Hüsten. Amtsgericht hat Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beim Unternehmen Wesco in Hüsten eröffnet. Der große Ausverkauf läuft.
Das Wesco-Aus ist beschlossene Sache - jetzt beginnt der große Ausverkauf. Der Sales-Bereich im Wesco-Loft vor dem markanten geziegelten historischen Unternehmensgebäude hat noch bis Ende des Monats geöffnet. In Anzeigen verweist das insolvente Unternehmen darauf, dass ab sofort ist das komplette Sortiment Möbel, Gartenmöbel und Wohnaccessoires „um bis zu 70 Prozent reduziert“ sei. Ausserdem wird dort jetzt auch Ware von der Villa WESCO auf Mallorca im Sale angeboten - darunter viele hochwertige Einrichtungs- und Deko-Marken. Urprünglich hatte es geheißen, dass das Spanien-Geschäft von der Insolvenz nicht betroffen sein soll. Inzwischen aber ist klar, dass auch die 2016 pompös eröfffnete Villa Wesco Mallorca nicht mehr an den Start gehen wird.
Bei den Wesco-Design-Küchenaccessoires und -Abfallsammlern werden im Loft nun B-Ware, Ausstellungsstücke und Produktionsüberhänge zu reduzierten Preisen abverkauft. Die regulären Wesco-Produkte können ab sofort nur noch über den Wesco-Onlineshop www.wesco.de gekauft werden.
Die traurige Gewissheit für die Mitarbeitenden des Arnsberger Traditionsunternehmens Wesco kam am vergangenen Freitag: Das Amtgericht Arnsberg eröffnete das Insolvenzverfahren über das Vermögen der M. Westermann & Co. GmbH in Eigenverwaltung und ernannte Rechtsanwalt Dr. Janßen zum Insolvenzverwalter. Ein Großteil der Mitarbeitenden erhielt die „unwiderrufliche Freistellung“. In den sozialen Netzwerken in Arnsberg macht sich Betroffenheit breit.
Für Wesco-Standort Schwarzenberg läuft Investorenprozess noch
„Der Investorenprozess hatte dort leider nicht zum gewünschten Ergebnis geführt“, teilt Sprecher Thomas Feldmann vom Insolvenz-Team mit. Aus „insolvenzrechtlichen Gründen“ habe daher die Notwendigkeit bestanden, allen rund 80 Mitarbeitenden zu kündigen „und bis auf einem Abwicklungsteam von rund 30 Mitarbeitenden freizustellen“. Für die affiliierte Produktions- und Zuliefergesellschaft H. Dedores & Co. GmbH aus Schwarzenberg sei der Investorenprozess hingegen noch nicht abgeschlossen.
Mehr war vom Unternehmen in der vergangenen Woche trotz mehrmaliger auf Nachfrage unserer Zeitung nicht zu erfahren. Man wolle sich erst äußern, wenn es etwas Neues zu vermelden gebe. Der in all den Jahren immer offen kommunizierende Geschäftsführer Egbert Neuhaus war in den vergangenen Monaten seit dem Antrag auf Insolvenzeröffnung zwar an der Suche nach einem Investor beteiligt, aber laut Vereinbarung über den Stand des Verfahrens gegenüber der Öffentlichkeit nicht auskunftsberechtigt. Die Startseite im Internet unter der Adresse: www.wesco.de meldet über einen sprechenden Mülleimer „Houston, wir haben ein Problem“ und verweist auf technische Probleme auf der Internetseite.
Noch kein Investor gefunden
Nun wurden den Mitarbeitenden in einer Betriebsversammlung am Montag als auch am Freitag mitgeteilt, dass „ein Investor für die Übernahme des Geschäftsbetriebs oder zumindest von wesentlichen Teilen trotz aller Bemühungen nicht zu Verfügung steht“. In Schreiben an die freigestellten Mitarbeitenden wurde erklärt, dass eine Fortführung des Geschäftsfbetriebes ohne einen Investor nicht möglich sei und dieser eingestellt werden müsse. „Die zurzeit vorhandenen Gelder reichen nicht aus, um Ihre Vergütungsansprüche für die Zeit ab dem 1. März 2024 erfüllen zu können“, heißt es in den der Redaktion vorliegenden Anschreiben. Hintergrund ist, dass Ende Februar die Zahlung des Insolvenzgeldes ausgelaufen ist.
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Die Freistellung beziehe sich zunächst auf etwaige Urlaubs- und Freizeitausgleichansprüche, für die eine Anrechnung erfolgen werde. Im Anschluss bleibe die Freistellung bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Diese sollen, so wurde in der Betriebsversammlung erklärt, kurzfristig zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt werden. Die Mitarbeitenden rechnen damit, dass Mitte des Monats die ersten Kündigungen erfolgen, die restlichen bis Ende des Monats. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Egbert Neuhaus noch von rund 100 Mitarbeitern am Standort Hüsten gesprochen.
Die freigestellten Mitarbeitenden haben nun einen Anspruch auf den Bezug von Arbeitslosengeld im Rahmen der sogenannten Gleichwohlgewährung, sofern die persönlichen Voraussetzungen für den Bezug von Arbeitslosengeld erfüllt sind. „Traurig ist, dass wir als Belegschaft immer auf den letzten Drücker informiert worden sind“, sagen Mitarbeiter am Freitag. Oft seien Gerüchte schneller gewesen als die Informationen des Insolvenz-Teams.
Der Stadt Arnsberg geht damit eines der ganz großen Traditionsunternehmen mit einer über 150-jährigen Geschichte und somit auch kein unbedeutender Gewerbesteuerzahler verloren. Noch völlig unklar ist derzeit auch, was mit dem Industriestandort an der Ruhr passieren wird. Das von der Lage her attraktive Gelände an der Ruhr könnte auch zur Industriebrache werden. Erst vor etwas mehr als einem Jahr hatte Wesco die Villa Wesco an die Immobilienverwaltungsgesellschaft ANH verkauft.
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Festgelegt ist inzwischen auch der Termin für die Gläubigerversammlung. Er soll am 14. Mai um 9 Uhr im Amtsgericht Arnsberg stattfinden. Gläubiger sollen ab sofort gegen dem Sachverwalter mitzuteilen, welche Sicherungsrechte und Forderungen sie formulieren.