Arnsberg. Diese Woche in unserer Serie „Meine Hochzeit“: Wir haben mit dem Arnsberger Pater Werner über moderne kirchliche Hochzeiten gesprochen.

Die Hochzeit soll der schönste Tag im Leben des Brautpaars sein. Denn auch, wenn es heute nicht mehr unbedingt der Tag ist, an dem das gemeinsame Leben beginnt, weil meist schon eine lange Beziehung vorher geht, so ist es doch der Tag, an dem sich das Paar „Für immer“ verspricht: Für immer zusammen, für immer für einander da – das wohl wichtigste Versprechen, das man sich geben kann. Und genau deswegen soll dieser Tag besonders schön sein.

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Genau so sieht das auch Pater Werner. Er ist schon seit über vierzig Jahren Benediktinerpater in der Abtei Königsmünster in Meschede, seit fünf Jahren ist er nun in Arnsberg tätig. Er hat in seinem Leben schon viele Menschen getraut. „Eine Hochzeit soll so individuell sein wie das Brautpaar, das sie feiert“, sagt er – und berät die Paare, die sich von ihm trauen lassen wollen, auch dahingehend. Ihm ist es wichtig, dass das Paar von der Zeremonie repräsentiert wird.

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„Das Paar soll nichts tun, was ihnen nicht entspricht, und nicht nur auf die Konventionen achten.“ Denn diese Zwänge, ob sie nun von außen kommen, also von Menschen, die sich bestimmte Dinge vom Brautpaar wünschen, oder von innen, wenn sich Braut oder Bräutigam gewisse Dinge überlegen, weil sie „eben so gemacht werden“ oder zum Beispiel um Wünsche der Familie zu erfüllen, seien keine gute Grundlage für eine glückliche Ehe.

Kriterien der kirchlichen Hochzeit

Und das ist nunmal der Grundstein einer christlichen Trauung. „Die Kirche hat drei Kriterien für eine Hochzeit“, erklärt Pater Werner, „Erstens muss die Absicht dahinter stehen, dass es dem Partner oder der Partnerin und sich selbst gut geht im Leben; zweitens muss eine Offenheit für Nachkommen bestehen.“ Wobei dies jedoch nicht hieße, dass zwingend Kinder in die Welt gesetzt werden müssen – auch da kennt Pater Werner gute, persönliche Gründe, die das nicht möglich machen. Aber man müsse sich mit dem Gedanken beschäftigt haben. „Und drittens kommt die freiwillige, ungezwungene Entscheidung, eine gleichgestellte Partnerschaft mit dem Anderen einzugehen.“ Nur, wenn diese Kriterien erfüllt werden, darf geheiratet werden.

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Die Kriterien werden meist, genau wie persönliche Wünsche und Vorlieben, in einem oder mehreren Vorgesprächen herausgefunden, die mit dem Priester, der die Trauung begleiten wird, geführt werden.

„Früher hatten die Traditionen viel mehr Einfluss“, weiß er. Gerade auf dem Land wurden Hochzeiten auf eine bestimmte Art und Weise durchgeführt, an die man sich zu halten hatte. Das war noch vor dreißig Jahren so. Natürlich machte das auch die Planung etwas einfacher – trotzdem ist Pater Werner der großen Überzeugung, dass die neugefundene Individualität der Hochzeit ein großes Gut ist. „Die Zeremonie soll das Brautpaar widerspiegeln – die beiden sollen Freude daran haben.“ Und die Gäste sollten sich mit ihnen und für sie freuen.

Kernritus: Versprechen, immer für sich da zu sein - und Gewissheit für Gottes Begleitung

Vorgabe ist natürlich der Kernritus, das heißt der genaue Wortlaut des Eheversprechens, auch Sakrament der Ehe genannt. „Aber was spricht dagegen, dass die Brautleute sich nicht davor persönliche Worte sagen?“ Auch das Wenden an die Gäste, entweder in ein paar Worten oder durch Fürbitten, sei vollkommen möglich und in Ordnung. Auch Musik, Schmuck, gesungene Lieder und gelesene Texte können jedes Mal individuell ausgesucht werden. Denn: Die Zeremonie ist für das Brautpaar.

