Neheim. Ungewöhnliche Lesung am 21. März in Neheim: Autor Achim Albrecht überlegt, einen neuen Krimi im Suaerland spielen zu lassen.

Autor Achim Albrecht wurde 1959 in der Nähe von Kaiserslautern geboren. Trotz seines Faibles für Literatur und Sprache entschied er sich für eine Karriere mit juristischem Hintergrund. Später folgte noch eine Banklehre mit mehreren Auslandsaufenthalten. Mittlerweile ist Achim Albrecht als Professor für Rechtswissenschaft Dozent an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Im Gespräch mit Redakteur Eric Claßen spricht er über seine Begeisterung für das Schreiben und erklärt, warum er gerne auf der großen Bühne steht.

Herr Albrecht, Sie sind mit Ihrer Lesung bereits zum zweiten Mal in Neheim im Bistro und Restaurant Will. Was sind Ihre Eindrücke von diesem Veranstaltungsort?

Achim Albrecht: Das ist erst einmal eine sehr schöne Location. Hier muss man allerdings auch sehr gut vorbereitet sein, denn schließlich wird hier während der Lesung gegessen und getrunken. Dementsprechend ist der Geräuschpegel höher als an anderen Orten, wo Lesungen stattfinden. Ein gutes Mikro und eine gute Aussprache helfen dabei, von allen gehört und verstanden zu werden.

Das heißt, Sie kennen sonst keine Lesungen, bei denen auch Essen angeboten wird?

Albrecht: Es kommt nicht häufig vor, aber ich kenne zum Beispiel Dinner-Lesungen oder auch Wohnzimmer-Lesungen, bei denen auch während des Vortrags gegessen wird. Die Regel ist das aber nicht. Mir hilft allerdings der Umstand, dass ich mir als Dozent in einem Vorlesungssaal Gehör verschaffen muss. Wenn da bei 180 Anwesenden zwölf Personen in den Reihen flüstern, bekommt man das natürlich alles mit. Man darf sich nicht ablenken lassen und sollte die direkte Ansprache wählen. Das hilft ungemein, weil die Erwischten dann meistens still sind.

Sie haben Jura studiert, sind Professor der Rechtswissenschaft und schreiben aber gleichzeitig Bücher wie zum Beispiel Thriller. Wann kam denn dieser Paradigmenwechsel?

Albrecht: Das ist kein Paradigmenwechsel. Ich habe als junger Erwachsener schon gerne große Auftritte geliebt. Früher wollte ich am liebsten immer Kabarettist oder Comedian werden. Meine Eltern haben wir immer davon abgeraten und gesagt, dass ich lieber etwas Gescheites lernen soll, mit dem ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Und im Grunde haben sich auch recht, denn es gibt viele Autoren von Büchern, die nicht so erfolgreich sind, dass sie damit genug Geld verdienen.

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Das klingt, als wären Sie eine kleine „Rampensau“.

Albrecht: Ich wollte es nicht direkt so ausdrücken, aber da ist was Wahres dran. Ich hatte noch nie wirklich Angst, vor Publikum frei zu sprechen. Schon in jungen Jahren war das kein Problem. Ich würde mich auch trauen auf der Bühne vor vielen Menschen, sogar in einem großen Stadion, aufzutreten. Das ist das Benzin, das mich antreibt.

Wann haben Sie denn neben dem Talent für die freie Rede auch das Talent zum Schreiben für sich entdeckt?

Albrecht: Das kam erst nach Beendigung meines Studiums. Ich habe immer gerne gelesen und dann im Rahmen der Arbeit auch Forschungsarbeiten geschrieben. Dabei habe ich aber auch gespürt, dass ich Geschichten erzählen will. Also habe ich irgendwann angefangen, ein Buch zu schreiben. Viele nehmen sich so etwas vor, ich habe es in die Tat umgesetzt.

Fiel die Auswahl der Themen direkt auf Kriminalgeschichten und Thriller oder hätte es auch etwas Leichteres werden können?

Albrecht: Ein seichtes Thema kam nie für mich infrage. Ich mag ausgewählte Sprache und besonders reizvoll ist es, schlimme Geschichten in ausgewählter Sprache zu schreiben. Ich versuche in Büchern die Perspektive zu wechseln. In meinem Buch „Der Engelmacher“ setze mich mit der Frage auseinander, was Auftragsmörder im Rentenalter tun, schließlich zahlen die ja in keine Kasse ein.

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Und, was tun sie?

Albrecht: Sie ermorden weiter!

Wie entstehen Ihre Bücher?

Albrecht: Ich lese sehr viel und recherchiere die Fakten für ein neues Werk. Ein Großteil meiner Freizeit geht dafür drauf und das ist auch nur möglich, weil meine Familie das duldet. Zumeist nutze ich die Semesterferien, um dann in Ruhe meine Gedanken auf Papier zu bringen. Ich ziehe mich in mein Kellerbüro zurück und bin dann sehr diszipliniert sowie konzentriert und schreibe in dieser Phase jeden Tag mindestens fünf Druckseiten. Während dieser Zeit bin ich ein schrecklicher Einsiedler, der sich völlig zurückzieht und kaum spricht. Ist das Buch dann fertig, brauche ich Ruhe. Oftmals dauert es dann ein ganzes Jahr, bis ich wieder bereit für ein neues Werk bin.

Das Bistro Will Neheim: Hier findet die Lesung statt.
Das Bistro Will Neheim: Hier findet die Lesung statt. © Arnsberg | Sabine Dohle

Wäre das Sauerland als Tatort für eine Ihrer zukünftigen Geschichten interessant?

Albrecht: Ich überlege in der Tat eine Geschichte im Sauerland spielen zu lassen. Aus Plettenberg stammt Carl Schmitt, der manchen als Kronjurist der Nazis im Dritten Reich gilt. In der Rechtsphilosophie habe ich mich mit ihm beschäftigt. Nächstes Jahr, wenn ich in den Ruhestand gehe, möchte ich mich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen und einen Roman mit historischem Ansatz und Gegenwartsbezug schreiben. Für dieses Projekt hoffe ich dann mehr Zeit zu haben.

Das bewegt in Sundern

Vorher kommen Sie aber erst einmal zur Lesung nach Neheim. Dort stellen Sie das Buch „Die Kümmerer“ vor. Was verbirgt sich dahinter?

Albrecht: Aus einem Kümmerer werden im Laufe der Zeit mehrere. Es geht um Handlungen im Verborgenen und um Menschen, die aus dem Hintergrund heraus mithilfe von Tarnungen und Täuschungen anderen Menschen helfen. Es ist auf jeden Fall eine positiv besetzte Person, die außerhalb der gesetzlichen Norm pragmatisch handelt. Mehr möchte ich nicht verraten.

Und auf was dürfen sich die Besucherinnen und Besucher der Lesung freuen?

Albrecht: Die Menschen dürfen sich auf pure Unterhaltung freuen. Es darf gelacht und gestaunt werden. Meine Lesung setzt sich von gewöhnlichen Lesungen durch die Art und Weise der Darstellung ab. Nur so viel sei angedeutet: Ich laufe mit dem Buch im Publikum herum, suche den direkten Dialog mit den Anwesenden und führe ein kleines Theaterstück auf. Man kann sich auf Scherze freuen. Die Erfahrung zeigt mir, dass das Publikum positive damit umgeht. Schließlich mache ich meine Leserinnen und Leser zu meinen Komplizen!