Hüsten. 114 Tage vor Einweihung des Notfall- und Intensivzentrums in Hüsten warten Anwohner immer noch auf Verkehrskonzept. Klinikum sieht Stadt am Zug.

Exakt 114 Tage vor der terminierten Einweihung des neuen Notfall- und Intensivmedizinischen Zentrum am Standort Karolinenhospital in Hüsten lud das Klinikum Hochsauerland Anwohnende und Interessierte zu einer Informationsveranstaltung in die Aula des Ausbildungscampus in der ehemaligen Petrischule ein. Hauptdiskussionspunkt blieb wie schon bei früheren Veranstaltungen die zu erwartende Verkehrssituation - und das sowohl auf der Straße als auch in der Luft. Die Einweihung wurde nun auf den 14. Juli festgelegt.

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Das Klinikum erläutert zunächst noch einmal die Bedeutung des Bauprojekts für die medizinische Versorgung in der Region und in der Stadt und verwies auf „modernste Notfallversorgung“ und „umfassende Intensivversorgung mit 51 Intensivbetten“.

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Kritik und Sorgen von Besuchern der Aula gibt es mit Blick auf ein fehlendes Verkehrskonzept und den Zustand der Straßen Möthe und Stolte Ley. „Die Gesamtverkehrsführung muss gelöst werden“, sagt auch Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper als Reaktion auf entsprechende Fragen, „das liegt aber nicht in der Kompetenz des Klinikums“. Anwohner beklagen den Zustand der Straßen ebenso wie unverändert hohen Parkdruck und befürchtete Verkehrszunahme. „Wir haben zwei Verkehrsgutachten mit mehreren Optionen erstellt“, sagt Markus Bieker, Geschäftsführer der Infrastruktur GmbH des Klinikums, „die Umsetzung und die Maßnahmen müssen nun durch die Stadt erfolgen“.

Politik will Druck machen auf Verwaltung

Unter den Zuhörern der Infoveranstaltung ist auch Dr. Gerhard Webers (CDU), Vorsitzender des Hüstener Bezirksausschuss. Auch er meldet sich zu Wort. „Die Politik hat ein Verkehrskonzept vorgeschlagen“, sagt er, „wir warten, dass die Verwaltung endlich etwas vorlegt“. Als sich die Aula nach der Verabschiedung leert, stellt er noch klar: „Ich werde mich gleich hinsetzen und beantragen, dass wir im nächsten Bezirksausschuss erfahren, was jetzt passieren soll“. Auch der Hüstener Dr. Norbert Albersmeier machte klar: „Der Verkehr hier muss geregelt werden“.

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Eine ältere Frau will wissen, wie man denn ein so großes medizinisches Zentrum eröffnen könne, ehe eine Verkehrslösung geschaffen sei. Werner Kemper verweist da nicht nur auf die Zuständigkeiten, sondern auf den Zeitdruck. „Wir können nicht warten, bis die letzte Straße fertig ist, ehe wir hier die gute Versorgung haben“. Ein Investment in Höhe von fast 100 Millionen Euro an dem Standort ließe keine Verzögerung zu. „Wir müssen sehen, dass wir nun unseren Betrieb aufbauen“, so Kemper. Beim Neubau habe alles gepasst - von der zügigen Umsetzung bis zum Zeitpunkt der Maßnahme. Ein späterer Baustart wäre dem Klinikum angesichts der veränderten Weltlage mit gewaltigen Kostensteigerungen im Bau in finanzieller Hinsicht existenzgefährdend auf die Füße gefallen.

Notfallzentrum fast am Ziel>>>

Die Genehmigung wurde im Dezember 2022 durch die zuständige Bezirksregierung Münster erteilt. Geflogen werden darf bei Tag und Nacht. „Es ist mit Hubschrauberlärm zu rechnen“, hieß es bei der Vorstellung. Während der Hubschraubereinsätze sei an der Straße Stolte Ley im Bereich des Landeplatzes eine Ampelregelung nötig. Wie Martin Wenker, Autor des bei der Bezirksregierung eingereichten Gutachtens, mitteilt, würden die Grenzwerte der Lärmbelastung zu den Anwohnern eingehalten. Auf Nachfrage eines Betroffenen stellte er klar, dass es keinen Anspruch auf Lärmschutzdämmung bei Anwohnern geben würde. Der Standort des Hubschrauberlandeplatzes sei „aus rein medizinischen Gründen“ und Vorgaben festgelegt worden, die eine Nähe von 50 Metern zum Eingang der Notfallaufnahme verlangen würden. „Es wurden alle Normen eingehalten“, so Martin Wenker. Die festgelegten An- und Abflugkorridore hätten zudem zur Lärmreduzierung beigetragen.

Den Anwohner Sebastian Arndt des letzten Hauses der Siedlung vor der Anfahrt zum künftigen Portal des Notfallzentrums und seine direkten Nachbarn tröstet das wenig. Er sorgt sich vor Lärm, von dem vor allem das Kinderzimmer betroffen sei. „Wir möchten einen fairen Umgang mit der Nachbarschaft“, sagt er. Aus seiner Sicht gehört dazu auch, dass die am stärksten betroffenen Häuser lärmgedämmt werden. „Wir wollen da aber zu einer gütlichen Lösung kommen“, sagt er. Man wolle noch einmal das Gespräch mit der Leitung des Klinikums suchen.

Hubschrauberlandeplatz: Baugenehmigung steht noch aus

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Genehmigung der Bezirksregierung Münster bezieht sich allein auf den Flugverkehr als solches, nicht auf den Bau des Hubschrauberlandeplatzes. Den nämlich muss die Stadt Arnsberg genehmigen. „Der Bauantrag für den Hubschrauberlandeplatz ist eingegangen und befindet sich in Bearbeitung“, teilt die Stadt Arnsberg auf Nachfrage am Donnerstag mit, „hier müssen jetzt aktuelle die Anregungen und Bedenken der Träger öffentlicher Belange abgewartet werden“. Im Baugenehmigungsverfahren, so Stadtsprecherin Ramona Eifert, würden auch mögliche Beeinträchtigungen der Nachbarn unter Berücksichtigung der vorhandenen rechtlichen Rahmenbedingungen durch die Bauaufsichtsbehörde geprüft. Gemäß § 77 Abs.1 Bauordnung für das Land NRW sei aber eine Baugenehmigung zu erteilen, wenn dem Vorhaben keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen.

Dauerthema Parken

Ein Dauerthema rund um das Klinikum ist das Parken. Auch hier berichtet Sebastian Arndt davon, dass Zufahrten auf das Grundstück andauernd zugeparkt seien. Klinikum-Chef Werner Kemper verweist auf künftig 800 Parkplätze im Umfeld des Klinikums für die rund 1800 im Dreischichtsystem arbeitenden Mitarbeitenden am Standort sowie für die Besucher der Patienten in bis 480 Betten. Werner Kemper geht davon aus, dass die Parkkapazitäten ausreichen müssten. „Notfalls müssen wir Ergänzungen vornehmen“, so der Geschäftsführer.