Meschede. Mitgliederwerbung, PR-Aktionen, Förderprogramme - wie der Ehrenamtsbeauftragte des HSK, Klaus Depenbrock, Vereine und Initiativen unterstützt.

Ehrenamtlich Veranstaltungen planen, neue Mitglieder werben, sich professionell präsentieren - das kostet Kraft. Gut, dass es im HSK jemand gibt, der Vereine dabei unterstützt. Klaus Depenbrock ist Kulturmanager beim Hochsauerlandkreis in Meschede und freut sich über Anfragen - auch wenn er keinen Koffer voller Kreisgeld zu bieten hat.

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Kultur ist ein weiter Begriff? Wer kann sich an Sie wenden?

Ich bin ja studierter Soziologe und für uns ist Kultur erstmal fast alles (lacht). Doch in meiner Aufgabe als Kulturmanager bin ich vor allem Ansprechpartner für Vereine, die kulturell tätig sind, also vom Schützenverein über den Gesangverein bis zum Künstlerverein, aber auch eine Frauengemeinschaft, die eine Kulturveranstaltung plant und beispielsweise der wkm in Meschede oder Kultur Pur in Bestwig könnten sich an mich wenden, und ich gucke dann, ob und wie ich helfen kann. Zusammengearbeitet habe ich neben vielen anderen Vereinen schon beispielsweise mit der Jugendkunstschule sowie dem „kunsthaus alte mühle“ in Schmallenberg und dem Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg.

Mit Hammer, Säge und Bohrer ging es an eigene kreative Ideen - ein Projekt der Jugendkunstschule: Auch mit dieser Einrichtung hat Klaus Depenbrock schon zusammengearbeitet.
Mit Hammer, Säge und Bohrer ging es an eigene kreative Ideen - ein Projekt der Jugendkunstschule: Auch mit dieser Einrichtung hat Klaus Depenbrock schon zusammengearbeitet. © Nina Kownacki

Wie können Sie unterstützen? Blicken Sie durch im Dschungel der Förderprogramme? Oder haben Sie ein eigenes Budget?

Ich habe zwar keinen Koffer voller Kreisgeld, aber einen Werkzeugkoffer voller Impulse und Ideen. Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, mit den Akteuren und Akteurinnen vor Ort zu schauen, was sie planen oder verändern wollen und dann zu überlegen, wie es sich umsetzen lässt. Dazu gehören auch Kenntnisse über mögliche Förderprogramme, aber die Finanzierung ist bisher oft gar nicht das vordringlichste Ziel in den Gesprächen. Meist ging es um Nachwuchsgewinnung und Neuausrichtung, das sind derzeit die Top-Beratungsthemen.

Viele Vereine tun sich damit schwer.

Ja und da muss ein Umdenken stattfinden. Sie gewinnen heute keine Vereinsmitglieder über Aushänge oder weil sie jemandem eine Beitrittserklärung unter die Nase halten. Oftmals ist auch die Ausrichtung der Vereine für Außenstehende nicht klar. Dazu kommt: Jüngere wollen sich nicht gern langfristig binden. Sie engagieren sich aber gern in Projekten. Also sollte ein Chor oder Heimatverein Projektarbeit anbieten. Hilfreich kann es auch sein zu gucken, wen brauche ich wirklich und dann danach gezielt zu suchen - einen Anpacker, einen versierten Handwerker, eine Organisatorin, eine Sängerin oder jemand für die Öffentlichkeitsarbeit? Und: Man sollte nicht nur versuchen, 25-Jährige für die Vereinsarbeit zu begeistern. Die gibt es natürlich auch, aber Erfolge hat man oft eher ab 50 aufwärts.

