Oeventrop. Wir berichteten über Bernd Siedhoffs Krankheit ALS und seine Lebensqualität. So reagierte die Krankenkasse und das passiert mit den Spenden.

Hoffnung für Bernd Siedhoff, denn die Berichterstattung dieser Zeitung löste eine hohe Anteilnahme der Menschen in Arnsberg und Sundern sowie Spendenbereitschaft derselben aus (wir berichteten).

„Wir sind überwältigt“, sagt Karin Siedhoff, die Ehefrau des erkrankten Bernd. Innerhalb kürzester Zeit gingen tausende Euro an Spenden ein. Sowohl über die Sammelaktion auf „betterplace“ als auch direkt auf dem von ihr eingerichteten Spendenkonto. „Ich möchte mich bei all unseren Freunden, Bekannten und all den Vereinen bedanken, die Anteil genommen und für uns gesammelt und gespendet haben“, sagt Bernd Siedhoff.

Bernd Siedhoff bedankt sich bei allen Vereinen

Ob das Freiw. Tambourkorps Oeventrop e.V., der Schützenverein und auch die einzelnen Könige in Oeventrop, die Alten Herren in Rumbeck und Oeventrop, der Spielmannszug Herdringen, der Gladbach Fanclub Meschede, all den Menschen auf dem Winterfest der Arnsberger Bürgerschützen oder auch dem Turn- und Sportverein Oeventrop - all sie und viele mehr, auch einige Privatpersonen, haben der Familie Siedhoff Geld gespendet und damit dazu beigetragen, dass Bernd Siedhoff zumindest ein Stückweit seine Lebensqualität zurückerhält. Karin Siedhoff spricht explizit auch noch einmal all die Kinder und Eltern ihres Kindergartens an - sowie Kolleginnen und Kollegen. All sie hätten ihr und ihrem Mann sowohl mental als auch finanziell unter die Arme gegriffen.

Krankenkasse bewilligt beantragten Rollstuhl

Auch die IKK (Krankenkasse) meldete sich nun nach Vorlage der entsprechenden Schweigepflichtentbindungserklärung und teilte mit, dass sie Bernd Siedhoffs Situation erneut bedacht und überprüft hätte. „Der neue elektrische Rollstuhl, den er braucht, den bekommt er auch“, sagt Michael Lobscheid, Pressesprecher der IKK. Es sei vorher nicht optimal gelaufen, das müsse zugegeben werden. „Wir sind natürlich auch daran interessiert, das Beste für Herrn Siedhoff herauszuholen.“ Teilweise scheitere dies aber leider an den gesetzlichen Voraussetzungen, die eine Bewilligung mit sich bringt.

Es handelt sich nunmehr um die Bewilligung eines elektrischen Rollstuhls mit einer Hubvorrichtung, die es Bernd Siedhoff unter anderem ermöglicht, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Des Weiteren kann im Nachgang ein sogenannter „Roboterarm“ wie auch ein Tablett zur einfacheren Bedienung angebaut werden, so dass Bernd Siedhoff noch mehr Selbstständigkeit zurückerlangt. „Es ist eine erfreuliche Nachricht, dass die Krankenversicherung nun auf die Bedürfnisse meines Mannes Bezug genommen hat“, sagt Karin Siedhoff.

Lesen Sie auch <<<Gründung in Rekordzeit: Oeventrop hat einen Osterfeuerverein>>>

Bernd Siedhoff selbst fällt schlichtweg ein Stein vom Herzen - endlich kann er Hoffnung schöpfen. Nicht auf Heilung der Krankheit, denn ALS ist unheilbar. Aber Hoffnung auf eine beginnende Zeit, in der er wieder mehr am Leben teilhaben kann. Sei es das Einkaufen im Supermarkt oder auch der Ausflug in den Wald - mit den neuen technischen Möglichkeiten wird sich seine Lebensqualität um einiges steigern.

Selbstverständlich wird sich die Familie jetzt auch an die Beantragung des Roboterarms setzen. Denn der Krankenkasse muss ein solcher natürlich vorliegen, um entsprechend handeln zu können. Den nun komplett bewilligten Rollstuhl durfte Bernd auch schon „probesitzen“ - er sei sehr bequem, so sagt er.

Nächster Schritt: Persönliches Budget

Die nächste Hürde bietet das sogenannte „Persönliche Budget“. Dieses soll ermöglichen, dass Bernd Siedhoff rund um die Uhr jemanden bei sich hat, der sich um ihn kümmert - auch wenn die Ehefrau Karin einmal nicht da ist. Denn sie möchte natürlich gerne auch wieder in ihren Beruf der Kindergärtnerin zurückkehren. Aktuell würde dies jedoch bedeuten, dass Bernd Siedhoff dann tagsüber alleine wäre, was aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes nicht möglich ist.

Auch interessant <<<Sundern-Wildewiese: Rodeln gut - Ski eher weniger>>>

Wie bereits berichtet, ist des nachts jemand vor Ort, der die Vitalfunktionen im Auge behält - das Beatmungsgerät und anderes. Karin Siedhoff wünscht sich schlichtweg, wieder ihren Job ausüben zu können und ein wenig Zeit „für sich“ zu haben - daher der Wunsch, auch das „Persönliche Budget“ zu erhalten. Hier, so bestätigt auch Michael Lobscheid der IKK, ist jedoch nicht die Krankenkasse zuständig, sondern der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe). „Ich weiß aber, dass auch das ins Rollen kommt“, so Michael Lobscheid, „die Gespräche beginnen meines Wissens nach am 24. Januar.“ Genau das bestätigt auch Karin Siedhoff. Das Paar schöpft auch hier Hoffnung, eine entsprechende Unterstützung zu bekommen.

Spenden werden für behindertengerechtes Auto eingesetzt

Der dritte Punkt, der Bernd Siedhoffs Lebensqualität extrem steigern würde, ist das behindertengerechte Auto. „Für den Rollstuhl brauchen wir das Geld ja jetzt nicht“, so Karin Siedhoff, „daher nutzen wir es für das behindertengerechte Auto.“

Beratungsstellen

Wer eine Beratung benötigt, weil Krankenkassen-Leistungen abgelehnt wurden, kann sich neben Rechtsanwälten auch an diese unabhängigen Beratungen wenden:

Verbraucherzentrale Arnsberg, Burgstraße 5, 59755 Arnsberg-Neheim

Telefon: 02932/5109701

Telefonische unabhängige Patientenberatung Deutschland (sogar in weiteren Sprachen)

Telefon: 0800 / 011 77 22

Bürgertelefon zur Krankenversicherung des Bundesministeriums für Gesundheit

Telefon: 030 / 340 60 66 01

Es ist ihm und seiner Frau sehr wichtig, den zahlreichen Menschen und Vereinen, die dies ermöglichen, auch ein Feedback darüber zu geben, wie das Geld nun verwendet wird: Mit der Spende soll ein behindertengerechtes Auto inkl. Auffahrrampe etc. angeschafft werden.