Arnsberg/Sundern. Der richtige Durchblick im Schulunterricht: Lehrerinnen und Optiker geben Tipps.

Gabriele David (58) ist Schulleiterin der Grundschule Müggenberg-Rusch und kann sich nicht erinnern, dass sie zu irgend einem Zeitpunkt in ihrem Leben keine Brille getragen hätte. „Bereits als I-Dötzchen bin ich mit einer dicken, braunen Hornbrille zur Schule gestiefelt“, lacht sie.

Gehänselt hätten sie ihre Mitschülerinnen und Mitschülern aber nicht. „Eine Brille zu tragen, war damals zwar nicht unbedingt normal, doch es hat auch niemanden gestört. Lediglich eine Handvoll Klassenkameradinnen und -kameraden hätten ebenfalls eine Sehschwäche gehabt.

Sehschwäche schwer erkennbar

Und wenn Annika Wünnenberg, stellvertretende Leiterin der Katholischen Grundschule Hachen, an die verschiedenen Jahrgänge an ihrer Schule in Sundern denkt, fällt ihr auf, dass es schon mal eine Klasse gab, in der fast alle eine Brille auf der Nase hatten. „Das ist ganz unterschiedlich“, sagt sie. „Hauptsache, die Sehschwäche eines Kindes wird möglichst früh erkannt.“ Oftmals bliebe dies selbst erfahrenen Kinderärztinnen und -ärzten bei den obligatorischen U-Untersuchungen verborgen. „Mir ist die Fehlsichtigkeit meines Sohnes durch einen Zufall aufgefallen. Da war er dreieinhalb Jahre alt“, verrät Annika Wünnenberg. Je früher Eltern, Ärzte oder Schulen die Sehschwäche entdecken, desto besser sei das, meint sie.

Vor der Einschulung ist es ratsam, einen Sehtest machen zu lassen.
Vor der Einschulung ist es ratsam, einen Sehtest machen zu lassen. © WP | Anja Jungvogel

Der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) rät daher allen Eltern, sich frühzeitig mit der Sehleistung ihrer Kinder zu beschäftigen. Und Gabriele David als auch Annika Wünnenberg verweisen bei der Schulanmeldung darauf, einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufzusuchen, wenn ihnen bei einem Kind etwas auffällt. Denn die körperlichen Voraussetzungen von Kindern seien wichtig, um den Schulstart reibungslos zu gestalten. Vor allem die Augengesundheit beziehungsweise die richtige Sehschärfe würden jedoch oftmals vernachlässigt. Die Sehfähigkeit des eigenen Kindes einzuschätzen, ist für Eltern nicht leicht. Dabei sind die Augen beim Erlernen von neuen Dingen sehr bedeutend.

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Da eine eingeschränkte Sehleistung keine Schmerzen verursacht, bleiben Fehlsichtigkeiten bei Kindern deshalb oft unbemerkt. Wenn Kinder die Buchstaben auf der Tafel nicht erkennen können oder verschwommen wahrnehmen, ist es sehr wahrscheinlich, dass mit den Augen etwas nicht stimmt. „Falls uns das im Unterricht auffallen sollte, setzen wir das Kind zunächst in die erste Reihe und versuchen die Eltern zu bewegen, einen Sehtest machen zu lassen“, so Annika Wünnenberg. Daher sei es unerlässlich, dass Eltern und Lehrer in den ersten Wochen die Schülerinnen und Schüler sehr genau beobachten.

Sehtest machen lassen

„Doch um diesem unnötigen Stress zu entgehen, raten wir Eltern bereits vor der Einschulung einen Sehtest machen zu lassen“, sagt Paul Rottler, Geschäftsinhaber der gleichnamigen Optikerkette. Er ist selbst Vater von drei Söhnen und kennt dahingehend so manches Problem.

Sollten Augenoptiker bei dem Sehtest Auffälligkeiten feststellen, werden die Kinder mit ihren Eltern an einen Augenarzt verwiesen. Eine regelmäßige Überprüfung des Sehvermögens müsste bei Kindern deshalb genauso selbstverständlich zur Vorsorge dazugehören wie der Besuch beim Zahnarzt, meint Paul Rottler.

Folgende Anzeichen deuten auf eine eventuelle Sehschwäche hin: geringer Leseabstand zum Schulheft, Bewegen des Kopfes beim Lesen, Unaufmerksamkeit beim Lesen und schlechtes Leseverständnis, unleserliche und Handschrift, verdrehte oder unterschiedlich große Buchstaben, Zusammenkneifen der Augen, um ein entferntes Objekt zu betrachten, starre Körperhaltung beim Lesen oder Schreiben, Nackenschmerzen, Hyperaktivität und schlechte Konzentration im Unterricht, schlechte schulische Leistungen, unausgeglichenes Verhältnis zwischen Anstrengung und Erfolg, Schielen oder Schließen eines Auges beim Lesen, Auslassen oder Hinzufügen von Wörtern oder Silben beim Lesen, Springen in der Zeile, Juckreiz, Tränen oder Brennen der Augen, häufiges Blinzeln, Lichtempfindlichkeit oder sogar Kopfschmerzen.