Neheim. Stadtumbau Arnsberg: Nach Brücken-Aus bleibt die eigentliche Rathaussanierung und Nahmobilität im Fokus.
Unumstritten war das Bauwerk nie: Für die im Zuge der Rathaussanierung und Gestaltung der Außenanlagen eingeplante Fußgängerbrücke zwischen dem neuen Verwaltungsgebäude und der auf der gegenüberliegenden Seite befindliche Gastronomie Da Vinci und dem Bahnhof hat die Stadt Arnsberg nun aber die Mitteilung bekommen, dass für die Brücke kein Förderzugang im Förderprogramm Nahmobilität bestünde. „Somit wird die Brücke nicht gebaut“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Das letzte Kapitel der Geschichte um die im Volksmund bereits „Pizza-Brücke“ benannte Querung ist somit zugeschlagen.
Wenig Bedauern der Politik
Informiert darüber wurden bereits die Bezirksausschüsse in Neheim und Hüsten. „Bei der Bekanntgabe in den Bezirksausschüssen Neheim und Hüsten war leider wenig Bedauern der Politik gegenüber der Ablehnung des Projektes zu erkennen“, stellt die Stadt enttäuscht fest. Die Verwaltung bedauere, mit der Planung gegenüber den Fördermittelgebern nicht auf Unterstützung gestoßen zu sein. Die Argumente in der Ablehnung basieren darauf, dass bereits zwei für den Fuß- und Radverkehr nutzbare Brücken in unmittelbarer Nähe gäbe – westlich und östlich des Rathauses. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sei daher keine weitere Brücke erforderlich, hieß es dazu im Ablehnungsschreiben. Die Stadt verweist aber darauf, dass eine der beiden Brücken hauptsächlich für den Autoverkehr diene. Die „Pizza-Brücke“, die nur von Radfahrenden und Fußgängern in direkter Verbindung zum Knotenpunkt Bahnhof Neheim-Hüsten vorgesehen war, sei als zusätzliches Förderprojekt zur Rathaussanierung geplant gewesen.
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Bereits im Jahr 2015 waren für die Brücke Kosten von mehr als 600.000 Euro veranschlagt worden. Inzwischen wäre von deutlich höheren Baukosten auszugehen. Schon damals hatten Kritiker befürchtet, dass dieser Brückenbau Potenzial für einen Eintrag in das Schwarzbuches des Bundes der Steuerzahler habe. Allerdings wurde die Diskussion damals auch sehr emotional geführt.
Andreas Posta, SPD-Fraktionsvorsitzender im Arnsberger Stadtrat, begrüßt heute „die mögliche Kosteneinsparung an dieser Stelle“. Es sei gut, dass der Fördergeber erkannt habe, dass es nun dringender erforderlicher sei, das Rathaus als eigentliches Förderziel gerade wegen der gestiegenen Kosten in diesem Bereich „jetzt nachdrücklich zu unterstützen“. Die SPD-Fraktion habe diese Brücke immer kritisch gesehen und spricht von einem „Nice to have“-Projekt. Immer habe es aber geheißen, dass ohne die Brücke die Fördermittel für die Rathaussanierung nicht hätten fließen können.
Die CDU-Fraktion will in der kommenden Woche über die Auswirkungen der Entscheidung beraten. „Die Grundidee der Brücke, den Rad- und Fußgängerverkehr losgelöst von der Hauptstraße über die Ruhr zu führen, war ja so schlecht nicht“, sagt Fraktionsvorsitzender Jochem Hunecke. Es sei nun zu überlegen, welche Alternativen gegebenenfalls im Rahmen einer anstehenden Brückensanierung der Autoverkehrs-Ruhrbrücke am Rathaus umzusetzen seien.
„Keine Auswirkungen auf Rathausförderung“
Das aber scheint nun anders zu sein: „Die Entscheidung hat nach derzeitigem Kenntnisstand keinerlei Auswirkungen auf die Förderung der Rathaussanierung“, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Anbindung und Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr blieben jedoch weiterhin Zielsetzung zur Steigerung der Nahmobilität. Das bedeutet, dass aus Sicht der Verwaltung - wie auch von der CDU-Fraktion angedeutet - bei anstehenden Brückensanierungen in diesem Bereich weiterhin eine Verbesserung für Fußgänger und Radfahrende angestrebt werde.
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Mit dem 2016 erarbeiteten Masterplan Mobilität 2030 der Stadt Arnsberg wurde eine mittel- bis langfristige Strategie für die klimafreundliche und stadtverträgliche Abwicklung des gesamtstädtischen Verkehrs festgelegt. Handlungsbedarf bestehe demnach vor allem bei der Verkehrsvermeidung und der Verlagerung von Fahrten auf umweltfreundliche Verkehrsmittel. Grundlage der städtebaulichen Entwicklung bildet das Integrierte Handlungskonzept (InHK) für das Stadtumbaugebiet Hüsten, das im Dezember 2016 vom Rat der Stadt Arnsberg beschlossen wurde. Es stellte in seiner Bewertung unter anderem heraus, dass mit der Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes Neheim-Hüsten, des Schulzentrums am Berliner Platz und des Rathausumfeldes die Chance besteht, „die hohe Frequentierung durch die dort verkehrenden Personenkreise über eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität und -dauer stärker als Nachfragepotenzial für vorhandene und neue Angebote vor Ort zu erschließen.“
Als Baustein des Radwegekonzepts geplant gewesen
Die Stadt Arnsberg hatte im ersten Halbjahr 2017 einen nichtoffenen, interdisziplinären Realisierungswettbewerb mit Ideenteil ausgelobt für die Sanierung und den Umbau des Rathauses mit Freiraum und Außenflächen. „Über den Neubau einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke sollte das Rathausumfeld stärker an den Bahnhof angebunden werden und als Schnittstelle zwischen dem Quartier Müggenberg und dem Schulzentrum Campus Berliner Platz eine neue Quartiersstruktur entwickeln“, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Brücke hätte nicht nur die Anbindung des Müggenbergs und des Arbeitsplatzes Rathaus an den ÖPNV-Knotenpunkt für Bus und Bahn am Bahnhof optimiert, sondern wäre auch ein fehlender Baustein gewesen, um den Radexpressweg auf der gegenüberliegenden Ruhrseite über die neue Fußwege- und Radwegebrücke an den Ruhrtalradweg anzubinden. „Mit der Vernetzung der beiden Radwege wäre ein zentraler Baustein des Neu- und Ausbaus innerstädtischer Radwegeverbindungen geschaffen worden“, so die Stadtverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung.