die Idee des historischen Umbaus mitgetragen und realisiert hat“, sagt Peter Rottler.

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In der Stadt wird die Fassaden-Wiederherstellung und der Rückbau der jahrlang dominierenden Glasfassade durchweg begrüßt. „Eine echte Bereicherung für die Innenstadt“, lobt Jens Steinberg auf Facebook. Und dort kommentiert auch Katrin Garner begeistert: „Absolut gelungen und ein Hingucker für Neheim“. Und sogar Bürgermeister Ralf Paul Bittner lobt und spricht von „einem weiteren Highlight für Neheim mit Strahlkraft“.

Der Heimatbund Neheim-Hüsten setzt sich schon seit Jahren für eine städtebauliche und historische Identität Neheims ein. „Die bewusste Wiederherrichtung der Fassade trägt dazu bei“, sagt Vorsitzende Alicia Sommer und dankt der Familie Rottler ausdrücklich dafür, dass sie sich für diesen Weg entschieden hat. „Die Kombination aus Alt und Neu ist hervorragend gelungen und findet hoffentlich Nachahmer“, so Sommer.

Peter, Andrea und Paul Rottler (von links)
Peter, Andrea und Paul Rottler (von links) © ROTTLER | ROTTLER