Bruchhausen. Er selbst hat Parkinson und COPD - und trotzdem kümmert er sich ehrenamtlich um all die Menschen, die einen Schlaganfall erleiden.
Seit 49 Jahren sind sie ein Paar - Dieter Steinberg (70) und seine Frau Angelika (69). Eine halbe Ewigkeit - vollgespickt mit Schicksalen, die niemandem zu wünschen sind. Denn vor 25 Jahren erlitt Angelika Steinberg innerhalb von nur acht Monaten mehrere Schlaganfälle. Ihre ersten. „Das war ein Schock“, sagt Dieter Steinberg. Er selbst erkrankt an der neurodegenerativen Erkrankung Parkinson und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD.
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„Es gibt natürlich auch Tage, an denen es mir nicht gut geht“, sagt Dieter Steinberg, „aber ich habe nie aufgegeben. Mein Leitsatz ist: Wenn das Leben dir einen Tritt gibt, dann erst recht!“ Und so bleibt das Paar stark, kämpft sich gemeinsam ins Leben zurück, unterstützt sich gegenseitig - und gründet eine Selbsthilfegruppe „Schlaganfall“, die betroffene Menschen und ihre Angehörigen aufklären, unterstützen und zum Austausch anregen soll.
Bundesverdienstkreuz am Bande und Europäische Verdienstmedaille in Gold mit Band
Dieter Steinberg ist ein Mensch, der mit dem Herzen denkt. Nur so lässt es sich erklären, dass er trotz der krankheitsbedingten Beeinträchtigungen in seinem eigenen Leben all seine Kraft und Energie ins Ehrenamt legt. Nicht nur im Bereich der Selbsthilfegruppe „Schlaganfall“, für die er während der Coronazeit sogar noch eine Online-Fortbildung zum Schlaganfall-Helfer absolviert hat.
Er ist zudem Lotse für Menschen mit Behinderungen NRW und engagierte sich im „Club der Behinderten (CeBeef) Arnsberg“, ist Mitbegründer der Gruppe Ü-50 plus, Schriftführer beim VDK Müschede, Ehrenvorsitzender des Fanfaren-Korps Neheim-Hüsten und zudem des Vereins Arnsberger Instrumentalgruppen - war 28 Jahre lang dessen Vorsitzender und organisierte Benefizkonzerte für die drei Arnsberger Krankenhäuser mit.
Alle zwei Minuten ein Schlaganfall
Circa 270.000 Schlaganfälle im Jahr - umgerechnet etwa alle zwei Minuten ein Schlaganfall. Das zeigt die Allgegenwärtigkeit der Thematik. Über 1000 Schlaganfälle werden jährlich am Klinikum Hochsauerland behandelt.
Direkt nach einem Schlaganfall sterben jede Minute 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Kommunikationsstellen und zwölf Kilometer Nervenfasern ab.
Bis zu 40 Prozent aller Schlaganfall-Betroffenen versterben innerhalb eines Jahres.
Viele Menschen, die einen Schlaganfall überleben, fühlen sich anschließend mit ihrer Krankheit alleingelassen, einige leiden auch an Depressionen. Genau da setzt die Selbsthilfegruppe an. Weitere Infos erteilt Dieter Steinberg unter der Email-Adresse d_steinberg@gmx.de und unter der Telefonnummer 0151/56129533.
Im Jahr 2015 wird er für sein jahrelanges Engagement im sozialen und kulturellen Bereich mit dem „Verdienstkreuz am Bande“ des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Meinhard Wiegard und Katrin Schulte vom Volksmusikerbund NRW, Kreisverband Hochsauerland, überreichen Dieter Steinberg im April 2016 die „Verdienstmedaille in Gold mit Band“ des Internationalen Musikverbandes CISM für seine jahrzehntelangen, besonderen Verdienste um die Volksmusik.
„Ich stehe eigentlich nicht so gerne im Mittelpunkt“, sagt er heute, „daher habe ich diese Auszeichnungen für all die Menschen entgegengenommen, die sich ehrenamtlich engagieren.“
Ein Leben im Ehrenamt
Dieter Steinberg ist Ehrenamtler durch und durch. Sein Lebenswerk: ein Workaholic des Schlaganfalls zu sein. Denn nicht nur, dass er die Selbsthilfegruppe seit 25 Jahren am Leben hält, auch bildet er sich fort. Lernt Fachliches zum Schlaganfall, Gesetzliches oder auch Krankenversicherungstechnisches. Er ist für viele Menschen der Ansprechpartner, wenn es um unterstützende Fragestellungen geht. „Ich bekomme in der Woche bestimmt so zehn bis 20 Anrufe von Menschen, die eine Frage haben“, sagt er, „manchmal sind es formelle Dinge, die gefragt werden. Manchmal geht es aber auch nur darum, ein offenes Ohr zu haben.“
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Er unterstütze die Menschen gerne, auch wenn manche das ein oder andere Mal schon eine etwas zu hohe Erwartungshaltung hätten, meint er. „Aber wenn die Menschen wüssten, wie gut Gutes tun tut, dann würden viel mehr Gutes tun.“ Dass er voll und ganz in seinem Element steckt, ist spürbar. Immer wieder rückt er innerhalb des Gesprächs von seiner Persönlichkeit ab und nimmt den Schlaganfall in den Fokus. Kein Wunder. Denn genau darum geht es in seinem Leben. Jetzt, wo die Selbsthilfegruppe ihr 25-Jähriges feiert, soll es auch eine besondere Veranstaltung geben.
Jubiläumstag in der Bildungsakademie Hochsauerland
„Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein“ - unter diesem Motto steht die Einladung der Selbsthilfegruppe, die für Betroffene und Angehörige im HSK gilt. Denn am Samstag, 16. März, findet zwischen 10 und 16 Uhr ein informatives Programm statt.
Der Schirmherr, Bürgermeister Ralf Paul Bittner, wird ein paar Worte zur Eröffnung sagen, Marc Fette und Dieter Beckmann werden diese musikalisch begleiten. Es finden Vorträge (Schlaganfall - Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten, Schlaganfall/Herz und Autofahren nach dem Schlaganfall) statt und ganztägige Aktionen. Unter anderem wird der Rettungsdienst Hagelstein seine Rettungsfahrzeuge präsentieren. Es findet eine Verlosung eines Ergometers zugunsten der Stroke-Unit des Klinikums Hochsauerland statt; Blutdruck-, Blutzucker-, Cholersterinmessungen und eine Tombola mit rund 50 Preisen. „Der Erlös wiederum wird dann dazu verwendet, ausführliche Infopakete zum Schlaganfall zu packen“, so Steinberg.
„Außerdem möchten wir unseren Gästen auch alkoholfreie Getränke und eine Bratwurst vom Grill anbieten.“ Die Veranstaltung kann ohne Anmeldung besucht werden. „Vielleicht kommt ja jemand im Zuge des Käsemarkts-Besuch rüber zur alten Petrischule“, so Dieter Steinberg hoffnungsvoll. Es wäre ein weiterer Meilenstein in seinem Kampf gegen den Schlaganfall.