Viele Chöre - hier beim Auftritt in Bestwig - sind auf der Suche nach Nachwuchs. Aus das funktioniert besser in Projektarbeit, weiß Klaus Depenbrock.
Viele Chöre - hier beim Auftritt in Bestwig - sind auf der Suche nach Nachwuchs. Aus das funktioniert besser in Projektarbeit, weiß Klaus Depenbrock. © Mustafa Amet

Hatten Sie schon messbare Erfolge?

Oh ja, beispielsweise der MGV Nuttlar konnte durch seine Werbeaktion sieben neue Sänger gewinnen und das Begegnungscafé „Buch + Café Galli cantu“ fand sogar 18 neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Wie können Sie noch helfen?

Es geht vor allem darum, zuzuhören und dann eine individuelle Strategie zu entwickeln. Ich blicke auch mit dem Vorstand auf die Darstellung des Vereins, aufs eigene Marketing. Gemeinsam klären wir: Gibt es eine Website, wie sieht die aus? Was muss auf einen Flyer? Blicke ich bei meiner Selbstdarstellung eher auf die lange Geschichte oder doch besser in die Zukunft? Dafür komme ich auch gern zu den Sitzungen und ja, ich komme dann auch abends um 19 oder 20 Uhr, wenn die Ehrenamtlichen Zeit haben.

Das Bürgergartenprojekt präsentiert sich hier bei einer Samstagsaktion des Stadtmarketings Meschede,
Das Bürgergartenprojekt präsentiert sich hier bei einer Samstagsaktion des Stadtmarketings Meschede, © Brigitta Bongard

Sie bringen auch Initiativen und Vereine zusammen?

Das halte ich für sehr wichtig. Zum Beispiel wachsen gerade viele Bürgergärten in den Kommunen. Da plane ich aktuell einen runden Tisch, bei dem es dann wieder um gemeinsame Projekte geht, darum, dass einer vom anderen lernen kann und wie sich kulturelle Angebote, zum Beispiel Lesungen oder Konzerte in den Bürgergärten in Arnsberg, Brilon oder Meschede finanzieren lassen.

Sie waren zuvor im Marketing tätig, haben sich hiermit auf eine befristete Stelle beworben. Eine gute Entscheidung?

Auf jeden Fall. Ich hoffe ja, dass es weitergeht. Das Schöne an meinem Job ist, dass ich ausschließlich mit Leuten zu tun habe, die ihre Aufgabe mit Herzblut erfüllen. Und das macht einfach Spaß.

Ihre Stelle wird zum Teil aus Landesmitteln finanziert, ein Pilotprojekt.

Dahinter steht die Idee, dass 90 Prozent unseres kulturellen Erbes in der Hand von Ehrenamtlichen liegt. Die Menschen dahinter will das Land – und auch der Hochsauerlandkreis - stärken, damit das nicht eines Tages alles verloren geht. Denn Kultur ist - und darüber könnte ich jetzt als Soziologe lang referieren – letztlich der Kitt der über alle Grenzen hinweg unsere Gesellschaft zusammenhält.

Hintergrund

  • Klaus Depenbrock ist 55 Jahre alt, Diplom-Soziologe und lebt in Hamm.
  • Bevor er im April 2022 zum Hochsauerlandkreis wechselte und sein „Hobby zum Beruf machte“, arbeitete er im Marketing.
  • Als Zweiter Vorsitzender im Kunstverein Hamm, als Fotograf und Musiker hat er jahrelang Erfahrung im Ehrenamt gesammelt.
  • Gemeinsam mit seiner Kollegin, Sarah Lieneke, sie ist Ansprechpartnerin für Museen und Heimatstuben, kümmert er sich ums kulturelle Ehrenamt in der Region. Die Stellen sind vorerst bis Ende des Jahres befristet.
  • Erreichbar ist die Beratungsstelle Kulturelles Ehrenamt telefonisch und per Mail: Klaus Depenbrock, 0291-941803, klaus.depenbrock@hochsauerlandkreis.de und Sarah Lieneke, 02931-944612, sarah.lieneke@hochsauerlandkreis.de.