Der Priester ist dabei nur der Begleitende, der das Ehesakrament bezeugt und das Paar segnet – das Sakrament spendet sich das Brautpaar selbst. Von da an dürfen sie darauf vertrauen, dass Gott ab dem Moment des Eheversprechens den Weg des Brautpaares bedingungslos mit ihnen geht; ein Glaube, den nicht jeder teilt, das weiß auch Pater Werner. Doch das birgt auch Gutes: „Die Hochzeiten, weil es eben so üblich ist, werden weniger. Die meisten, die jetzt zu uns kommen, entscheiden sich bewusst für eine kirchliche Hochzeit.“ Und damit auch für die Begleitung Gottes durch das gemeinsame Leben.

Alte Gepflogenheiten loslassen

Einige Gepflogenheiten werden jedoch immer noch weniger bewusst gewählt. Pater Werner sieht zum Beispiel den Brauch, dass der Vater die Braut zum Altar begleitet, äußerst kritisch. „Hat nicht die Mutter viel größere Schmerzen gelitten, um das Kind in die Welt zu setzen? Warum ist dann der Vater im Vordergrund?“ Das läge an dem mittelalterlichen patriarchischem System, in dem die Väter ihre Töchter verheirateten – da war diese Übergabe mit einer Eigentumsübergabe zu vergleichen. „Das ist fern ab von Gleichberechtigung. In vielerlei Hinsicht: Warum muss denn der Bräutigam schon vorn am Altar stehen und warten, darf der nicht von seinen Eltern begleitet werden?“

Kurz und Knapp

Eheringe: Gold oder Silber?

Grundsätzlich egal – keine ist auch in Ordnung.

Brautkleid: Weiß oder farbig?

So wie sich die Braut wohlfühlt. Jeans wären auch okay.

Standesamt oder Kirche?

Wenn Kirche gewünscht ist, dann Kirche.

Sekt oder Bier?

Wein hat die größte Festlichkeit.

Buffet oder Torte?

Lieber ein Festmenü servieren.

Sommer oder Winter?

Für große Feiern Sommer – kleine gehen immer.

Gefragt wurde Pater Werner.

An eine Zeremonie, die aufgrund dieser Einwände entstand, erinnert er sich gern: Das Brautpaar entschied sich schließlich dazu, dass nicht nur gemeinsam in die Kirche eingezogen wurde, sondern auch dabei von ihren Eltern und Geschwistern, nämlich ihren liebsten Menschen, begleitet zu werden. „Das war ein Einzug in die Kirche auf Augenhöhe, und er spiegelte das Paar wunderbar wieder.“

Pater Werner rät: Früher in die Beratung kommen, um Stress zu vermeiden

Das rät Pater Werner grundsätzlich allen, die wegen einer Hochzeit zu ihm kommen: Die Persönlichkeit der Brautleute in der Zeremonie zu zeigen. Das hat aber einen Haken: Die meisten haben die Hochzeit schon fast komplett durchgeplant, wenn sie sich ans Pfarrbüro wenden, um einen Termin zu vereinbaren. „Das Brautpaar wird extrem von außen beeinflusst: Von den Freunden, der Familie, den Erfahrungen auf anderen Hochzeiten, und besonders dem Internet. Bräute meistens noch mehr als Bräutigame. Das muss aber gar nicht sein.“ Denn verbiegen solle man sich auf seiner Hochzeit auf gar keinen Fall.

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„Ich würde mir wünschen, dass man sich schon ganz früh an mich wendet, noch bevor überhaupt die Entscheidung gefallen ist, zu heiraten.“ Denn dann könne er viel besser beraten und begleiten, und manche Zwänge und Zweifel aus dem Weg räumen – oder auch einfach nur Denkanstöße geben.

Zum Beispiel, dass üblicherweise ab Frühling bis in den Herbst hinein Hochzeitssaison ist. Geheiratet wird am liebsten Samstags nachmittags, gefolgt von Freitags nachmittags, gefolgt von Samstags morgens. Besonders gern an langen Wochenenden. Und auch, wenn es kein besonders beliebtes „magisches Datum“ gibt und seiner Erfahrung nach Daten bei kirchlichen Hochzeiten nur eine sekundäre Rolle spielen, sollte das bei der Planung bedacht werden – damit dann auch die liebsten Menschen bei dem großen Fest dabei sein können.

>>> Zurück in die Vergangenheit: Lesen Sie hier den ersten Teil unserer Serie